Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bertani; Bertheau; Berthelsdorf; Berthier; Berthold; Berti; Bertrand; Beruf

126

Bertani - Beruf

von Toscana her bekannte Halbscheidsystem (Mezzadria) und verfocht den Grundsatz, daß die Landwirtschaft wie jedes andre Gewerbe im Interesse der Besitzer und der Arbeiter sich nach dem Gesetz des Reinertrags richten, bez. umgestalten müsse. Er schrieb: »La colonia parziaria« (Flor. 1877); »Delle vicende dell' agricoltura in Italia« (das. 1881); »L'economia dell' agricoltura in Italia e la sua trasformazione secondo i dati dell' inchiestra agraria« (Rom 1886).

Bertani, Agostino, ital. Politiker, seit 1882 wieder Deputierter Mailands in der Kammer, starb 30. April 1886 in Rom. Vgl. Mario, Agostino B. e i suoi tempi (Mail. 1888).

Bertheau, Ernst, Orientalist, starb 17. Mai 1888 in Göttingen.

Berthelsdorf, 2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Kirschberg, hat eine Kaltwasserheilanstalt, eine Eisengießerei und (1883) 681 Einw.

Berthier, Napoleon, Fürst und Herzog von Wagram, Sohn des Marschalls B., starb 10. Febr. 1887; Erbe seines Titels wurde sein Sohn Alexandre B., geb. 24. März 1836, der mit einer Tochter des Frankfurter Rothschild vermählt ist.

Berthold, 3) Graf von Henneberg. Vgl. Weiß, B. von Henneberg, Erzbischof von Mainz (Freib. 1889).

Berti, Domenico, ital. Philosoph und Staatsmann, legte im Juni 1885 das Ministerium des Handels und Ackerbaues nieder. Er schrieb noch: »Il Conte di Cavour avanti il 1848« (Nom 1886).

Bertrand, 3) Alexandre, franz. Archäolog, geb. 1820 zu Paris, studierte an der Normalschule, ging 1848 als Mitglied der École française nach Athen, widmete sich aber nach seiner Rückkehr in Frankreich vornehmlich prähistorischen Studien und wurde 1862 Direktor des gallo-römischen Museums in St.-Germain en Laye, zu dessen Gründung er wesentlich beigetragen hatte. 1881 wurde er zum Mitglied der Akademie ernannt. Er schrieb: »Essai sur les dieux protecteurs des héros del'Illiade« (1857), »De fabulis Arcadie antiquissimis«, »Études de mythologie et d'archéologie grecquies. D'Athènes à Argos« (1858); ferner: »Les voies romaines en Gaule« (1863), »Archeologie celtiqus et gauloise« (1876), »Cours d'archéologie nationale La Gaule avant les Gaulois« (1884). Seit 1860 gibt er die »Revue archéologique heraus.

4) Joseph, Mathematiker, Bruder des vorigen, geb. 11. März 1822 zu Paris, trat sehr früh in die polytechnische Schule, erhielt Anstellungen in den Lyceen St.-Louis und Napoléon, an der höhern Normalschule und an der polytechnischen Schule, wurde dann Biots Suppleant am Collège de France und 1862 als Professor der mathematischen Physik sein Nachfolger. Seit 1856 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, wurde er 1874 deren ständiger Sekretär. Er arbeitete über Mechanik und mathematische Physik, Funktionen- und Zahlenlehre und schrieb außer Lehrbüchern der Arithmetik, Algebra und Infinitesimalrechnung (der zweite sehr bedeutende Band seines »Calcul intégral« ging 1871 durch die Brände der Kommune zu Grunde): »Les fondateurs de l'astronomie moderne« (1855); »La théorie de la lune d'Aboulwefa« (1873); »L'académie des sciences et les acdémicienes de 1666 à 1793« (1868).

5) James, franz. Maler, geb. 1825 zu Lyon, wo er auf der Kunstschule seine ersten Studien machte, welche er später bei Périn und Orsel in Paris fortsetzte. Letztere beschäftigten ihn bei der Ausmalung einer Kapelle, in Notre Dame de Lorette, und dadurch wurde or auf die elegante klassizierende Richtung hin-

^[Spaltewechsel]

gewiesen, welcher jene beiden Maler huldigten. Ein Aufenthalt in Rom, während dessen er auch mit Cornelius bekannt wurde, bestärkte ihn in dieser Richtung. In Rom malte er außer einigen Genrebildern aus dem italienischen Volksleben eine Kommunion des heil. Benedikt und die Bekehrung der heil. Thaïs, welche ihm eine Medaille dritter Klasse einbrachte. Nach Paris zurückgekehrt, behandelte er vorzugsweise solche Szenen aus der biblischen und profanen Geschichte und der Mythologie, in welchen durch Liebe und Leidenschaft herbeigeführte Katastrophen zur Erscheinung kommen, so z. B. den Tod der Sappho (1867), den Tod der Virginia (1869, für den Luxembourg angekauft), den Tod der Manon Lescaut, den Tod und den Wahnsinn der Ophelia, Gretchen im Gefängnis, Charlotte Corday. Romeo und Julie. Mit einem zarten, gefälligen Kolorit verbindet er eine große Sicherheit in Zeichnung und Modellierung. Auf der Münchener internationalen Kunstausstellung von 1883 wurde ihm für eine 1875 gemalte büßende Magdalena eine Medaille erster Klasse zu teil. Von seinen spätern Bildern sind Lesbia, Mignon und die heil. Cäcilie zu nennen. Er starb 1887 in Paris.

6) Georges, franz. Maler, geb. 1849 zu Paris, Schüler von Yvon, Barrias und Bonnat, debütierte im Salon von 1876 mit einem Bilde: der Geizhals, welchem 1877 der Fall der Blätter, 1878 der Sprung vom leukadischen Felsen, 1879 die Muße einer Sklavin und 1880 zwei Porträte folgten. Seine Begabung entfaltete sich aber erst im Salon von 1881 auf einem Patrie! (Vaterland!) genannten Bild, welches ihm nicht nur eine Medaille zweiter Klasse, sondern auch die größten Lobeserhebungen der Kritik und des Publikums einbrachte, von welchen er als ein zweiter Géricault gepriesen wurde. Auf dem Bild war der zum Tod verwundete Fahnenträger eines Kürassierregiments dargestellt, welcher von seinen Kameraden bei hereinbrechendem Abend mit dem geretteten Kleinod aus der Schlacht geführt wird. Ein kolossales, sehr dekorativ behandeltes Gemälde im Salon von 1883: der vorüberziehende Frühling, welcher durch ein Heer nackter, durch einen vom grellsten Sonnenlicht beschienenen Wald emherreitender Amazonen dargestellt war, that dieser schnell erworbenen Popularität einigen Abbruch, weil man unter anderm an den Körpern die strenge Zeichnung vermißte.

Beruf, im allgemeinen die Lebensaufgabe, welcher man sich gewidmet hat. Man spricht demgemäß auch vom B. der Hausfrau, der Barmherzigen Schwester, des Missionärs etc. und ihren Berufspflichten. Im engern Sinn ist B. so viel wie Erwerbsthätigkeit. So wird er auch aufgefaßt bei Berufszählungen, welche vorwiegend nach der Art des Erwerbs und der Stellung der Beschäftigten unterscheiden. Als freie oder liberale Berufe gelten vornehmlich diejenigen, welche auf einer künstlerischen oder wissenschaftlichen Vorbildung beruhen, und bei denen der Berufsthätige sich nicht in abhängiger Stellung als Beamter oder Lohnarbeiter befindet. Je nachdem der Erwerb Haupt- oder Nebenerwerb war, hat man im Deutschen Reich 1882 Haupt- und Nebenberuf unterschieden. Hierbei wurden nur jene Personen in die Klasse der Erwerbsthätigen aufgenommen, deren hauptsächliche Thätigkeit auf Erwerb gerichtet war, während man in Frankreich 1886, ebenso in Österreich 1880 auch die nur gelegentlich oder nebensächlich Erwerbenden mit zum erwerbsthätigen Teil der Bevölkerung rechnete. Bei der deutschen Berufszählung wurden ermittelt als ausschließlich oder hauptsächlich dem B. zugehörend: