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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zierpflanzen; Ziësar; Zieselmaus; Ziet.; Zieten

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Zierpflanzen - Zieten.

eine ständische Einigung der österreichischen Lande unter dem Haus Hamburg mit Wahrung der protestantischen Freiheit zu erreichen. Als er sich durch Khlesls reaktionäre Politik getäuscht sah, legte er sein Amt nieder, begab sich nach der Niederwerfung der böhmischen Erhebung, die er nicht gebilligt hatte, in freiwillige Verbannung nach Breslau und starb 9. Okt. 1636 in Prerau. Seine wertvollen Briefe gab Brandt heraus (Prag 1870-72). Vgl. Chlumecky, Karl von Z. und seine Zeit (Brünn 1862-79, 2 Bde.).

Zierpflanzen, alle Pflanzen, welche wegen der Schönheit ihres Habitus, ihrer Blätter (Blattpflanzen) oder Blüten kultiviert werden. In gleichem Sinn spricht man von Ziergräsern (Mais, Bandgras, Bambus, Gynerium, Coix, Arundo etc.).

Ziësar, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Jerichow I, hat eine evang. Kirche, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, Thonwarenfabrikation und (1885) 2760 Einw.

Zieselmaus (Ziesel, Spermophilus Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere, der Familie der Eichhörnchen (Sciurina) und der Unterfamilie der Murmeltiere (Arctonugina), kleine Tiere mit verhältnismäßig schlankem Leib, gestrecktem Kopf, großen Backentaschen, in Pelz versteckten Ohren, kurzem, an der Endhälfte zweiseitig buschig behaartem Schwanz, vier Zehen und kurzer Daumenwarze an den Vorder- und fünf Zehen an den Hinterfüßen. Von den zahlreichen auf die nördliche Erdhälfte beschränkten Arten ist unsre Z. (Spermophilus citillus Wagn., s. Tafel »Nagetiere I«) 22-24 cm lang, mit 7 cm langem Schwanz, etwa 9 cm hoch, oberseits gelbgrau, unregelmäßig rostgelb gewellt und fein gefleckt, unterseits rostgelb, am Kinn und Vorderhals weiß und an der Nasenkuppe schwärzlich. Die Z. findet sich namentlich in Osteuropa, dringt aber seit 40 Jahren in Schlesien immer weiter westlich vor. Albertus Magnus kannte sie bei Regensburg, wo sie jetzt nicht mehr vorkommt. Die Alten nannten sie pontische Maus. Sie lebt meist zahlreich und gesellig in trocknen, baumleeren Gegenden auf Ackerfeldern und weiten Grasflächen, gräbt einen 1-1,5 m tiefen Bau mit nur einem Gang und einem Kessel von 30 cm Durchmesser und bewohnt diesen allein. Im Herbst trägt sie Wintervorräte ein, verstopft den Gang und gräbt einen neuen, der aber erst im nächsten Frühjahr nach dem Winterschlaf geöffnet wird. Die Z. erinnert in ihrem Wesen durchaus an das Murmeltier, sie fährt huschend über den Boden, springt selten, klettert ungern und gräbt äußerst geschickt. Mit Vorliebe schleppt die Z. allerlei glänzende Dinge, wie Porzellan- und Glasscherben, in den Bau. Sie nährt sich von zarten Kräutern und Wurzeln, allerlei Gemüse und Beeren, frißt aber auch Mäuse und auf der Erde nistende Vögel. Das Weibchen wirft im April oder Mai 3-8 Junge, welche schon im nächsten Jahr fortpflanzungsfähig sind. Wo die Z. sehr zahlreich auftritt, wird sie dem Ackerbau schädlich. Den Mardern, Falken, Krähen, Trappen, Katzen und Rattenpinschern fallen viele zum Opfer. Man jagt sie des Pelzes und des wohlschmeckenden Fleisches halber, hält das reinliche, sehr leicht zähmbare, schmucke Tierchen aber auch gern in Gefangenschaft, die es sehr gut erträgt.

Ziet., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für C. H. v. Zieten, württembergischer Offizier; Paläontolog.

Zieten (Ziethen), 1) Hans Joachim von, berühmter preuß. Reitergeneral, geb. 14. (24.) Mai 1699 auf Wustrau in der Grafschaft Ruppin, trat 1714 als Fahnenjunker in preußische Militärdienste, nahm aber, in der Beförderung zum Leutnant mehrmals übergangen, 1724 seinen Abschied und zog sich auf sein väterliches Gut zurück. Schon 1726 trat er als Premierleutnant wieder in Dienst und zwar in ein Dragonerregiment, geriet aber mit seinem Rittmeister in Händel und ward infolgedessen mit einjährigem Festungsarrest und später mit Kassation bestraft. Auf Verwendung einiger Generale jedoch 1730 rehabilitiert und 1731 zum Rittmeister befördert, machte er 1735 unter dem Oberbefehl des österreichischen Husarengenerals v. Baronay den Feldzug am Rhein gegen Frankreich mit und ward im Januar 1736 zum Major ernannt. 1741 Oberstleutnant im Leibhusarenregiment, machte er sich um die Reorganisation der preußischen Reiterei hoch verdient und erhob vor allem die leichte Kavallerie zu einer berühmten, in der Schlacht wie im Rekognoszierungsdienst gleich vorzüglichen Truppe. 1742 streifte Z. mit seinem Regiment bis Stockerau unfern Wien. 1744 drang er an der Spitze der Avantgarde in Böhmen ein, rückte bis über Budweis vor, wofür er zum Generalmajor ernannt wurde, und deckte dann geschickt den Rückzug hinter die Elbe, wobei er 12. Okt. bei Moldau-Tein ein heftiges Gefecht gegen 16,000 Mann zu bestehen hatte. 1745 unternahm er es, sich bei Jägerndorf mit seinem Husarenregiment, das ähnliche Uniform wie ein österreichisches hatte, durch ein österreichisches Korps von 20,000 Mann hindurchzuschleichen, um dem Markgrafen Karl Befehle seines Königs zu überbringen. Auch bei Hohenfriedeberg sowie bei Katholisch-Hennersdorf, wo er verwundet wurde, focht er mit Auszeichnung. In der folgenden Friedenszeit gelang es seinen Neidern, ihm die Gnade des Königs zu entziehen; als Z. aber, auch körperlich leidend, seinen Abschied nehmen wollte, bot Friedrich II. selbst die Hand zur Versöhnung und ernannte ihn beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs zum Generalleutnant. Er wohnte den Gefechten bei Reichenberg (im April 1757) und der Schlacht bei Prag bei, befehligte bei Kolin den linken Flügel, blieb dann bei dem Prinzen von Bevern, welcher die Lausitz und Schlesien verteidigen sollte, und führte nach Beverns Niederlage und Gefangennahme bei Breslau den Rest des Heers über Glogau nach Liegnitz dem König entgegen, worauf er sich 5. Dez. bei Leuthen hervorthat. In der Schlacht bei Liegnitz (15. Aug. 1760) hielt er das österreichische Hauptheer während der Schlacht vom Kampf zurück, wofür er auf dem Schlachtfeld zum General der Kavallerie ernannt ward, und in der Schlacht bei Torgau (3. Nov. 1760) entschied die von ihm geleitete Erstürmung der Siptitzer Höhen den Sieg. Er blieb bis zum Ende des Siebenjährigen Kriegs stets beim König und führte in dessen Abwesenheit den Oberbefehl. Nach dem Frieden lebte er abwechselnd in Berlin und Wustrau und genoß die besondere Gunst Friedrichs II., der seinen »alten Vater Z.« häufig besuchte. Er starb 26. Jan. 1786 in Berlin. 1790 ward ihm vom Prinzen Heinrich auf dem Wilhelmsplatz in Rheinsberg und 1794 von Friedrich Wilhelm II. in Berlin ein Denkmal gesetzt; die Familie errichtete ihm ein solches zu Wustrau. Das 3. Husarenregiment (in Rathenow) heißt ihm zu Ehren noch jetzt Zietenhusaren. Z. war ein kleiner, hagerer Mann von feinem Gliederbau; sein großes, blaues Auge drückte Gutmütigkeit, das nicht schöne Gesicht mit harten, groben Zügen Charakterstärke aus. Mit tiefer Religiosität, die selbst Friedrich II. Achtung abnötigte, verband Z. einen seltenen Wohlthätigkeitssinn. Vgl. Winter, Hans Joach. v. Z. (Leip. 1885, 2 Bde.), und die klei-^[folgende Seite]