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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Eyschen - Falb
vertrat, daselbst ein bedeutendes Mitglied der altliberalen Partei war und 1884 starb, trat nach mehrjährigem Aufenthalt in der Schweiz, in Frankreich und Hngland als Teilhaber in das kaufmännische Geschäft seines Vaters in Barmen ein, ward bald zum Stadtverordneten und Mitglied des Provinziallandtags und 1879 auch im Wahlkreis Lennep-Solingen in das Abgeordnetenhaus gewählt. Er trat der nationalliberalen Partei bei und beteiligte sich namentlich an den Verhandlungen über das Eisenbahnwesen.
Als evangelischer Rheinländer bekämpfte er aufs schärfste die Ultramontanen, von denen er heftig angefeindet wurde, ferner trat er entschieden für die Minderung der auf den Städten ruhenden Lasten für Polizei und höhere Schulen ein. Er schrieb: »Wider die Sozialdemokratie« (Leipz. 1874); »Die Neukonservativen im Westen« (Elberf. 1876) u. a.
^Eyschen, Paul, luxemburg. Staatsminister, geb.
1842 zu Luxemburg, Sohn des Generaldirektors Gerhard E., studierte in Deutschland und Frankreich die Rechte und ließ sich in seiner Vaterstadt als Advokat nieder. 1867 wurde E. vom Kanton Wiltz in die Abgeordnetenkammer gewählt, deren Schriftführer er bis zu seinem 1876 erfolgten Eintritt in die Regierung als Generaldirektor der Justiz (Minister) war. Als Abgeordneter nahm er hervorragenden
Anteil an den Verhandlungen, insbesondere als Berichterstatter über die 1872 erledigte Frage der Errichtung eines Bistums Luxemburg. Als Generaldirektor führte er zahlreiche Reformen in der Rechtspflege durch, unter andern diejenige des Strafgesetzbuchs; gleichzeitig mit der Verwaltung der öffentlichen Arbeiten betraut, erwarb er sich durch ein landwirtschaftliches Genossenschaftsgesetz nach deutschen Vorbildern, durch die Freilegung der ehemaligen Festung Luxemburg und den kunstgerechten Ausbau der Stadt erhebliche Verdienste. E. war bereits 1874 zum großherzoglichen Geschäftsträger am Berliner Hof ernannt worden, welche Stellung er bis Ende 1889 bekleidete.
Im I. 1885 war er in einem Bericht an den König-Großherzog dem in Finan^spekulationen verwickelten Staatsminister v.Blochausen, den er bis dahin eifrig unterstützt hatte, entgegengetreten; dadurch wurde Vlochausens Abberufung bewirkt. Im September 1888 wurde E. selbst Staatsminister und sühne im April 1889, während der Erkrankung des Staatsoberhauptes, den Herzog von Nassau als Regenten im Großherzogtum ein. E. ist gemäßigt liberal und neigt germanischen Anschauungen zu. In Marquardsens »Handbuch des öffentlichen Rechts < bearbeitete er: »Das Staatsrecht des Großherzogtums Luxemburg« (Freiburg 1889).
Fabinh, Thea phil von, ungar. Minister, geb.
N. Okt. 1822 zu Budapest, vonsiebenbürgisch-sächsischcr Abkunft, studierte in Pest und am Rechislollegium zu Eperies die Rechte, wurde 18',0 Richter am Komitatsgericht zu Pest, 1851 Bezirksrichter, 1854 Oberlandesgerichtsrat, 1861 Richter ander königlichen Tafel, 1869 am Kassationshof, 1873 Vizepräsident bei der königlichen Tafel und 1880 Senatspräsident bei der königlichen Kurie (oberstem Gerichtshof). Daneben erwarb er sich als Oberinspektor der evangelischen Kirche um Kirche und Schule bedeutende Verdienste. Tisza übertrug ihm in seinem Kabinett im Mai 1886 das Justizministerium, das er bis 1889
verwaltete.
Fabretti, 2) Ariodante, Archäolog, wurde 1889 zum Senator des Königreichs Iralien'ernannt.
Fabri, Friedrich, evang. Theolog und Kolonialpolitiker, geb. 12. Juni 1821 zu Schweinfurt, studierte 1841-45 Theologie in Erlangen und Berlin, war 1846-47 Mitglied des Predigerseminars in München, 1848Stad'tvikarinWürchurg, 1851 Pfarrer zu Bonnland bei Würzburg, 1857 Inspektor der rheinischen Mission zu Barmen, welche Stellung er infolge von Mißhelligkeiten 1884 niederlegte, worauf cr sich nach Godesberg a. Rh. zurückzog, öffentlichen Angelegenheiten und theologischen Studien sich widmend; 1889 wurde er als ordentlicher Proftssor an die Universität zu Bonn berufen. Außer der Schrift Briefe gegen den Materialismus« (Stuttg. 1856, 2. Aufl. 1864) und zahlreichen Aufsätzen und kleinen Schriften religiösen, religionsphilosophischen und politischen Inhalts veröffentlichte er: »Die politische Lage und die Zukunft der evangelischen Kirche in Deutschland« (anonym 1867; 3.Ausg., Gotha1874); »Staat und Kirche (3. Aufl., das. 1872); ^^ Wie weiter? Kirchenpolitische Betrachtungen zum Ende des Kulturkampfes« (das. 1887). Viel genannt wurde
Fabris Name durch seine rege Beteiligung an den kolonialpolitischen Fragen, zu denen er hauptsächlich in der Schrift »Veoarf Deutschland der Kolonien'^ (3. Aufl., Gotha 188Y nachhaltigen Anstoß gab, und die er wiederum in seiner letzten Schrift: »Fünf Jahre deutscher Kolonialpolitik« (das. 1889), in ihren bisher erzielten Erfolgen und Mißgriffen beleuchtete.
ssacius, Angelika, Stein- und Stempelschneiderin, starb 17. April 1887 in Weimar.
Fadejew, R o st i s l a w A n dr e j e w i t s ch, russ. Militärschriftsteller. Seine »Gesammelten Werke« wurden mit einer Biographie 1889 in 3 Bänden herausgegeben.
Faidherbe, Louis Leon Cesar, franz. General, starb 28. Sept. 1889 in Paris und wurde nach einer auf Staatskosten im Invalidendom veranstalteten Leichenfeier zu Lille beigesetzt. Von ihm erschien noch das Werk »1^6 sene^al. I^a ^r«.U06 clNU81'^.tritiU6 0eoi66nlHi6« (Par. l889).
Falaise, d W«) 8276 Einw.
*Falb, Rudolf, Schriftsteller, geb. 13. April 1838 zu Obdach in Steiermark, studierte in Graz Theologie, wurde zum Priester geweiht und nach zwei Jahren Lehrer an der Handelsakademie in Graz. 1866-69 war er Erzieher in einer gräflichen Familie, dann studierte er in Prag Mathematik, Physik, Astronomie, seit 1872 in Wien Geologie, bereiste 1877-80 Süd- undNordamerika, lebte darauf einige Jahre in seinem Heimatsort und siedelte 18^7 nach Leipzig über. Wahrend seines Aufenthalts in Wien war er zur protestantischen Kirche übergetreten. Die allgemeine Aufmerksamkeit wußte F. auf sich zu lenken durch eine von ihm aufgestellte Theorie, nach welcher durch das Zusammenwirken von Sonne und Mond auf die Atmosphäre und auf das feuerflüfsige Innere der Erdkugel an »kritischen Tagen« Erdbeben, Wetterkatastrophen und das Auftreten schlagender Wetter