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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bahrätsch; Baiersdorf; Bailleul; Bains; Baird; Baireuth; Bajmócz; Bakelai; Baker; Bakterien; Bakuba

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Bahrätsch - Bakuba

urteilung des Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (in der "Kritischen Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft" 1888) das Interesse der juristischen Kreise lebhaft beschäftigt. Er schrieb noch: "Der Rechtsstaat" (Kassel 1864); "Urteile des Reichsgerichts mit Besprechungen" (Münch. 1883); auf anderm Gebiet: "Das Tonsystem der Musik" (Leipz. 1882); "Eine deutsche Stadt vor 60 Jahren, kulturgeschichtliche Skizzen" (2. Aufl., das. 1886).

Bahrätsch *(Bahraich), Distrikt der Division Faizabad in der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh, 7098 qkm (129 QM.) groß mit (1881) 878,048 Einw. Der Distrikt wird von Gogra und Rapti durchflossen und produziert Reis, Mais, Gerste und Weizen. Die gleichnamige Hauptstadt hat 19,439 Einw.

Baiersdorf, (1885) 1397 Einw.

Bailleul, (1886) 8767 (Gemeinde 13,355) Einw.

Bains, 1) B. en Vosges, (1886) 1634 (Gemeinde 2609) Einw.

Baird, Spencer Fullerton, Naturforscher, starb 20. Aug. 1887 in Washington.

Baireuth, (1885) 23,559 Einw.

Bajmócz *, Badeort im ungar. Komitat Neutra, bei Vrivitz, mit einer indifferenten Therme von 40°C.

Bakelai * (Akalai), großer Negerstamm in Westafrika, in einiger Entfernung von der Küste nach den Kristallbergen zu, nach N. zu bis zum Munifluß (1° nördl. Br.), nach S. bis zum Ogowe (1° südl. Br.) wohnend in weit voneinander entfernten Dörfern, ohne völlig seßhafte Gewohnheiten und etwa 100,000 Köpfe stark. Sie sind nicht groß, aber stark gebaut, ihre Farbe ist wenig dunkel, ihre Sprache, das Dikele, ist verwandt mit der der Mpongwe, deren Sprache sie im Verkehr mit den Weißen gebrauchen. Sie leben meist von der Jagd und treiben nur wenig Ackerbau. Sie sollen noch heute Anthropophagen sein. Zur Zeit des Sklavenhandels waren sie von ihren Nachbarn als verwegene Räuber gefürchtet. Nach ihrer Überlieferung kamen sie vor etwa 60 Jahren von W. her und vertrieben die damaligen Bewohner des Landes, die Schekiani, aus ihren Sitzen.

Baker *, 3) Valentine (Baker Pascha), engl. Offizier, geb. 1825, Bruder des Reisenden Sir Samuel White B., trat 1848 in die britische Armee, focht 1852 - 53 im Kaffernkrieg, 1855 in der Krim und wurde 1860 Kommandeur des 10. Husarenregiments, das er zum besten in der britischen Armee erhob; er war bei seinen Kameraden und in der Gesellschaft sehr beliebt und angesehen. 1873 schied er aus dem Dienst, um im Interesse der englischen Regierung eine Reise nach Persien und Afghanistan anzutreten, über welche er seine Beobachtungen in dem Buch "Clouds in the East" (2. Aufl. 1878) niederlegte. Da er als vorzüglicher Reiteroffizier galt, ward er 1874 zum Generalquartiermeister-Assistenten im Lager von Aldershot ernannt, aber 1875 mit Gefängnis bestraft und entlassen, weil er sich in der Trunkenheit zu einem Anfall auf eine junge Dame im Eisenbahnkoupee hatte hinreißen lassen. 1877 trat er als Generalmajor in türkische Dienste, nahm im russisch-türkischen Krieg an den Kämpfen am Lom teil und schrieb: "The war in Bulgaria" (1879, 2 Bde.). Später wurde B. in Ägypten mit der Organisation der ägyptischen Gendarmerie beauftragt, zum Pascha befördert und Ende 1883 nach der Niederlage Hicks Paschas bei El Obeid zum Befehlshaber der ägyptischen Truppen im Sudân ernannt. Er versuchte die Festung Tokar zu entsetzen, wurde aber 4. Febr. 1884 geschlagen und kehrte nach England zurück, wo man sich vergeblich für seine Wiederanstellung im Heer bemühte. Er starb 17. Nov. 1887 auf einer Reise in Ägypten. Er schrieb noch: "The British cavalry (1858), "Our national defences" (1860) u. a.

Bakterien. In überaus raschem Fortschritt hat sich die Lehre von den B. nach den verschiedensten Richtungen hin weiter entwickelt: man hat teils weitere Arten der krankheiterregenden B. kennen gelernt, teils hat man weitere Fortschritte in der Kenntnis der Bedeutung der B. für die Gärungsvorgänge gemacht, man hat ferner auch die morphologische Stellung und die biologischen Verhältnisse der B. näher erforscht. Von pathogenen Arten sind weiter entdeckt worden: der Erreger des Unterleibstyphus in Gestalt eines beweglichen Bacillus. Bezüglich des Cholerabacillus wurde sein ausschließliches Vorkommen bei der asiatischen Cholera durch weitere Untersuchungen über jeden Zweifel sichergestellt. Ferner wurden aufgefunden: die Erreger der Rotzkrankheit der Pferde, des Rotlaufs der Schweine sowie einer andern, in verschiedenen Ländern als Schweinepest, Schweinediphtherie, Schweineseuche bezeichneten Epizootie, welche besonders in letzter Zeit in den europäischen Staaten und in Nordamerika das Volksvermögen durch Vernichtung großer Schweinebestände schwer geschädigt hat. Allerdings ist die Identität dieser verschiedenen Krankheitsformen noch zweifelhaft. Bei den verschiedenen Formen der Lungenentzündung wurden zwei verschiedene B. als deren Erreger aufgefunden: die Friedländerschen und Fränkelschen Pneumoniekokken. Weitere Aufklärung hat erlangt die Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten: man hat bestimmte Organismen aufgefunden, welche Abscesse, Eiterungen, Blutvergiftung und Wundrose erzeugen, besonders hat man auch den Erreger des Wundstarrkrampfes kennen gelernt. Der Erreger desselben zeigt das merkwürdige Verhalten, nur bei Abschluß der Luft, d. h. des Sauerstoffs, gedeihen zu können. Er teilt diese Eigenschaft noch mit einer Reihe weiterer Organismen, welche alle noch nicht ganz genau bekannt sind, da die Reinzüchtung bei Luftabschluß immer noch große Schwierigkeiten hat. Bezüglich des biologischen Verhaltens hat man beobachtet, daß viele B. nicht bloß sehr wählerisch bezüglich des Nährsubstrats sind, auf welchem sie gedeihen sollen, sondern daß sie auch manchmal ganz bestimmter Temperaturen zu ihrem Wachstum bedürfen. Während nämlich die meisten B. zwischen 16 und 38° fortzukommen pflegen und bei höhern Temperaturen absterben, hat sich gezeigt, daß viele der obligat parasitisch lebenden B. (z. B. Rotz, Tuberkulose) nur bei Körpertemperatur wachsen können, ja daß es gewisse Arten gibt, deren Wachstum bei 70-80° erst beginnt, und welche unter dieser Temperatur nur in Sporenform sich erhalten können.

Bakuba *, ein 1885 von Wolf aufgefundener Negerstamm in dem vom 5.° südl. Br. durchschnittenen südlichen Teil des Congostaats, am rechten (nördlichen) Ufer des Lulua, ein kräftiges Volk von über Mittelgröße; Kopf und Nase sind wohlgebildet, die weiblichen Gesichter erinnern an Europäerinnen. Vereinzelt tritt auch ein stark ausgesprochener semitischer Typus auf, die Hautfarbe ist gleich tiefdunkler Bronze, doch wird der Körper mit Rotholz gefärbt, auch kommen Albinos vor. Die obern Schneidezähne werden bei Eintritt der Mannbarkeit ausgeschlagen. Das Haar wird kurz geschnitten, nur auf dem Hinterkopf bleibt ein Büschel stehen, an dem mit bronzener oder eiserner Nadel ein geflochtenes Käppchen mit großem Federbusch befestigt wird. Die Männer brin-^[folgende Seite]