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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zumsteeg; Zündblättchen; Zünder; Zunderschwamm; Zündhölzchen

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Zumsteeg - Zündhölzchen.

nennen wir seine Ausgaben des Namatianus (Berl. 1840; »Observationes« dazu, das. 1836) und von Ciceros Reden »Pro Murena« (das. 1859) und »De lege agraria« (das. 1861). Vgl. Padelletti, A. W. Zumpt (Leipz. 1878).

Zumsteeg, Johann Rudolf, Komponist, geb. 10. Jan. 1760 zu Sachsenflur im Odenwald, besuchte die Militärschule auf der Solitüde bei Stuttgart, wandte sich aber bald der Musik zu, komponierte mehrere Singspiele, Kantaten und Gesänge zu den »Räubern« von Schiller, dessen Jugendgefährte und vertrauter Freund er war, und erwarb sich als Violoncellist bei der herzoglichen Kapelle durch seine Komposition zu Klopstocks »Frühlingsfeier«, eine Messe und mehrere Balladen und Lieder den Beifall des Hofs in dem Grade, daß er 1792 zum Kapellmeister und Direktor der Oper ernannt wurde. Er starb 27. Jan. 1802. Z. war der erste deutsche Komponist, der Balladen mit Klavierbegleitung komponierte; bekannt sind besonders seine Kompositionen: »Lenore«, »Des Pfarrers Tochter von Taubenheim«, »Die Büßende«, »Ritter Karl von Eichenhorst«, »Ritter Toggenburg« u. a. Unter seinen Opern sind die »Geisterinsel« und »Das Pfauenfest« hervorzuheben. Vgl. Ambros, Joh. Rud. Z. (in »Bunte Blätter«, Leipz. 1872). - Zumsteegs Tochter Emilie, geb. 9. Dez. 1796, gest. 1. Aug. 1857 in Stuttgart, machte sich ebenfalls durch Liederkompositionen bekannt.

Zündblättchen, Blättchen oder Streifen von feinem Papier, welche, doppelt übereinander geklebt, kleine Quantitäten einer explosiven Mischung enthalten, dienen für Feuerzeuge etc., namentlich aber als Kinderspielzeug zum Verknallen auf kleinen Gewehren.

Zünder, s. Zündungen und Cinders.

Zunderschwamm, s. Polyporus.

Zündhölzchen (Reibzündhölzchen), Stäbchen aus Holz, welche mit dem einen Ende in geschmolzenen Schwefel, Paraffin oder Stearinsäure und dann in eine Zündmasse getaucht wurden und sich nach dem Trocknen der letztern beim Reiben auf jeder rauhen Fläche oder auf einer Zündfläche von bestimmter chemischer Zusammensetzung entzünden. Man benutzt zu Z. meist Tannen-, Fichten-, Espen-, seltener Kiefernholz, welches in Würfel zerschnitten und dann in Stäbchen gespalten oder mittels eines eigentümlichen Hobels bearbeitet wird. Das passend geformte Eisen des Hobels enthält Löcher, deren vordere Ränder zugeschärft sind, und liefert daher, wenn man es gegen eine glatte Holzfläche führt, so viele runde Holzstäbchen (Draht), als das Eisen Löcher enthält. Auf einer andern Maschine werden die Stäbchen der Länge nach zerschnitten. Die Erzeugung der regelmäßigen runden Hölzchen ist mit einem enormen Holzaufwand verknüpft und daher nur bei sehr billigem Rohmaterial möglich. In Schweden zerschneidet man die Stämme in Klötze von 35-40 cm Länge, entrindet diese und verwandelt sie auf einer drehbankartigen Maschine, auf welcher sie zwischen zwei Spitzen eingespannt und in Rotation versetzt werden, durch ein seiner ganzen Länge nach angreifendes Messer in ein spiralförmig sich abwickelndes Band von der Stärke eines Zündhölzchens, während acht kleine Messer das Band in Streifen zerschneiden, deren Breite der Länge der Z. entspricht. Die Streifen werden endlich auf einer Maschine, die mit einer Häckselmaschine Ähnlichkeit hat, zu Z. zerschnitten. Vielfach hat man angefangen, in holzreichen Gegenden, wie im Bayrischen, Böhmischen und Thüringer Wald, in Schweden und Norwegen, Holzdraht zu hobeln, und gibt die fertigen Hölzchen an die Zündholzfabriken ab. Die geschnittenen Hölzchen gelangen auf eine Putzmaschine, wo sie sich durch Aneinanderreiben glätten, während der Staub durch Gebläsewind entfernt wird. Um die Hölzchen mit Schwefel und Zündmasse zu versehen, werden sie auf schmale, fußlange Brettchen, welche mit entsprechenden Rinnen versehen sind, gelegt und derartige auf der Unterseite mit Flanell bekleidete Brettchen zu einem Stapel aufgeschichtet, den man durch Schrauben zusammenhält. Durch diese Vorrichtung sind alle Hölzchen in gleicher Höhe und hinreichender Entfernung aneinander befestigt. Mit einer Maschine, welche dies Hölzchenstecken mechanisch ausführt, steckt ein Knabe in 10 Stunden 5-600,000 Z. Man schmelzt den Schwefel in einem flachen, genau horizontal stehenden Kasten, so daß er eine Schicht von 1 cm Höhe bildet, taucht die Rahmen mit den eingespannten Hölzchen ein und schleudert den überschüssig anhängenden Schwefel in den Kasten zurück. Sollen die Hölzchen mit Paraffin oder Stearin getränkt werden, so trocknet man sie scharf und taucht sie so lange in eine nur 3 mm hohe Schicht des geschmolzenen Fettes, daß dieses in das Holz eindringen kann. Auf 1 Mill. Hölzchen rechnet man etwa 8 kg Schwefel oder 3-3,5 kg Stearinsäure oder Paraffin. Die Zündmasse besteht aus einem Bindemittel (Dextrin, Senegalgummi, seltener Leim), welches zu einem dünnen Sirup gelöst, mit dem Phosphor bei etwa 50° innig verrieben und nach dem Erkalten mit den übrigen Bestandteilen gemischt wird. Die Mischung geschieht zum Schutz der Arbeiter vor Phosphordämpfen in geschlossenen Gefäßen, mit Anwendung von Ventilationsvorrichtungen und mit Maschinen, welche die Arbeit beschleunigen. Dieselben Vorsichtsmaßregeln kommen für das Eintauchen der Hölzer in Anwendung, wobei die Zündmasse in etwa 6,5 mm hoher Schicht sich auf einer Stein- oder Eisenplatte oder auf einem Lederpolster befindet. Der Phosphorgehalt der Zündmasse übersteigt bisweilen 17 Proz., doch genügen 5-7 Proz. vollständig. 1 Mill. deutscher Z. verbraucht etwa 500 g Phosphor. Alle phosphorärmern Mischungen enthalten sauerstoffabgebende Körper, wie Bleisuperoxyd mit Salpeter oder salpetersaurem Bleioxyd, auch Mangansuperoxyd und als Verdickungsmittel, welche die Reibung beim Streichen erhöhen sollen, Kreide, Zinkoxyd, Eisenoxyd, Bimsstein, Glas, Sand, Infusorienerde etc. Zusammensetzung einiger Zündmassen:

^[Liste]

Phosphor 5 5,5 4,5 2,75 1,5

Salpeter 3 - - - -

Mennige 3 12 20 21 5

Salpetersäure - 4 10 12 2

Schwefelkies 3 3 - 1 -

Braunstein 3 5 3 - -

Bleiweiß - - 0,6 0,3 -

Bimsstein 3 2 3 - -

Kienruß - 0,5 0,25 0,25 0,25

Leim 9 9 - - -

Gummi 1 - 9 5,5 3

Terpentin 0,5-1 0,5-1 0,5-1 0,5 -

Die betupften Hölzchen werden in geheizten Kammern getrocknet, dann aus den Rahmen genommen und mit Hilfe von Maschinen verpackt. Die »geruchlosen« Z. (Iris-, Salonhölzchen) werden nach dem Trocknen mit gefärbten Harzlösungen überzogen; auch macht man sie durch Eintauchen in Harzlösungen, Kolophonium, geschmolzenes Paraffin etc. wasserdicht, oder man taucht sie in verdünnte Bleizuckerlösung und setzt sie dann der Einwirkung von Schwefelwasserstoff aus, um einen metallisch glänzenden Überzug von Schwefelblei zu erzielen. Um