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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ausstellungen

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Ausstellungen (1886 und 1886)

sel vollständig getrennt und untereinander nur noch durch die Leinen verbunden sind. Der Momentausspanner kann sich deshalb nicht nur beim Scheuwerden der Pferde, sondern auch beim Stürzen derselben nützlich erweisen. Mittels der Bremse kann alsdann der Wagen sofort zum Stillstand gebracht werden. Es soll jedoch eine neue Bremsvorrichtung angebracht werden, welche gleichzeitig mit dem Ausspanner durch den nämlichen Zug an dem Lederriemen in Thätigkeit gesetzt werden kann. Der Apparat zeichnet sich durch außerordentliche Einfachheit aus, welche ein Versagen desselben um so weniger unmöglich macht, als alle Teile durchaus solid hergestellt sind. Nach einem Bericht in der »Deutschen landwirtschaftlichen Presse«, Jahrgang 1889, Nr. 42, fand der Apparat bei den angestellten Proben die allgemeinste Anerkennung.

Ausstellungen. Die A. des Jahrs 1885 waren zwar zahlreich, aber fast durchweg auf einen engern Kreis beschränkt, wenngleich dieselben häusig als Weltausstellungen auftraten. Die Reihe derselben eröffnete bereits im Januar die Weltausstellung von New Orleans, welche unmittelbar nach ihrer Eröffnung von einem finanziellen Krach bedroht wurde, indem die durch Subskription zusammengebrachte 1 Mill. Dollar schon damals verbraucht war und zu neuen Sammlungen geschritten werden mußte. Schuld an diesem Mißerfolg trug nicht zum wenigsten die viel zu großartige Anlage, indem der von den beiden Hauptgebäuden bedeckte Raum größer war als der der Wiener Ausstellung von 1873 und der Pariser von 1878 zusammengenommen. Die Beteiligung seitens Deutschlands war eine sehr schwache. Die Ausstellung wurde indes am Ende des Jahrs in einer beschränktern Form wieder eröffnet. Eine ebenfalls internationale Ausstellung für Erfindungen in London war ziemlich reich beschickt; bei derselben beteiligte sich als besondere Neuigkeit auch die Aeronautische Gesellschaft für Großbritannien in sehr vollständiger Weise. Eine der bedeutendsten A. des Jahrs war die 2. Mai zu Budapest eröffnete ungarische Landesausstellung, welche von 1,759,368 Personen besucht wurde, dennoch aber mit einem Defizit von 497,000 Gulden abschloß. An dieselbe schloß sich im Oktober eine internationale Pferdeausstellung, welche ein außerordentlich reiches und vortreffliches Pferdematerial vorführte. Ebenfalls 2. Mai fand auch die Eröffnung der Weltausstellung zu Antwerpen statt; an ihr beteiligten sich 1000 deutsche Aussteller, denen 6500 qm eingeräumt waren. Auch hier errang die deutsche Industrie nicht unbedeutende Erfolge. Auf deutschem Boden fand eine ansehnliche Zahl auf das Reich oder einen noch enger begrenzten Kreis berechneter A. statt. Als bedeutendere sind die von Görlitz, Königsberg und Nürnberg zu nennen. In Görlitz wurde 14. Mai eine Gewerbe- und Industrieausstellung eröffnet, verbunden mit einer internationalen Abteilung für instruktive Erzeugnisse und Erfindungen, eine der umfangreichsten, welche Deutschland in den letzten Jahren gesehen hat. Während diese Ausstellung indes sich in einem engern Rahmen bewegte, hatte die 24. Mai zu Königsberg i. Pr. eröffnete Ausstellung für Handwerkstechnik und kleingewerbliches Maschinenwesen einen durchaus internationalen Charakter. Einen solchen trug auch die 15. Juni in Nürnberg eröffnete Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legierungen, bei welcher vom Ausland besonders Japan sich sehr reich beteiligte. Hier wurde auch 1. Aug. eine sehr gelungene Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe eröffnet.

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Von den A. des Jahrs 1886 ist zuerst eine in Rom 7. Febr. eröffnete Ausstellung von Kunstwerken der Metallindustrie zu erwähnen, zu welcher Rom, Turin, Venedig, Ravenna und andre italienische Städte ihre in Museen, Arsenalen und Kirchen gesammelten Kunstschätze beisteuerten, während durch moderne Leistungen namentlich Siena, Neapel, Florenz und Rom vertreten waren. Im März wurde in Dundee eine internationale photographische Ausstellung abgehalten, eine überaus reichhaltige Sammlung der mannigfaltigsten Natur-, Landschafts- und Marinebilder, der feinsten Porträte und äußerst gelungener Momentphotographien etc., womit zugleich eine Ausstellung von Apparaten u. Materialien der Photographie verbunden war. Sehr erwähnenswert ist die in demselben Jahr in Dresden bei Gelegenheit des in der Osterwoche abgehaltenen Geographentags veranstaltete geographische Ausstellung, welche neben den bei solchen Gelegenheiten vorgeführten neuen Karten und Schriften eine Ausstellung der bisher erschienenen Koloniallitteratur, eine Sammlung von Photographien, Landschaftsbildern und Völkertypen aus Turkistan, Bochara, China und Transkaspien sowie Bilder und Aquarelle aus Südamerika enthielt. Einen großartigen Einblick in die Machtstellung Englands durch seinen ausgedehnten Kolonialbesitz gewährte die 4. Mai durch die Königin selbst in London eröffnete koloniale und indische Ausstellung. Dieselbe war von sämtlichen überseeischen Besitzungen Englands in überaus reicher Weise beschickt, wobei Indien und einige andre Kolonien die Herstellung der von ihnen gelieferten Spezialitäten in eigens dazu erbauten Läden und Werkstätten vorführten. Einen besondern Reiz gewann die Ausstellung durch eine Reihe charakteristischer Bauten in wohlgelungenen Nachbildungen. Während der sechs Monate ihres Bestehens wurde die Ausstellung von 5,550,749 Personen besucht; ein sehr großer Teil der ausgestellten Sachen verblieb in London in dem bald darauf erbauten Kolonialmuseum. Eine internationale Ausstellung für Industrie, Wissenschaft und Kunst in Edinburg hatte als Besonderheit die Nachbildung einiger alter historischer Gebäude und Straßen Altedinburgs aus den Zeiten des John Knor. und der Maria Stuart, welche in ihrer ganzen Einrichtung sowie auch hinsichtlich der Trachten des in den Läden dieser Häuser als Verkäufer dienenden Personals ganz jener Zeit angepaßt waren. Während der sechs Monate ihrer Dauer wurde die Ausstellung von 2,740,000 Menschen besucht und ein Überschuß von 17,000 Pfd. Sterl. erzielt. Eine internationale Ausstellung in Liverpool illustrierte hauptsächlich die Kunst und Wissenschaft der Schiffahrt von den ersten Anfängen bis zu der gegenwärtigen Zeit. Frankreich, Italien, Belgien, Deutschland, Österreich, Holland, Amerika, Japan, China und Afrika waren sämtlich vertreten. In Berlin wurde 25. Mai die lange sorgfältig vorbereitete Jubiläumsausstellung feierlich durch den Kaiser eröffnet. Mehr als 2000 Aussteller hatten sich dabei mit weit über 3000 Werken beteiligt. Die von der königlichen Akademie der Künste ins Werk gesetzte Ausstellung war außerdem durch eine Anzahl von klassischen Bauten auf dem freien Platz neben dem Ausstellungsgebäude höchst anziehend gemacht. In dem sogen. klassischen Dreieck erhob sich ein der Terrasse des Pergamonaltars möglichst getreu nachgebildeter Unterbau mit gewaltiger Freitreppe, welche zu einer Nachbildung des Zeustempels zu Olympia führte, in welchem ein Rundbild von Pergamon untergebracht war. Bei der Ausschmückung des Tem- ^[folgende Seite]