Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

60

Asien (Forschungsreisen in Ostindien und auf den ostasiat. Inseln)

fische Vizekonsul A. Pavie in Luang-Phrabang am Mekhong, welcher 1880-84 die Aufnahmen für die Telegraphenlinie von Bangkok nach Pnompenh in Kambodscha gemacht hatte, versuchte 1887, was schon wiederholt mißglückt war, eine direkte Verbindung zwischen dem obern Mekhong und Tongking zu eröffnen. Nach 18 schwierigen Märschen mußte er, wie früher Neis, vor chinesischen Räuberbanden umkehren (s. unten). Im Dezember 1887 trat C. Gauthier von Luang-Phrabang eine 40 Tage dauernde Fahrt auf dem Mekhong abwärts bis zur Mündung an. Wenn auch nicht mit demselben Boot, so legte er doch die ganze Strecke zu Wasser zurück, 2 km ausgenommen zwischen Chong und Tasainam, wo Stromschnellen die Fahrt unmöglich machten. Doch sollen auch diese bei hohem Wasserstand zu überwinden sein, was die Hoffnung, im Mekhong eine brauchbare Wasserstraße zu gewinnen, steigert. Von Xiengmai (Zimme) aus unternahm der englische Konsul Archer im Frühjahr 1887 eine Rundreise im nordwestlichen Siam, welche manches Neue für die Karte und für die Ethnologie der Thai oder Schan ergab; im folgenden Jahre reiste er nach Tschiengtung und vermittelte die Unterwerfung der früher Birma tributären Schan unter englische Herrschaft. Archäologisch thätig waren seit Oktober 1887 Professor Taupin, zuerst in Kambodscha, dann in Siam, wo er in Ubon sieben Monate zubrachte, um die Sprache und Schrift der Lao genauer zu untersuchen, sowie der Architekt Fournereau im NW. des Sees Tonlesap (Kambodscha). Eine Enttäuschung brachte die Untersuchung des Songta oder Roten Flusses in Tongking durch Leutnant Gouin. Frankreich hatte gehofft, durch die Eroberung Tongkings im Songka die einzige natürliche Handelsstraße nach dem reichen Südwesten Chinas zu gewinnen; nun aber weist Gouin nach, daß von einer Befahrung des Stroms bis Laokai oder gar bis an die chinesische Grenze keine Rede sein kann, da schon oberhalb Haoha Fahrzeuge von keinerlei Tiefgang die Schnellen zu passieren vermögen; auch hier, wie in Birma, wird man auf die Erbauung einer Eisenbahn angewiesen sein.

Im J. 1888 gelang dem französischen Konsul A. Pavie in Luang-Phrabang (s. oben) endlich die von ihm wie von andern wiederholt versuchte, aber stets mißglückte Reise von Siam nach Tongking und zwar gleich zweimal hintereinander. Zuerst ging er im Februar von seinem Konsulatssitz am Namhu nordwärts nach Tungino, wo er französische Truppen antraf, die er bis zum Schwarzen Fluß begleitete. Dann ging er flußaufwärts bis Laitschau und erreichte längs des Namhu wieder Luang-Phrabang. Die zweite Reise machte er im April direkt in östlicher Richtung; innerhalb weniger als sechs Wochen traf er in Hanoi, der Hauptstadt von Tongking, ein. Neuerdings haben die Franzosen zum Schutz des Handels, welcher sich, wie sie hoffen, auf dieser neuen Straße entwickeln soll, bei Dienbienphu an einem Nebenfluß des Namhu, also auf von Siam beanspruchtem Gebiet, eine befestigte Station angelegt. Anderseits arbeitet England an einer Verbindung Assams mit seiner neuen Provinz Birma: Anfang 1888 verließ eine Expedition unter I. F. Needham und St. I. Michell Dibrugar am Brahmaputra, um Studien für eine Eisenbahn nach dem Hukongthal (Oberbirma) zu machen. Der 1280 m hohe Patz im Patkoigebirge, welchen sie überschritt, soll einem Bahnbau in der That geringe Schwierigkeiten in den Weg legen. Ogle, welcher die Expedition begleitete, hat dabei etwa 2000 engl. Q. Meilen Landes vermessen. C. M. Rosset

^[Spaltenwechsel]

reiste 1888 zu ethnographischen Zwecken am Donnai und beabsichtigte, in das unerforschte Gebiet zwischen dem Mekhong und Anam einzudringen. Auch der durch Reisen in Australien bekannte Graf Anrep-Elmpt ging zu ethnologischen Studien und Sammlungen 1888 nach Hinterindien, zuerst nach Kambodscha, dann nach Siam, wo er indessen dem Fieber erlag.

Im Winter 1888/89 reiste eine aus Marquis de Mores, Thores und van Driesche bestehende Expedition an der Grenze zwischen Tongking und China und glaubt einen nur 200 km langen Weg gefunden zu haben, welcher den schiffbareil Teil des Kantonflusses mit dem tongkingesischen Hafen Tienjen in Verbindung bringt. Endlich hat vom Januar bis April 1889 der französische Hauptmann Eupet einen neuen Weg zwischen dem Mekhong und der Küste zurückgelegt, nämlich von Luang-Phrabang auf dem Namkan ostwärts und über die Wasserscheide nach Vinh in Anam.

Ostindien.

Hier sind nur wenige Unternehmungen, meist in Grenzgebieten, flüchtig zu berühren; Ostindien hat so gut wie aufgehört, ein Feld für Forschungsreisen zu sein, seitdem die Regierung mit reichen Mitteln die topographische und geologische Aufnahme gefördert hat. Seit 1880 zog Kapitän Hobday die Andamanen in die indische Aufnahme hinein, und 1886 wurde M. Portman mit der Aufnahme der Küsten beauftragt; letzterm verdanken wir eingehende Mitteilungen über die Inseln und ihre Bewohner, die als ein von der Kultur noch unberührter Rest einer einst weitverbreiteten Rasse und als die dunkelfarbigsten Menschen von großem Interesse sind. Woodthorpe vermaß 1883-84 bei einer Expedition gegen die Aka, die Grenznachbarn von Assam, einige tibetische Schneegipfel und Major Hol dich den Berg Tacht-i-Suliman im indisch-afghanischen Grenzgebiet. 1884-86 weilten F. und P. Sarasin zum Zweck zoologischer Forschungen auf Ceylon, über dessen Kultur und Bewohner sie berichteten. Im Juni 1885 brach eine englische Expedition unter Oberst Lockhart nach Gilgit auf; der mehrfach schon genannte Oberst Woodthorpe, der Geolog Hiles u. a. nahmen daran teil. Ursprünglich zu politischen Zwecken abgesandt, dehnte sie ihre Reise über den Hindukusch in das Quellgebiet des Amu Darja und nach Badachschan, also auf afghanisches Gebiet, aus, offenbar ein G.'genzug gegen die zahlreichen russischen Reisen in diesen Grenzländern Indiens. Ende 1886 begann die Vermessung des Nikobaren-Archipels durch Oberstleutnant Strahan, der die Bewohner als die anspruchslosesten, aber faulsten Menschen auf Erden schildert. 1888 waren die Engländer gezwungen, die Bewohner der Schwarzen Berge am linken Ufer des obern Indus, in der Gegend seiner großen Biegung, durch eine militärische Expedition zu bestrafen, wobei Hauptmann Wahab wertvolle Aufnahmen zu machen im stände war. 1888 weilte E. Hartert, bekannt als Flegels Begleiter in Westafrika, behufs zoologischer Sammlungen in Assam und stellte Walther geologische Untersuchungen in Südindien und Ceylon an. Im August 1889 begab sich E. Schmidt, Professor der Anthropologie in Leipzig, zur Erforschung der Drawidavölker nach Ostindien und Ceylon.

Die ostasiatischen Inseln.

Während von den Spanien gehörenden Inseln Ostasiens wenig zu melden und auch dieses Wenige von Nichts^aniern geschehen ist, herrscht um so regere Thätigkeit auf den Inseln, wo Niederländer und