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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zeug; Zeugarbeiter; Zeugdrucke; Zeugdruckerei

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Zeug - Zeugdruckerei.

ebenen Trigonometrie« (Altenb. 1861); »Leitfaden für den Unterricht in der ebenen und räumlichen Geometrie« (2. Aufl., Chemn. 1874); »Katechismus der ebenen und räumlichen Geometrie« (2. Aufl., Leipz. 1878); »Die Kopiertelegraphen, Typendrucktelegraphen und die Doppeltelegraphie« (das. 1865); »Die elektrischen Telegraphen in ihrer gegenwärtigen Einrichtung und Bedeutung« (Zwickau 1869); »Katechismus der elektrischen Telegraphie« (6. Aufl., Leipz. 1883); »Abriß der Geschichte der elektrischen Telegraphie« (Berl. 1874); »Die Entwickelung der automatischen Telegraphie« (das. 1875); »Handbuch der elektrischen Telegraphie« (mit Frölich, Henneberg und Kohlfürst, das. 1877-87, 4 Bde.).

Zeug (Schriftzeug), in den Buchdruckereien alle unbrauchbar gewordenen Drucktypen; auch s. v. w. Schriftmetall (s. Schriftgießerei).

Zeug, mittelalterlicher Ausdruck für Rüstung, später für Geschütze mit ihrem Zubehör, namentlich solange die Artillerie eine Zunft bildete, daher Zeugmeister, ein Artillerieoffizier jener Zeit; Feldzeugmeister (s. d.) oder Generalfeldzeugmeister, Oberstbefehlshaber der Artillerie; Zeugoffiziere, die aus den Zeugfeldwebeln (s. d.) hervorgehenden Verwaltungsoffiziere (Leutnants u. Hauptleute) bei den Artilleriedepots (s. d.); Zeugwart, Diener oder Aufseher in Zeughäusern (noch heute in Berlin).

Zeugarbeiter, im Bergbau beim Maschinenbau verwendete Zimmerleute.

Zeugdrucke, Abdrücke von Holz- und Metallmodeln auf Stoffe, welche im 14. Jahrh. aufkamen. Man wandte den Zeugdruck meist zur Musterung von minder kostbaren Meßgewändern und Futterstoffen an. Er war ein Vorläufer des spätern Bilddrucks (des Holzschnitts und des Kupferstichs).

Zeugdruckerei (Stoffdruckerei), die Kunst, farbige Muster (Dessins) auf Geweben durch Druck zu erzeugen. Die Z. beruht auf denselben Prinzipien wie die Färberei, doch werden die Muster auf sehr verschiedene Weise hervorgebracht. Zum Auftragen der Farben oder Beizen dient im einfachsten Fall der viereckige Holzblock, auf welchem das Muster en relief angebracht ist. Man schneidet dasselbe entweder direkt in das harte Holz des Blockes, oder gibt die Umrisse der Figuren, da das Holz sich leicht abnutzt, durch eingeschlagene Drahtstifte und Blechstreifen an und füllt die Flächen zwischen den Konturen, welche ebenfalls Farbe annehmen sollen, mit Filz oder Tuch aus. Häufig arbeitet man auch mit einem Abguß des Holzschnitts in Stereotypmetall. Das passend zugerichtete Gewebe wird auf einem mit Tuch überzogenen Tisch ausgebreitet, die Druckform auf das im Streichkasten (Chassis) befindliche Tuch, welches stets gleichmäßig mit Farbe versehen werden muß, gesetzt und dann auf das Zeug gebracht. Ein Schlag mit einem hölzernen Hammer auf die Rückseite des Blockes bewirkt, daß die Farbe auf das Zeug übergeht. Um bei wiederholtem Aufsetzen des Blockes den richtigen Anschluß des Musters zu erreichen, sind zwei kleine Stifte vorhanden, welche zwei Löcher in das Zeug stechen, und der Drucker setzt den Stift an seiner linken Seite in das Loch, welches beim letzten Aufsetzen des Blockes der Stift an seiner rechten Seite gemacht hat. Die Streichkasten sind häufig so konstruiert, daß sie gleichzeitig mehrere voneinander getrennte Farben aufnehmen und an den Block abgeben können; statt des Holzblockes aber benutzt man auch hölzerne Walzen, auf denen die Muster in ähnlicher Weise erhaben angebracht sind. Die Druckvorrichtungen mit derartigen Walzen (Plombinen), welche die Farben von einem Tuch aufnehmen, werden durch Maschinen in Bewegung gesetzt und arbeiten daher viel schneller als der Handdruck. In neuerer Zeit hat man die Walze wieder aufgegeben und wendet flache Druckformen auf der Perrotine an. Auf 3-4 hölzernen Platten sind die aus Metalllegierung hergestellten Druckformen befestigt, welche abwechselnd mit mäßigem Federdruck gegen das Zeug schlagen, nachdem sie vorher durch Farbewalzen mit Farbe gespeist sind, während das Gewebe jedesmal um die Breite einer Form vorrückt. Gegenwärtig sind alle Druckvorrichtungen mit erhaben geschnittenen Mustern durch die Walzendruckmaschine verdrängt, in deren kupferne Walzen das Muster eingepreßt ist. Die Walzen werden durch andre, tuchüberzogene Walzen mit Farbe gespeist und durch elastische Stahlschneiden (Abstreichmesser), welche sich dicht an die Walzen anlegen, von aller an deren Oberfläche haftender Farbe befreit, so daß nur die in den das Muster bildenden Vertiefungen haftende Farbe durch starken Druck auf das Zeug übertragen wird. Man baut derartige Maschinen, welche 3, 4, aber auch 20 Farben mit ebenso vielen Walzen drucken; doch ist die genaue Regulierung der Bewegung aller Teile solcher Maschinen, durch welche das Erscheinen sämtlicher Farben an richtiger Stelle gesichert wird, mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die aufzudruckenden Farben und Beizen müssen eine gewisse Konsistenz besitzen, damit sie an der Form hinreichend haften und auf dem Gewebe nicht verlaufen, und werden deshalb mit einem Verdickungsmittel, wie Mehl, Stärkemehl, Dextrin, Gummi, Tragant, Salep, Leim, Pfeifenerde, schwefelsaurem Bleioxyd etc., versetzt. Im einfachsten Fall druckt man Körperfarben, wie Ultramarin, Chromgelb, Chromgrün, Scherwolle, Metallpulver etc., mit einem Bindemittel, wie Eiweiß, Firnis etc., auf und befestigt also die Farben ganz mechanisch auf der Faser. Bei Anwendung von Eiweiß wird das bedruckte Gewebe gedämpft, um das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen und dadurch auf der Faser zu fixieren. Beim Argentindruck wird feines Zinnpulver mit ammoniakalischer Kaseinlösung aufgedruckt und nach dem Trocknen das graue Metallpulver auf der Glättmaschine mit silberähnlichem Glanz versehen. Die Körperfarben gehören zu den Tafel- oder Applikationsfarben (topischen Farben), welche sämtlich schon fertig gebildet auf das Zeug gedruckt werden. Man benutzt aber neben den unlöslichen Körperfarben auch lösliche, welche auf der Faser unlöslich werden und sich dabei mit derselben fest verbinden, so daß sie wie die aufgedruckten Körperfarben dem Waschen widerstehen. So versetzt man eine Rotholzabkochung mit einem Zinnpräparat, aus welchem sich Zinnoxyd abscheidet, welches sich auf der Faser fixiert und den Farbstoff aufnimmt. Häufig befestigt man die Tafelfarben auf den Geweben durch Einwirkung von Dampf (Dampffarben). Die Zeuge werden wie in der Färberei gebeizt, mit den verdickten Farben bedruckt und dann gedämpft, oder man trägt Farbstoff und Beize gemeinschaftlich auf und setzt einen Körper zu, welcher den Farblack (den der Farbstoff mit der Beize bildet) gelöst enthält oder die Bildung dieses Lackes bis zu der Operation des Dämpfens verhindert. Die Fixierung erfolgt z. B. in der Weise, daß durch das Dämpfen Essigsäure ausgetrieben oder Zinnchlorid unter Verflüchtigung von Chlorwasserstoff und Niederschlagung von Zinnoxyd (mit welchem sich der Farbstoff verbindet) auf die Faser zersetzt wird. Bisweilen setzt man auch einen oxydierend wirkenden Körper, wie chromsaures