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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Großbritannien (Heer und Flotte, Geschichte seit 1887)
Milizo'ataillonc. In gleicher Weise sind die Artillerie der Miliz und der Freiwilligen den regulären Truppen beigeordnet. An der Spitze der Armee steht die Königin, welche 4 königliche Prinzen als persönliche und 40 Adjutanten im Öberstenrang hat. Ein 8e0i'6-! tar^ ot 8tkte t'or nar, der mit der Regierung wech-! selt und auch Militär sein kann, steht an der Spitze des Kriegsministeriums (> Vur ot'Kce). Ihm sind untergeordnet die Finanzabteilung, die Manufakturabteilungen (für Bekleidung der Armee und Waffen) und das eigentliche Militärdepartement, an dessen Spitze der Oberbefehlshaber (^ommanäkr in einet', seit Jahren der Herzog von Cambridge) steht. Unter letzterm stehen die Departements des Generaladjutanten (jetzt General Lord Wolseley) und des Generalquartiermeisters, des Generalinspektors der Befestigungen, die Direktoren der Artillerie, des Nundschafterbüreaus (Iut6l1itz'6iict) c1<?MNm(M6), der militärischen Bildungsanstalten und des Gesundheitswesens sowohl als Ausschüsse für Geschützwesen, Sprengstosse u. dgl. Die Generalität zählte 1889:5 Feldmarschälle, 19 Generale, 52 Generalleutnants und 138 Generalmajore.
Truppen. Die Effektivstärke der regulären stehenden Armee war 1888: 211,021 Mann mit 24,922 Pferden und 582 Geschützen. Davon standen im vereinigten Königreich 107,396 Mann, in Indien 72,345 Mann, in den andern Kolonien 25,848 Mann und in Ägypten 4738 Mann. Dazu kommen: Armeereserve von gedienten Soldaten 55,200Mann, Miliz 141,593 Mann, Ieomanry 14,255 Mann, Freiwillige 258,242 Mann, zusammen also 680,311 Mann, ohne die 219,000 Mann starke indische Armee, die indischen Hilfstruppen, die Milizen :c. der Kolonien. Die reguläre stehende Armee besteht aus den im vereinigten Königreich angeworbenen Regimentern und2 Kolonialkorps (1 westindisches Regiment Negertruppen und die Malteser Artillerie)/ Die britische Infanterie bildet3Garde- und 69 sogen. Territorialregimenter mit zusammen 148 Bataillonen, von denen 98 in England und Wales, 19 in Schottland, 16 in Irland und 15 (Garden und Schützen) im ganzen Königreich angeworben werden. Das westindische Regiment besteht aus 2 Bataillonen. Die Kavallerie zählt 31 Regimenter (3 Garderegimenter mit Kürassen, 7 schwere Dragonerregimenter jvi'a Fomi-^ul N'd^, 3 Dragoner-, 13 Husaren- und5 Lancierregimenter). Das königliche Artillerieregiment besteht aus 2 Brigaden reitender Artillerie l20 Batterien), 4 Brigaden Feldartillerie (81 Batterien) und 11 Divisionen Festungsartillerie (107 Batterien) mit zusammen 606 Feldgeschützen. Dazu kommen noch die Malta Fencibles mit 6 Festungsbatterien. Die Ingenieure bilden 15 Festuno.s-, 11 Torpedo-, 8 Feld-, 4 topographische und 2 Eisenbahnkompamen (zusammen 40 Kompanien), 1 Telegraphenbataillon in 2 Divisionen und 14 Ingenieurparke (tl'00^8), von denen 2 mit Pontons ausgerüstet sind. Die Miliz besteht aus 132 Bataillonen Infanterie (88 englisch, 31 irisch und 13 schottisch) und 35 Brigaden (196 Batterien) Festungsartillerie. Die Peomanry bildet 39Regimenter, während die Freiwilligen (1888: 258,242 Mann) neben Schützenbataillonen auch Festungsartillerie (46,562 Mann), Ingenieurkorps (13,560 Mann) und berittene Truppen (425 Mann), auch eine Abteilung von 123 (^clists (Radfahrern) stellen.
Nenn nun auch die englische Landmacht genügend ist, um Indien zu behaupten und das eigne Land zu schlitzen und selbst zwei kleine Armeekorps für auswär tige Kriege aufzustellen, so liegt doch der Schwerpunkt von Englands Stärke in seiner Kriegsmarine. Dieselbe zählte im Oktober 1^88 an seetüchtigen Schissen: 1) 66 Panzerschiffe (26 Turm-, 9 Barbette^, 24 Breitseitschiffe und 7 Kreuzer mit Gürtelpanzer), darunter 46 Schlachtschiffe, 12 Kreuzer und 10 Schiffe für Küstenverteidigung. Außer diesen Schiffen sind noch8 Panzerschiffe vorhanden, welche in ihrem jetzigen Zustand nicht seetüchtig sind, und 3 Panzerschiffes in Indien und Australien ständig stationiert, sind nicht mitgezählt. 2) 292Dampfschiffe (68Kreuzer, 27Glattdeckskorvetten^laoi)^, IIIKanonenboote, 35 speziellen Zwecken gewidmete Schisse, 6 Jachten, 12 Truppenschiffe und 33 Schleppschiffe). 3) 176 Torpedoschiffe (1 gepanzertes Widderschiff, 14Torpedojchiffe, 159 Torpedoboote und 2 Vorratsschiffe). Ferner: 27Segelschiffe, 36 Stationsschisse, 104 Pontons u. dgl.
Dazu kommen nun als Reserve 23 große Dampfschiffe der Handelsmarine, die so gebaut sind, daß sie als bewaffnete Kreuzer Verwendung finden können.
Gebaut sollen werden, nach einem im März 1889 vorgelegten Programm, 8 große Panzerschiffe von je 14,150 Ton. Gehalt und 17^2 Knoten Fahrgeschwindigkeit, 2 Barbetteschiffe zu 9000 T. und gleicher Geschwindigkeit, 42 teilweise gepanzerte Kreuzer (2575-7350 T. und 20 Knoten) und 18 Torpedokanonen. boote zu 735 T. Bei Jahresschluß waren bereits 37 von diesen 60 Schiffen im Bau. Wirklich in den Dienst gestellt waren im November 1889: 32 Panzerschisse, 172 Dampfschiffe, 28 Segelschiffe, 35 Stationsschiffe. Bemannt war diese Flotte durch 41,730 Seeleute (einschließlich von 2597 Offizieren), 4514 Schiffsjungen und 13,867 Marinesoldaten. Die Nü^ stellwache zählt 4200 Mann, die Reserve aber 24,375 Mann, einschließlich von 20,118 Seeleuten der Handelsmarine, 2210 gedienten Matrosen und 2047 "freiwilliger Schiffsartillerie l Mval vo1unt66i8). Außerdem waren auf den Schiffswerften 26,200 Mann beschäftigt.
Geschichte.
Der Eröffnung der Parlamentssession von 1887, welche 27. Jan. stattfand, gingen Verhandlungen zwischen den beiden Fraktionen der alten liberalen Partei, den Gladstonianern, welche für irisches Homerule eintraten, und der liberalen Unionisten, welche an der Einheitlichkeit der parlamentarischen Regierung von G. und Irland festhielten, voran, die indes zu keiner Verständigung führten und infolgedessen nur die Spaltung zwischen den einstigen Bundesgenossen verschärften und verbitterten. Dadurch entwickelten sich Parteizustünde, welche der politischen Entwickelung der nächsten Jahre einen eigentümlichen Charakter gegeben haben: einerseits verfügten die Konservativen nur durch das Bündnis mit den liberalen Unionisten über die Mehrheit im Unterhaus, anderseits waren diese wiederum, wenn sie den Sturz des Ministeriums und damit oen Sieg des irischen Homeruleprogramms vermeiden wollten, darauf angewiesen, der Regierung ihre Unterstützung zu teil werden zu lassen. Beide Bundesgenossen waren damit auf eine beständige Kompromißpolitik angewiesen, so daß die gesetzgeberischen Maßregeln, welche in den Jahren 1887-89 getroffen wurden, viel weniger als früher einen einseitigen Parteicharakter tragen.
Vor allem galt es, in Irland den Staatsgesetzen Achtung zu verschaffen. Die Thronrede, mit der die Sitzungen des Parlaments eröffnet wurden, konnte feststellen, daß in den letzten Monaten die Zahl der schweren Verbrechen in Irland abgenommen habe; aber sie hatte zu betonen, daß durch den neuen Feld-