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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Berlin (Stadt) - Berlin (Personenname)

ner waren 1180 sonst nicht zu Wohnzwecken dienende Gebäude und 820 Schiffe und Wagen bewohnt. Es gab 305,264 Haushaltungen, darunter 317 Anstalten und 19,599 einzeln lebende selbständige Personen; auf ein bewohntes Gebäude kamen mehr als 11 Haushaltungen und über 49 Bewohner. Nur 42,37 Proz. der Bevölkerung waren geborne Berliner, 51,93 Proz. stammten aus andern preußischen Provinzen (aus Schlesien 99,783, aus Pommern 81,663, aus Sachsen 69,446 Personen), 4,34 Proz. aus andern Gebieten des Deutschen Reichs, 1,36 Proz. waren im Ausland geboren. Unter den 14,207 in B. ortsanwesenden Reichsausländern waren Österreicher (5080), Russen (2746), Engländer (1010), Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika (979) und Ungarn (714) am stärksten vertreten. Nach dem Religionsbekenntnis waren 1,143,352 Evangelische, 99,579 Katholiken (darunter 255 Griechisch-Katholische), 6911 andre Christen (darunter 3816 Freireligiöse und Dissidenten), 64,383 Israeliten, 80 Bekenner andrer Religionen (fast sämtlich zum Personal der orientalischen Gesandtschaften gehörig) und bei 982 das Religionsbekenntnis unbekannt. Aktive bundesangehörige Militärpersonen waren 20,565. An der Zunahme der Bevölkerung (um 17,19 Proz.) gegen 1880 nahmen die eimelnen Stadtteile in verschiedenem Verhältnis teil: während sich in den Standesamtsbezirken 1 und 2 (Stadtteile Berlin, Kölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt, Friedrichstadt) die Bevölkerung sogar um 4096 Personen verminderte, wuchs sie in der Friedrich-Wilhelmstadt, Tiergarten und Moabit um 42,9 Proz., in der Friedrich-, Schöneberger und Tempelhofer Vorstadt um 31 und auf dem Wedding und Gesundbrunnen um 29,4 Proz. Die Zahl der Stadtbezirke ist auf 326 gestiegen. Anfang 1888 gab es 21,032 Grundstücke, von denen 20,343 für eine Summe von 2627 Mill. Mk. gegen Feuerschaden versichert waren; die Versicherungssumme der Mobilien belief sich 1887 daneben auf 2130 Mill. Mk. 1888 standen von 344,941 Wohnungen im Mietswert von 221 Mill. Mk. 7531 (21,8 pro Mille) leer. Im Winter 1888/89 war die Universität zu B. von 5790, die technische Hochschule von 873 Studierenden (außer 419 zum Hören Berechtigten) besucht. Die Zahl der Gymnasien ist auf 16, der höhern Bürgerschulen auf 6, der höhern Töchterschulen auf 8, der öffentlichen Gemeindeschulen auf 177 gestiegen.

[Verkehr.] Ihrem Beruf nach waren nach der Zählung vom 5. Juni 1882 in B. unter 1000 Personen 542,9 in der Industrie, 245,6 in Handel und Verkehr, 7,7 in Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 96,6 im Staats-, Gemeinde- und Kirchendienst, 38,5 im häuslichen Dienste thätig und 68,4 ohne Beruf. Die Zahl der Postanstalten ist bis 1888 auf 159, der Rohrpostanstalten auf 38 vermehrt. Die Post beförderte 1887: 46½ Mill. Stadtbriefe, an Briefen, Karten, Drucksachen, Warenproben kamen 131 Mill. an, und 187 Mill. wurden abgesandt; auf Postanweisungen wurden 224 Mill. Mk. ein- und 406 Mill. Mk. ausgezahlt. Mit der Rohrpost wurden 363,000 Briefe und 571,000 Karten, an Telegrammen 12 Mill. Stück befördert. Die Geleise der Großen Berliner Pferdebahn hatten eine Länge von 219 km, die der Neuen Berliner Pferdebahn von 25 km. Eine Reihe neuer Omnibuslinien ist von der Paketfahrt-Gesellschaft eingerichtet. An öffentlichen Fuhrwerken waren 1888 im Betrieb: 4695 Droschken, 378 Thorwagen, 217 Omnibusse, 966 Pferdebahnwagen, zusammen mit 14,723 Pferden. Im J. 1888 wurden von den Pferdeeisenbahnen 117 Mill., den Omnibussen 22,3 Mill., auf der Stadtbahn 22,1 Mill. und auf der Berliner Ringbahn 7,1 Mill. Personen befördert. Neu eröffnet sind Dampfstraßenbahnen nach Halensee-Hundekehle, Wilmersdorf-Schmargendorf, Friedenau-Steglitz. Neben den Dampferverbindungen auf der Oberspree ist eine auf der Unterspree und Havel nach Potsdam entstanden. Der Schiffahrtsverkehr auf der Spree hatte 1888 folgende Ausdehnung: es kamen an 46,307 Schiffe mit 422,954 Ton. Ladung, es gingen durch 3657 Schiffe mit 326,111 T. Ladung, und es verließen B. 46,187 Schiffe mit 339,748 T. Ladung. Bei der städtischen Sparkasse erreichten die Einzahlungen Ende 1887 eine Gesamtsumme von 90 Mill. Mk., die sich auf 329,444 Sparkassenbücher verteilten. Das Berliner Pfandbriefamt hatte 1087 Grundstücke mit 56¾ Mill. Mk. beliehen. Auf dem Viehhof wurden im Betriebsjahr 1887/88: 130,719 Rinder, 419,848 Schweine, 99,185 Kälber und 275,049 Hämmel geschlachtet. Die kommunale Armenpflege erforderte im Etatsjahr 1887/88: 8,5 Mill. Mk.; dle Zahl der Almosengeldempfänger ist auf 17,060, die der Pflegekinder auf 7692 gestiegen; an Waisenkindern wurden 5090 unterstützt. Das unter der Aufsicht des Magistrats stehende Krankenkassenwesen hatte 1. Juli 1889 folgende Ausdehnung: es bestanden 64 Ortskrankenkassen mit 250,229 Mitgliedern, 14 Vetriebskrankenkassen mit 22,164 Mitgliedern und 9 Innungskrankenkassen mit 7912 Mitgliedern. Zu dem durch das Gesetz vorgeschriebenen Reservefonds (in Höhe der durchschnittlichen Jahresausgabe von 3½ Mill. Mk.) sind schon 2⅗ Mill. Mk. angesammelt. Im Finanzjahr 1888/89 betrugen im Stadthaushaltsetat die Einnahmen 72,788,844 Mk., die Ausgaben 64,997,566 Mk., der Überschuß 7,791,278 Mk., jedoch nach Abzug des disponibeln Bestandes des Vorjahrs nur 401,940 Mk. An direkten Steuern wurden für die Gemeinde 32,9 Mill. Mk. (22,66 Mk. pro Kopf), für den Staat 21,3 Mill. Mk. (14,64 Mk. pro Kopf) erhoben. Unter den städtischen Steuern brachte die Gemeinde-Einkommensteuer 14,9 Mill., die Mietssteuer 13,4 Mill, die Haussteuer 4,6 Mill. Mk. Das Schulwesen erforderte bei einer Ausgabe von 15,9 Mill. Mk. 13,9 Mill., die Armenpflege bei einer Ausgabe von 7,3 Mill. 6,5 Mill. Mk. an Zuschüssen. Ende März 1889 betrug die städtische Schuld 163⅓ Mill. Mk., wovon für die städtischen Werke 121 Mill. verwendet sind (Kanalisation 70,6 Mill., Markthallen 16,2 Mill., Zentralviehhof 11,5 Mill., Wasserwerke 12,2 Mill., Gasanstalten 10,3 Mill.). Die Aktiven des Kämmereivermögens beliefen sich im März 1888 auf 399 Mill. (davon Grundbesitz 244,6 Mill., Wert der Betriebsbestände und Vorräte 77 Mill., der Mobilien, Bibliotheken etc. 23,4 Mill., Vermögen der Stiftungen 23,3 Mill., Kassenbestände 22,6 Mill.), die gesamten Passiven auf 204 Mill., woraus sich ein unbelastetes Vermögen der Stadt von 195 Mill. Mk. ergibt.

Zur Litteratur: der amtliche »Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt B. 1882-88« (Teil 1, Berl. 1889); Virchow und Guttstadt, Die Anstalten der Stadt B. für die öffentliche Gesundheitspflege (das. 1886); Pistor, Das öffentliche Gesundheitswesen in B. (das. 1887); Genée, Hundert Jahre des königlichen Schauspiels in B. (das. 1887); Munk, Die Steuerbelastung der Reichsstädte Wien und B. (Wien 1889); Muther und Hirth, Der Cicerone in der königlichen Gemäldegalerie in B. (Münch. 1889, illustriert); Schwebel, Geschichte der Stadt B. (Berl. 1887-89, 2 Bde).

*Berlin, 2) Nils Johan, Chemiker, geb. 18. Febr. 1812 zu Hernösand in Angermanland, studierte seit