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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ferrari; Ferrenase; Ferron; Ferry; Ferté, La; Festung und Festungskrieg

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Ferrari - Festung und Festungskrieg

thermomcter, Barometer 2c.) aufgestellt ist, dessen Angaben nach einem entfernten Ort übertragen werden sollen, befinden sich zwei mit dünnen Drähten bewickelte Spulen, eine größere, feststehende ringförmige, in deren Innerm die kleine um ihre Achse leicht gedreht werden kann. Mit der kleinen Spule ist ein Hebel und ein Zeiger fest verbunden, und auf den Hebel wirkt das Meßinstrument, so daß dem Stande des letztern stets eine bestimmte Stellung der Spule entspricht, welche der Zeiger auf einer Skala markiert. Schickt man durch die größere Spule einen intermittierenden Strom, so werden in der kleinern Ströme induziert, deren Stärke von der Stellung beider Spulen zu einander abhängt und am größten ist, wenn sich die kleine Spule vollständig in der großen befindet, am kleinsten dagegen, wenn die Windungsebenen beider Spulen zu einander senkrecht stehen. Auf der zweiten Station befindet sich ein ganz ähnlicher Apparat, und wenn man von hier aus mittels einer mit elektromagnetischem Stromunterbrecher versehenen Batterie einen intermittierenden Strom durch die beiden mittels einer gut isolierten Drahtleitung hintereinander verbundenen großen Spiralen sendet, so müssen die induzierenden Kräfte beider Spulen jederzeit einander genau gleich sein. Daraus folgt, daß die Induktionsströme in den kleinen drehbaren sollen dieselbe Intensität besitzen müssen, wenn ihre relativen Stellungen dieselben sind, d. h. wenn die Zeiger an beiden Stationen auf die gleichen Skalenteile weisen. Es handelt sich also lediglich darum, auf der zweiten Station diejenige Stellung des Zeigers zu finden, bei welcher der in der kleinen Spule entstehende Induktionsstrom mit dem an der ersten Station erzeugten genau gleiche Intensität besitzt. Dies geschieht in folgender Weise. Man verbindet die beiden kleinen Spulen miteinander durch eine gut isolierte Doppelleitung und zwar in der Art, daß die beiden Induktionsströme die Leitung in entgegengesetzter Richtung durchlaufen müssen. Sind die Ströme einander gleich, so heben sie sich gegenseitig auf, die Leitung erscheint alsdann stromlos, und ein in dieselbe eingeschaltetes Telephon ist still, während es bei verhältnismäßig geringen Unterschieden in der Stromstärke ein deutlich hörbares Geräusch gibt. Man braucht also nur, um eine Ablesung zu machen, den Strom durch die großen Spiralen zu senden, das Telephon ans Ohr zu halten und die kleine Spirale zu drehen, bis jedes Geräusch verschwunden ist. Der Zeiger weist dann genau auf denjenigen Skalenteil, welcher dem jeweiligen Stande des Meßinstruments auf der andern Station entspricht. Der F. hat sich bereits in der Praxis, z. B. bei großen Zentralheizanlagen, bewährt, wo der Heizer den Stand der Thermometer in den einzelnen Räumen ablesen kann.

Ferrari, 6) Paolo, ital. Lustspieldichter, starb 9. März 1889 in Mailand.

Ferrenase * (spr. ferranjasw), Stadt im Departement Lambayaque der südamerikan. Republik Peru, am westlichen Fuß der Kordillere, hat Reisbau, (1876) 7043 Einw. und steht durch eine Eisenbahn mit dem Küstenort Eten (s. d., Bd. 5) in Verbindung.

Ferron * (spr. -ong), Théophile Andrien, franz. General, geb. 19. Sept. 1860, wurde, auf der polytechnischen Schule vorgebildet, 1852 Unterleutnant im Geniekorps und Eleve der Applikationsschule in Metz. Als Leutnant im 3. Genieregiment drang er bei der Erstürmung der kleinen Malakowredoute 1855 an der Spitze einer Abteilung Sappeure zuerst in die Schanze ein und erhielt den Orden der Ehrenlegion. Er stand dann mehrere Jahre in Algerien, wurde darauf

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Lehrer an der Genieschule in Metz und 1866 Geniedirektor in Neukaledonien. Erst im Frühjahr 1871 als Bataillonskommandeur nach Frankreich zurückgekehrt, nahm er an den Kämpfen der Versailler Armee gegen die Pariser Kommune teil und erbaute die große Batterie in der Avenue de la Grande Armee. Darauf leitete er den Bau der Befestigungen von Epinal. 1875 ward er zum Oberstleutnant, 1879 zum Obersten befördert, diente wieder kurze Zeit in Algerien, ward dann Geniedirektor in Bourges, darauf Chef des Generalstabs des 9. Armeekorps und 1880 Souschef des Generalstabs des Kriegsministers. Mehrere Jahre später zum Divisionskommandeur in Chaumont befördert, ward er im Mai 1887 als Nachfolger Boulangers zum Kriegsminister ernannt und widmete sich mit Eifer der Reorganisation des französischen Heerwesens; auch führte er mit dem 17. Armeekorps den Mobilmachungsversuch aus und formierte 4 neue Kavallerie- und 18 Infanterieregimenter. Doch schon im April 1888 trat er mit dem Kabinett Tirard zurück und wurde 1889 zum kommandierenden General des 18. Armeekorps in Bordeaux ernannt. Er schrieb zwei Werke über die Verteidigung von Paris und der Grenzfestungen 1870 und eine Studie über die Eisenbahnen im Krieg.

Ferry, 2) Jules, franz. Politiker, bewährte sich als begabtester und mutigster Führer der gemäßigten Republikaner. Er wagte es zuerst, offen gegen Boulanger aufzutreten, den er in einer zu Epinal 24. Juli 1887 gehaltenen Rede den Staatsstreichgeneral, den Saint-Arnaud der Tingeltangel nannte. Deshalb bekämpften auch Boulanger und die Radikalen seine Kandidatur für die Präsidentschaft nach dem Rücktritt Grevys auf das heftigste und drohten mit Bürgerkrieg und Aufstand, wenn F. gewählt werde. Obwohl die Opportunisten einsahen, daß der energische F. der geeignetste Präsident sei, ließen sie sich zum Teil doch einschüchtern, und bei der Präsidentenwahl 3. Dez. 1887 erhielt F. im ersten Wahlgang nur 212 Stimmen, worauf er seine Anhänger bat, ihre Stimmen Carnot zu geben. Auch hatten die Hetzereien der Boulangisten und Intransigenten gegen den "Tonkinesen" (Tokinois) die Wirkung, daß 10. Dez. ein halbverrückter Mensch, Namens Aubertin, ein Attentat auf F. machte und ihn, wenn auch nur leicht, verwundete. Unbeirrt setzte F. den Kampf gegen den Boulangismus fort und gründete zu diesem Zweck 1888 den Republikanischen Nationalverein. Doch war er in Frankreich so wenig beliebt, daß Carnot nicht wagte, ihm die Bildung eines Ministeriums zu übertragen. Bei den Deputiertenwahlen im September 1889 ward er in seinem alten Wahlkreis nicht wieder gewählt und lehnte es ab, anderwärts ein Mandat anzunehmen.

Ferté, La. 1) La F. Bernard, (1886) 4741 Einw.

2) La F. Macé, 5969 (Gemeinde 8908) Einw.

3) La F. sous Jouarre, 3572 Einw.

Festung und Festungskrieg. Die Einführung der Brisanzgeschosse (s. d., Bd. 17) und der Schrapnells bei den Haubitzen und Mörsern hat auf das Festungswesen einen Einfluß ausgeübt, dessen Wirksamkeit noch nicht beendet, dessen Tragweite auch noch nicht abzusehen ist. Noch gehen die Meinungen darüber sehr weit auseinander. Während die einen (Major Scheibert) die allseitig geschlossene Festung nur noch in Ausnahmefällen (z. B. Sperrfort), sonst nur in der Richtung feindabwärts offener befestigter Stellungen (Positionsbefestigung) angewendet wissen wollen, meinen die andern, daß durch die Einführung jener Geschosse und neuer Waffen im ganzen wenig geändert sei, die