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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ambala; Ambargebirge; Amberg; Ambert; Amboello; Amboise; Ameisen; Ameisenpflanzen

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Ambala - Ameisenpflanzen

Hirt, der ein antikes Relief entdeckt, folgte, worin er sich der Richtung der ältern Italiener anschloß. Die nächsten Jahre widmete er teils dem Porträt (unter anderm stellte er die Rachel als Muse der Tragödie dar), teils den Kartons zu den Fresken in der Kirche von St.-Germain en Laye (ausgeführt 1848-53), in der Kapelle der heil. Philomena in der Kirche St. Merry zu Paris und in der Kapelle der heiligen Jungfrau in St.-Germain l'Auxerrois. Doch kam seine künstlerische Eigentümlichkeit, die in einer reizenden Anmut besteht, noch besser zur Geltung in seinen weiblichen Porträten und in seinen spätern Ölbildern, unter denen das schlafende Christuskind, die Verkündigung, die Geburt der Venus (1863), das Mädchen mit der Puppe (1864) und Daphnis und Chloe (1865) die hervorragendsten sind. Mit charaktervoller Durchbildung verband er Keuschheit und Mäßigung, die ebenso frei war von Übertreibung wie von Affektation. In der letzten Zeit seines Lebens nur wenig produktiv, starb er 27. Dez. 1885.

Ambala* (Umballa), Division der britisch-ind. Provinz Pandschab, am Fuß des Himalaja, von Satledsch, Dschamna, Ghaggar, Saraswati bewässert, 10,264 qkm (186 QM.) groß mit (1881) 1,729,043 Einw. (darunter 525,012 Mohammedaner, 195,787 Sikh, 7448 Christen). Es umfaßt die Distrikte A. (6656 qkm mit 1,067,263 Einw.), Ludhiana und Simla sowie die unter britischem Protektorat stehenden kleinen Cissatledsch-Hügelstaaten. Während der westliche Teil flach und sandig ist, erstreckt sich im O. ein sehr fruchtbarer Strich bis zum Fuß des Gebirges. Hauptprodukte sind Weizen und Gerste. Die gleichnamige Hauptstadt liegt auf einer weiten Ebene an der Eisenbahn nach Simla, hat 67,463 Einw., worunter viele Engländer, welche hier Geschäfte errichtet haben, und in der Nähe eine starke Militärstation der Engländer.

Ambargebirge,* vulkan. Gebirgsstock im N. der Insel Madagaskar, nach Hildebrandt bis 530 m hoch.

Amberg, (1885) 15,812 Einw.

Ambert, (1886) 4291 (Gemeinde 8211) Einw.

Amboello,* großer Volksstamm in Südwestafrika, zu den Bantuvölkern gehörig, deren Gebiet vom 16. bis 21.° östl. L. v. Gr. und dem 14.-16.° südl. Br. reicht. Das Land wird von linksseitigen Zuflüssen des Cunene, dem Cubango mit zahlreichen Zuflüssen, Cuito, Cuando u.a., durchflossen und hat ein gesundes Klima. Die Bevölkerung wohnt in einzelnen Dörfern von 200-300 Einw., welche von unabhängigen Häuptlingen regiert werden, und betreibt Ackerbau auf Mais, Getreide, Bohnen, Maniok sowie Viehzucht. Im äußersten Osten liegt der große Ort Cahu-heu-ue, den Serpa Pinto 1878 berührte; 1885 durchzogen Capello und Ivens den südlichen Teil des Gebiets.

Amboise, (1886) 4592 Einw.

Ameisen. Der Aufschwung der biologischen Studien in den letzten Jahren veranlaßte auch eine genauere Untersuchung des Verhältnisses der A. zu ihren Gästen, den sogen. Myrmekophilen. Abgesehen von den als Milchkühen gehaltenen Blattläusen, den als Sklaven dienenden Individuen andrer Ameisenarten und den echten Parasiten, wie Chalciden und den zu den Fächerflüglern gehörigen, merkwürdigen Stylopiden, finden sich in Ameisenhaufen noch mehr oder weniger zahlreich andre Insekten, die nicht auf die eine oder andre Weise, wie eben erwähnt, mit den A. in Beziehung stehen und deshalb ganz allgemein als »Gäste« bezeichnet werden. Die Zahl derselben ist eine sehr beträchtliche, mehrere hundert Arten aus verschiedenen Insektenordnungen umfassende und wird sich bei weiterer Untersuchung exotischer Ameisenstaaten noch steigern. Das größte Kontingent stellen die Käfer und hier wieder die Staphylinen. Nicht alle aber spielen die gleiche Rolle, sondern es lassen sich je nach dem Verhältnis zu ihren Wirten auf Grund der Untersuchung europäischer Ameisenfreunde drei Gruppen unterscheiden. Als Gäste im strengsten Sinn sind in Europa nur die Käfergattungen Claviger, Atemeles und Lomechusa zu betrachten, welche gleich der eignen Brut von den A. gepflegt, geschützt und gefüttert werden und zum Teil hierauf angewiesen sind; da die A. diese Käfer häufig belecken, so spielen diese Gäste vielleicht eine ähnliche Rolle wie die Blattläuse und statten ihren Dank für ihren Aufenthalt und ihre Pflege in der Ausscheidung eines den A. angenehmen Stoffes ab. Die zweite weitaus größte Gruppe der Ameisenfreunde kann als Gesinde zusammengefaßt werden. Die hierher gehörigen Tiere werden im Nest von den A. gleichgültig geduldet und machen sich nützlich, indem sie tote A. sowie überhaupt tierische und pflanzliche Überreste fressen und dadurch den Bau rein halten. Zu dem Gesinde der A. sind wahrscheinlich der weitaus größte Teil aller Fleischfresser und sämtliche pflanzenfressenden Käferarten, die in Ameisennestern hausen, zu rechnen und ferner die bei A. sich findenden Käfer- und Fliegenlarven sowie Schmetterlingsraupen. Die dritte Myrmekophilengruppe verdient eher den Namen Ameisenfeinde; sie rekrutieren sich in Europa aus der Käfergattung Myrmedonia, deren Arten entweder als Wegelagerer einzelne A. in der Nähe des Nestes überfallen, oder, zu den echten Parasiten hinüberführend, im Innern der Nester von den Eiern, Larven und Puppen der A. leben. Diese Käfer scheinen durch einen widrigen Geruch geschützt zu sein, der die heftig sie angreifenden A. betäubt. Vgl. Wasmann, Beiträge zur Lebensweise der Gattungen Atemeles und Lomechusa (Haag 1888); Marshall, Leben und Treiben der A. (Leipz. 1889).

Ameisenpflanzen* (Plantae mymekophilae), Gewächse mit besondern Einrichtungen für die Beköstigung oder Beherbergung von Ameisen, die ihnen Schutz gegen pflanzenzerstörende Insekten oder ähnliche Tiere gewähren. Seitdem Belt in Nicaragua und Delpino 1874 unabhängig voneinander eine größere Anzahl derartiger als Lebensgenossenschaft (Symbiose) zu deutender Einrichtungen aufgefunden und beschrieben haben, wendete sich die Aufmerksamkeit der Forscher (unter ihnen besonders Beccari, Huth, Treub, Göbel, Fr. Müller, F. W. Schimper und Schumann) mehr und mehr dieser interessanten Pflanzengruppe zu. Vorzüglich war es Schimper, der bei einem Aufenthalt in Westindien (1883) und Brasilien (1886) eingehende Untersuchungen über die tropischen A. an Ort und Stelle vorzunehmen Gelegenheit hatte. Als die gefährlichsten Feinde der Pflanzenwelt in den Tropen Amerikas sind die Blattschneiderameisen (Arten von Atta) seit langem bekannt, während zahlreiche andre Ameisenarten sowohl der Neuen als Alten Welt als eifrige Vertilger pflanzenverwüstender Gliedertiere sich nützlich machen; aus letzterm Grund werden z. B. in der chinesischen Provinz Kanton die dort kultivierten Orangenbäume mit den Nestern baumbewohnender Ameisen und dadurch mit einer Schutzgarde gegen Ungeziefer aller Art versehen. Das regelmäßige Auftreten bestimmter Ameisenarten auf und in tropischen Gewächsen fiel schon den Beobachtern älterer Zeiten, wie Ray, Jacquin und Rumphuis (1750), auf, und letzterer