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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Glaser - Gleichberge

Dispersion um so größer, einen je größern Brechungsindex sie haben; das Jenaer Laboratorium hat nun aber auch Gläser hergestellt, bei denen Refraktion und Dispersion in anderm Verhältnis zu einander stehen, und dadurch für viele optische Zwecke ein sehr erwünschtes Material geliefert. Bamberg hat das Jenaer G. mit großem Vorteil für Fernrohre angewandt, womit erwiesen ist, daß die Astronomie von demselben nicht minder Vorteile erzielen wird wie die Mikroskopie.

Bei Thermometern beobachtet man eine sogen. thermische Nachwirkung, welche darin besteht, daß in den ersten Monaten oder Jahren nach der Anfertigung der Eispunkt etwas steigt, während auch bei ältern Thermometern nach einer bedeutenden Temperaturerhöhung eine zeitweilige Erniedrigung des Eispunktes eintritt. Die thermische Nachwirkung ist besonders groß bei Gläsern, welche neben Kali viel Natron enthalten, und es ist in Jena gelungen, ein Normalthermometerglas herzustellen, welches so vortreffliche Instrumente liefert, daß bei einer Erwärmung auf 100° die Depression des Eispunktes nur 0,05° beträgt. Dies G enthält Kieselsäure, Natron, Zinkoxyd, Kalk, Thonerde, Borsäure, also nur ein Alkali.

Die verschiedenen Glassorten zeigen sehr ungleiche Widerstandsfähigkeit und verwittern zum Teil sehr schnell, indem die Oberfläche durch die darauf einwirkenden Agenzien angegriffen wird. Zur Prüfung des Glases legt man es in eine erwärmte konzentrierte Zinknitratlösung. Die Erscheinung des Abblätterns, welche sich sonst erst nach Jahren zeigen würde, kommt hierbei sofort zum Vorschein. Über eine sehr feine Prüfungsmethode mit Salzsäuredämpfen s. Glas, Bd. 7, S. 383. Nach einer andern Methode verwandelt man das G. in Pulver von bestimmter Feinheit und behandelt eine abgewogene Probe so lange mit kochendem Wasser, bis das Filtrat ganz neutral reagiert. Man verdampft letzteres dann in einer Platinschale, trocknet den Rückstand und wägt. Gutes G. ist nach sechs- bis achtmaligem Aufgießen von heißem Wasser erschöpft und gibt an dasselbe nicht mehr als 1,5-2 Proz. ab, während Gläser vorkommen, die nach Verlust von 50 Proz. das Wasser noch alkalisch machen. Eine sehr empfindliche Methode hat Mylius angegeben. Er löst 0,1 g farbloses Jodeosin in 100 ccm mit Wasser gesättigtem Äther und bringt diese Lösung mit dem G. in Berührung, nachdem dieses mit Wasser, dann mit Alkohol und Äther sorgfältig gereinigt worden war. Das Wasser des Äthers greift das G. an, setzt Alkali in Freiheit, und dies bildet mit dem Jodeosin eine farbige Verbindung, die sich auf das G. niederschlägt. Nach 24 Stunden beurteilt man aus der Intensität der gefärbten Schicht den Grad der Zersetzbarkeit des Glases. Schlechtes G. färbt sich mit der Lösung sofort, gutes erst nach mehreren Stunden. Die meisten Glassorten verfärben sich am Lichte. Durch Eisenoxydul grün gefärbtes G. wird durch Sonnenlicht gelb, indem aus Eisenoxydul und nie fehlendem Natriumsulfat Eisenoxyd und Schwefelnatrium entstehen. Manganhaltiges G. färbt sich unter höherer Oxydierung des Mangans violett. Bei Tafelglas sind diese Farbenveränderungen oft nur in dicker Schicht (wenn man durch die Schnittkante in die Scheibe hineinsieht) wahrnehmbar, und um sie zu kontrollieren, muß man von zwei gleichen Scheiben die eine belichten, die andre im Dunkeln aufbewahren. Die Wirkung der Sonnenstrahlen auf die zu prüfende Scheibe wird verstärkt, wenn man hinter letzterer ein gelbes oder rotes G. oder einen Spiegel anbringt, um die chemisch wirkenden Strahlen zurückzuwerfen. Die Durchsichtigkeit des Glases prüft man mit einem Photometer und chemische oder physikalische Ungleichheiten in der Masse mit Hilfe des von Töpler angegebenen Schlierenapparats.

Die Arbeiter in den Glashütten sind vielen Schädlichkeiten ausgesetzt. Die Pocher sind meist durch das Einatmen des scharfen Quarzstaubes lungenkrank. Bei Darstellung von Bleiglas sind Bleivergiftungen möglich, und wenn Arsen zum Reinigen des Glases angewandt wird, so leiden zwar die Arbeiter nur wenig, aber die Umgegend wird durch den entweichenden Arsendampf geschädigt. Die Arbeiter vor den Öfen leiden durch die starke Hitze, den häufigen Temperaturwechsel und an den Augen durch den Feuerschein. Zur Milderung der Hitze hat man mechanisch in Bewegung gehaltene Fächer angewandt, welche einen gelinden kühlenden Luftzug hervorbringen; die Augen sucht man durch Glimmerbrillen zu schützen, da Glimmer die Wärmestrahlen zurückhält. Das Glasblasen bewirkt Blutandrang nach dem Kopf und im Alter asthmatische und emphysematische Beschwerden, so daß die Bläser nur bis zum 50. Lebensjahr am Ofen arbeiten können. Wird eine und dieselbe Pfeife von mehreren Arbeitern benutzt, so kann sie Gelegenheit zur Übertragung von Syphilis bieten, zumal die Glasbläser oft mit Geschwüren an den Lippen und im Mund behaftet sind. Die Glasschleifer leiden sehr häufig an Tuberkulose. Der Schleifstaub wirkt in der gewöhnlichen Weise, erzeugt aber keine Tuberkulose, deren Übertragung vielmehr durch das Arbeiten in überfüllten, schlecht ventilierten, nicht hinreichend saubern Räumen veranlaßt wird. Schlechte Ernährung, häufige Erkältung und die harte Arbeit wirken zusammen, so daß es in einzelnen Glashütten nur selten 30jährige Schleifer gibt. Bleivergiftungen, Gefährdungen durch Staub, durch Fluorwasserstoffsäure (beim Ätzen des Glases) kommen bei mehreren Stadien der Glasfabrikation vor und erfordern die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln.

Glaser, 2) Julius Anton, Kriminalist. Ein »Bibliographisches Verzeichnis seiner Werke, Abhandlungen, Gesetzentwürfe und Reden« erschien Wien 1888.

*Glazier (spr. -sihr), Willard, ein Amerikaner, der 1881 einen See entdeckt haben will, der höher liegt als der Itaskasee, und voll ihm als eigentlicher Quellsee des Mississippi beschrieben wurde. Es stellte sich indes heraus, daß dieser Glazier Lake bereits als Elk Lake auf den Karten existiert. Eine 1889 von J.^[Jacob] V. Brower geführte Expedition will weder Elk noch Itaska als Quellsee des Mississippi gelten lassen, sondern zwei angeblich von ihm entdeckte Seen, die westlich von und 30 m über dem Itaska liegen. Inzwischen hat die Legislatur von Minnesota durch ein Gesetz vom 24. April 1889 den neuen Namen Glazier Lake offiziell verpönt und den Gebrauch von Büchern und Karten, die den Namen enthalten, in den Schulen verboten.

Gleichberge. Während die auf einem Seitenvorsprung des Großen Gleichbergs gelegene Altenburg ein umwalltes Viehgehege, frühstens aus dem 6. Jahrh. n. Chr., darstellt, ist auf dem Kleinen Gleichberg eine strategisch gut durchdachte und planmäßig ausgeführte Festungsanlage der La Tène-Periode nachgewiesen worden, welche mit ihrem dreifachen Steinwallgürtel alle übrigen prähistorischen Befestigungen auf Berghöhen Deutschlands weit übertrifft. Die daselbst gesammelten Funde sind von der meiningischen Regierung angekauft worden. Vgl. Jacob, Die G. als Kulturstätten der La Tènezeit Mitteldeutschlands (Halle 1887).