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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zinksalbe; Zinksalze; Zinksilikat; Zinkspat; Zinkspinell; Zinkstaub; Zinkvitriol

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Zinksalbe - Zinkvitriol.

das Erz reduziert wird und Zinkdämpfe entweichen, die alsbald wieder verbrennen, leitet man diese nach Kondensationskammern. Zuerst mischen sich dem Z. noch Kohleteilchen bei, und man erhält sogen. Zinkgrau; dann aber folgt reines Z., welches in andre Kondensationsapparate geführt wird. Beim Austritt aus dem Ofen wird den Dämpfen noch Luft zugeführt, damit etwa vorhandene Zinkdämpfe nachträglich oxydiert werden. Man benutzt Zinkweiß als weiße Anstrichfarbe statt Bleiweiß, vor welchem es mancherlei Vorzüge besitzt. Es deckt weniger gut, so daß, um gleichen Effekt zu erzielen, ein ein- bis zweimaliger Anstrich von Z. mehr gegeben werden muß als von Bleiweiß; indes decken 2 Teile Zinkweiß, mit gut präpariertem Leinöl zusammengerieben, eine ebenso große Fläche wie 2,5 Teile Bleiweiß. Die Darstellung von Zinkweiß ist weniger bedenklich für die Arbeiter, der Anstrich hält sich ebenso lange wie der Bleiweißanstrich und wird durch Schwefelwasserstoff nicht geschwärzt, wenn der Firnis nicht mit Bleiglätte bereitet wurde. Außerdem dient Zinkweiß zur Darstellung von Zinksalzen, zum Ornamentieren von Thonwaren unter der Glasur, zu Kitten (mit Chlorzink), zur Darstellung von Glas, künstlichem Meerschaum, hämmerbarem Gußeisen, Ätzbaryt und Schwefelbaryum, Sauerstoff, Rinmanns Grün und andern Farben, zum Polieren optischer Gläser etc. Das Zinkhydroxyd (Zinkoxydhydrat) ZnOH2O ^[ZnOH_{2}O] wird aus Zinksalzen durch Kalilauge gefällt, kristallisiert aus der Lösung von Zinkoxyd in Kalilauge in verschlossenen Gefäßen, ist farblos, unlöslich in Wasser, leicht löslich in den meisten Säuren, mit welchen es die Zinksalze bildet, aber auch löslich in den Hydroxyden der Alkali- und Erdalkalimetalle, denen gegenüber es die Rolle einer Säure spielt. Es absorbiert Kohlensäure und zerfällt beim Erhitzen leicht in Z. und Wasser. Ofenbruch war schon den Alten bekannt, und das neben demselben auftretende pulverförmige Z. wurde als Pompholyx, wegen seiner Ähnlichkeit mit Schneeflocken auch Nix alba genannt. Daraus entstand dann später der Name Nihilum album, weißes Nichts. 1783 zeigte Guyton de Morveau die Vorzüge des Zinkweiß vor dem Bleiweiß, und 1786 wurde es von Courtois im großen dargestellt. Erheblichere Bedeutung erlangte es aber erst seit 1844 durch Leclaire in Paris, welcher es hinreichend billig darstellte. Große Verdienste um die Zinkweißindustrie erwarb sich die Gesellschaft Vieille Montagne, welche große Fabriken in Belgien, Frankreich und Deutschland anlegte und die Darstellung verbesserte.

Zinksalbe, s. Zinkoxyd.

Zinksalze (Zinkoxydsalze) finden sich zum Teil in der Natur und entstehen beim Lösen von Zink oder Zinkoxyd in den entsprechenden Säuren, während die unlöslichen durch Wechselzersetzung erhalten werden. Sie sind farblos, wenn die Säure farblos ist, teils in Wasser, teils nur in Säuren löslich, reagieren in wässeriger Lösung sauer, schmecken widrig metallisch, wirken brechenerregend, in größerer Dosis giftig und werden beim Glühen meist leicht zersetzt. Aus ihren Lösungen fällen Alkalien weißes Zinkhydroxyd. Schwefelwasserstoff fällt aus neutralen Lösungen unvollständig, aus essigsaurer vollständig weißes Schwefelzink. Blutlaugensalz fällt die Z. weiß. Viele Z. finden ausgedehnte technische und medizinische Verwendung.

Zinksilikat, s. v. w. Galmei; im Handel ein Gemisch von Wasserglas und Zinkoxyd, welches als Anstrichfarbe dient.

Zinkspat (Smithsonit, edler Galmei), Mineral aus der Ordnung der Carbonate, kristallisiert rhomboedrisch, findet sich in meist kleinen Kristallen, häufiger in nierenförmigen, schaligen Aggregaten, in stalaktitischen, auch derb in dichten und erdigen Massen, ist farblos, lichtgelb, braun oder grün durchscheinend, perlmutter- oder glasglänzend, Härte 5, spez. Gew. 4,1-4,5, besteht wesentlich aus Zinkcarbonat ZnCO2 ^[ZnCO_{2}], mit 52 Proz. Zink; doch tritt meist etwas Eisen, Mangan, Magnesium und Calcium, seltener Blei und Kadmium für Zink ein, abgesehen von häufigen Verunreinigungen durch Eisenoxyd und Aluminiumsilikat. Besonders eisen- und manganreiche Varietäten, welche Mittelspezies zwischen Z. einerseits und Eisenspat oder Manganspat anderseits bilden, sind als Zinkeisenspat, Eisenzinkspat und Manganzinkspat bezeichnet worden. Z. bildet Nester, Stöcke und Lager, namentlich in kalkigen und dolomitischen Gesteinen verschiedener Formationen, bei Aachen, bei Wiesloch in Baden, bei Tarnowitz in Schlesien, ferner in Kärnten, Steiermark, Belgien, England und zu Chessy bei Lyon und ist ein wichtiges Zinkerz.

Zinkspinell, s. v. w. Gahnit.

Zinkstaub (Zinkgrau, Zinkmehl), sehr fein verteiltes, mit 8-10 Proz. Zinkoxyd gemischtes, auch Kadmium, Arsen, Antimon, Blei etc. enthaltendes Zink, wird als Nebenprodukt bei der Zinkdarstellung gewonnen und bildet ein unfühlbares graues Pulver. Es entzündet sich an feuchter Luft, und auch beim Übergießen größerer Mengen mit verdünnter Salzsäure kann eine Entzündung des entwickelten Wasserstoffs eintreten. Man benutzt es als Reduktionsmittel, z. B. zur Bereitung der Indigküpe, als Enlevage im Anilinfarbendruck und im chemischen Laboratorium, ferner als Anstrichfarbe und zur Darstellung von Kadmium und Wasserstoff, großenteils aber wird es auf metallisches Zink verarbeitet.

Zinkvitriol (schwefelsaures Zinkoxyd, weißer Vitriol, Kupferrauch, weißer Galitzenstein, Augenstein) ZnSO4 ^[ZnSO_{4}] findet sich als Zersetzungsprodukt von Zinkblende (Schwefelzink) in Bergwerken und gelöst in Grubenwässern. Man gewinnt Z. durch Lösen von Zink in verdünnter Schwefelsäure und Verdampfen der mit Chlor behandelten und zur Abscheidung von Eisen und Mangan mit Zinkoxyd digerierten Lösung zur Kristallisation. Als Nebenprodukt erhält man Z. bei der Darstellung von Wasserstoff aus Zink und Schwefelsäure. Im großen wird es dargestellt, indem man Zinkblende oder blendehaltige Blei- und Kupfererze röstet und das Röstgut, welches bei einem gewissen Grade der Röstung wesentlich aus schwefelsaurem Zinkoxyd besteht, mit Wasser und verdünnter Schwefelsäure auslaugt. Man beseitigt einen Gehalt der Lauge an Eisenvitriol durch längeres Erhitzen an der Luft und einen Kupfergehalt durch Einlegen von Zink, fällt auch wohl Eisen und Mangan durch Chlorkalk und verdampft zur Kristallisation. Das kristallisierte Salz wird geschmolzen, bis zum Erkalten gerührt und dann in Formen geschlagen, so daß eine dem Hutzucker ähnliche Masse entsteht. Z. bildet farblose Kristalle mit 7 Molekülen Kristallwasser vom spez. Gew. 1,95, schmeckt herb metallisch, ist giftig, löst sich kaum in Alkohol, leicht in Wasser, und zwar lösen 100 Teile Wasser bei 0°: 41,3, 10°: 48,36, 20°: 53,0, 30°: 58,5, 50°: 66,9, 100°: 95,6 Teile wasserfreies Salz. Es verwittert oberflächlich an der Luft, schmilzt leicht im Kristallwasser, verliert von demselben bei 100°: 6 Moleküle, wird bei gelindem Glühen wasserfrei und zersetzt sich bei höherer Temperatur in schweflige Säure, Sauerstoff und