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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bergneustadt; *Bergsteigen; Bergues; Bergzabern; *Berhampur; Beriberi

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Bergneustadt - Beriberi

Angerer, Würzb. 1882); »Erkrankungen der Lymphdrüsen des Kindes« (Tübing. 1882); »Die Unterbindung der Vena femoralis« (Würzb. 1882); »Die Schicksale der Transfusion im letzten Dezennium« (Berl. 1883); »Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten« (2. Aufl, das. 1889); »Anleitende Vorlesungen für den Operationskursus« (mit Rochs, das.

1889). Auch gab er »Arbeiten der chirurgischen Klinik Berlins« (Berl. 1886-88, 3 Tle.) heraus.

Bergneustadt, (1885) 2204 Einw.

*Bergsteigen. Die hygienische Bedeutung des Bergsports hat in den letzten Jahren, besonders nach Örtels Untersuchungen, eine so hervorragende Stellung erhalten, daß eine verständige und gesundheitsmäßige Anwendung des Bergsteigens zu einem der wichtigsten Heilmittel in der wissenschaftlichen Medizin gehört. Wenn der Bergsport von gesunden und kräftigen Menschen in den meisten Fällen auch zweifellos hauptsächlich nur des Vergnügens wegen betrieben wird, so befördern die Bergsteiger bei der Ausübung ihres Vergnügens in hohem Grade die Kräftigung der willkürlichen Muskeln. Ein großer Teil von Bewohnern der großen Städte ist durch seinen Beruf gezwungen, den größten Teil seines Lebens in ruhender Stellung am Schreibtisch zuzubringen, und hat wenig Gelegenheit, seine Muskeln zu der für die gesundheitsgemäße Erhaltung erforderlichen Leistung anzustrengen. Besonders trifft dies auch bei den Frauen der höhern Stände zu, welche infolge der ihnen gebotenen Bequemlichkeiten außerordentlich wenig Neigung besitzen, irgend eine Muskelarbeit auszuführen. Durch die übermäßige Ruhe wird eine übertriebene Fettablagerung, teils im Unterhautzellgewebe, teils in der Muskelsubstanz selbst, bewirkt und veranlaßt bei dem wichtigsten Muskel des Körpers, dem Herzen, dadurch, daß dieses nicht zu der erforderlichen Thätigkeit gezwungen wird, ebenfalls Fettablagerungen, welche in höherm Grad als sogen. Fettherz mehr oder weniger rasch den Tod des Betreffenden bewirken können. Das Herz ist ein Muskel wie jeder andre Muskel unsers Körpers, und um denselben gesund und leistungsfähig zu erhalten, ist es erforderlich, das Herz gut zu ernähren, gut arbeiten und eine gesundheitsgemäße Gymnastik treiben zu lassen. Da wir nun aber nicht durch unsern bloßen Willenseinfluß das Herz zu stärkerm Arbeiten zwingen können, so müssen wir ein Mittel anwenden, welches energische, kräftige und zahlreiche Herzzusammenziehungen verursacht, und dieses Mittel ist das B. Durch das B. wird nicht allein das Herz zu einer erhöhten Thätigkeit angeregt, sondern es wird auch eine Beschleunigung des Blutlaufs, eine vermehrte Blutaufnahme in die Lungen durch Vergrößerung der Einatmungen und Erweiterung des Brustkorbes veranlaßt, wodurch das Blut rascher mit dem nötigen Sauerstoff versehen wird. Durch die kräftigen Zusammenziehungen der großen Muskeln, welche die Gehbewegungen hervorrufen, wird das Blut in den Venen rascher zum Herzen hingetrieben, da jede Muskelzusammenziehung das Blut aufwärts preßt. Kranke, welche an Atemnot infolge von lang andauernder mangelhafter Thätigkeit ihrer Lungen und ihres Herzens leiden, welche nicht im stande sind, die zu ihrem Wohlbefinden nötige Menge Luft in die Lungen einzuziehen, erfahren eine bedeutende Erleichterung, wenn es gelingt, ihnen durch eine zuerst sehr vorsichtig angewandte, allmählich immer mehr und mehr sich steigernde Anstrengung durch B. eine größere Erweiterung ihrer Lungenalveolen zu schaffen. Durch die Anstrengung des Bergsteigens tritt eine Erregung der Blutgefäßnerven und dadurch eine Erweiterung der Blutgefäße ein und durch diese Erweiterung und stärkere Anfüllung der Arterien eine erhöhte Wärmeabgabe, sowohl durch die Haut als Schweiß oder im Innern des Körpers als vermehrte Wärmeerzeugung, wie sie sich durch das Thermometer nachweisen läßt. Durch das sehr starke Schwitzen bei anstrengenden Bergtouren wird dem Körper außerordentlich viel Wasser entzogen und derselbe dadurch von überflüssigen Wasseransammlungen im Innern befreit. Viel wirksamer als durch alle bekannten wassertreibenden Arzneimittel wird der kranke Körper sowohl von wassersüchtigen Anschwellungen der Extremitäten als von wassersüchtigen Ergüssen in den serösen Höhlen durch ein methodisches B. befreit.

Die durch das B. erzeugte Fähigkeit des Brustkorbes, sich tiefer und beweglicher auszudehnen, verliert aber nicht sofort mit dem Aufhören des Bergsteigens ihre Wirksamkeit, die durch das B. hervorgerufene Veränderung des Lungenkreislaufs überdauert die Zeit des Bergsteigens, u. durch wiederholte Bergbesteigungen wird also die Möglichkeit gegeben, eine dauernde Verbesserung des Einatmens und dadurch hervorgerufene gründlichere Berührung des Bluts mit dem Sauerstoff der Luft hervorzurufen. Nach den genauesten Untersuchungen Örtels ist es nicht zu bezweifeln, daß die ausgiebigsten und zahlreichsten Zusammenziehungen des Herzmuskels und die bedeutendsten Erweiterungen des Brustkorbes eben nur durch das B. zu erzielen sind. Es gibt jetzt eine große Anzahl genau beobachteter Fälle von Herz- und Lungenkrankheiten, welche zur Genüge beweisen, daß gerade durch anstrengendes B. den Kranken in solchen Fällen noch Hilfe verschafft worden ist, in welchen bei der frühern Behandlung mit absoluter Ruhe, größtmöglicher Schonung und Enthaltung aller und jeder körperlichen Anstrengung sich der Krankheitszustand unaufhaltsam verschlechterte und in stetig fortschreitender Abnahme der Kräfte den Tod des Kranken herbeiführte. Vgl. Buchheister. Das B. (Hamb. 1889).

Bergues, (1886) 5435 Einw.

Bergzabern, (1885) 2339 Einw.

*Berhampur, 1) Hauptstadt und Militärstation im Distrikt Gondscham der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, mit College, zwei Kirchen und (1881) 23,599 Einw. - 2) Hauptstadt des Distrikts Murschidabad der britisch-ind. Provinz Bengalen, am linken Ufer des Bhagirathi, mit (1881) 23,605 Einw. Die Stadt war früher eine der wichtigsten militärischen Stationen der Engländer in Indien, doch sind die Truppen seit 1879 zurückgezogen, wodurch die Stadt sehr verloren hat. Die großen Kasernen dienen jetzt andern Zwecken.

Beriberi, die im südlichen Asien endemische Krankheit gewinnt auch in Brasilien größere Verbreitung.

Es handelt sich bei derselben um eine Entzündung und Entartung der peripherischen Nerven, und wenn Heilung eintritt, so erfolgt in den entarteten Nerven eine Regeneration. Bei neuern Beobachtungen hat man die B. als Infektionskrankheit erkannt. Sie kommt in gewissen Küstengegenden Indiens endemisch und epidemisch vor und auch an verschiedenen hoch gelegenen Orten, an diesen aber niemals in größerer Verbreitung, sondern nur in bestimmten Gebäuden, wie Kasernen, Gefängnissen etc. Niemand erkrankt an B., der nicht längere Zeit den schädlichen Einflüssen ausgesetzt war, und daher hat sich auch oft eine Ort Veränderung beim Beginn der Krankheit als rettendes Mittel bewährt. Oft wird die Mannschaft von Schiffen, welche sich einige Zeit an einer