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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gumperda - Guthrie

Gumperda, * Dorf in Sachsen-Altenburg,bei Kahla, mit 420 Einw., bekannt durch eine Höhere Knaben-Lehr- und Erziehungsanstalt.

Gundling, * 3) Julius, unter dem Pseudonym Lucian Herbert bekannter Romanschriftsteller, geb. 7. März 1828 zu Prag, studierte daselbst die Rechte, trat 1851 in den Gemeindedienst von Prag, ward 1863 durch die tschechische Partei aus seiner Stellung gedrängt und lebt seitdem als Schriftsteller. Aus der langen Reihe seiner Romane, die der mittlern Unterhaltungslitteratur zugerechnet werden können und durch die Hereinziehung politisch - historischer Persönlichkeiten zum Teil einen höhern Anspruch erheben, sind hervorzuheben: »Deutsche Hiebe« (Leipz. 1857,2 Bde.); »Advokat Schnobeles« (das. 1858); »Henriette Sontag« (das. 1859); »Louis Napoleon« (das. 1861, 10 Bde.): »Napoleon III.« (das. 1863;, 8 Bde.); »Carlo Alberto und Louis Napoleon« (das. 1864); »Viktor Emanuel« (das. 1865); »Nikolaus und Metternich« (das.1866-68, 6Bde.); »Zwischen Krieg und Frieden. Nach Custozza und Königgrätz« (das. 1867); »Das Testament Peters d.Gr.« (das. 1869); »Aus der Zeit«(das.1873); »Casanova« (Jena 1874); »Schwarzgelb« (Leipz. 1878); »Zwei Kreuzherren« (Bresl. 1881, 4 Bde.); »Deutsch und Slawisch« (das. 1882).

Gungl, Joseph, Tanzkomponist, starb 1. Febr. 1889 in Weimar.

Gunja, * in Ostindien der Hanf, aus welchem Haschisch bereitet wird.

Gunong Bubu, * Berg in dem unter brit. Schutz stehenden Staat Perak auf der Halbinsel Malakka in Hinterindien, 1700 m hoch, 1884 zum erstenmal im Auftrag des britischen Residenten in Perak von Tenison Woods erstiegen.

Gunsberg, * Isidor, Schachspieler, geb. 1854 zu Pest, lebt seit 1876 als Schachlehrer in London. Er gewann 1885 in dem Hamburger und 1888 in dem Bradforder internationalen Turnier den ersten, 1889 im großen New Yorker Kampf den dritten Preis, maß sich auch einmal erfolgreich in einem kleinen Match mit Blackburne.

Gunterskale, * mathematisches Instrument in Form eines breiten Lineals, auf welchem die sogen. Gunterlinien aufgezeichnet sind. Dieselben bilden ein System von geraden, untereinander korrespondierenden Linien, auf welchen die Verhältnisse der transcendenten Winkelfunktionen des ganzen Quadranten sowie diejenigen der natürlichen Zahlen nach ihren logarithmischen Werten niedergelegt sind. Die letztern würde man z. B. erhalten, wenn man den Anfangspunkt einer Linie mit 1 bezeichnet und von hier aus den auf einem beliebigen Maßstab gemessenen Wert der Mantissen der Logarithmen der natürlichen Zahlen abträgt. Nimmt man ferner für eine zweite Linie diese Werte doppelt und hiervon für eine dritte Linie den dritten Teil, so erhält man die zu der ersten, der Zahlenlinie, gehörige Wurzel- und Kubenlinie. Nach demselben Prinzip kann man sich die Sinus-, Sekanten-, Tangenten- und Sinusversuslinien konstruieren, auf welchen man durch einfache Zirkelspannung jede Aufgabe zu lösen vermag, welche nur irgend durch logarithmische Rechnung bewältigt werden kann. Je nach Größe des zu Grunde gelegten Maßstabs kann man die Genauigkeit des Resultats auf jeden gewünschten Grad bringen. Die für den Seegebrauch eingerichtete G. ist 2 Fuß lang und enthält noch außerdem die natürlichen Werte der trigonometrischen Funktionen, die Sinus der Kompaßstriche und die Mercatorschen Meridionalteile. Den Namen hat die G. von ihrem Erfinder, dem englischen Geistlichen Gunter aus Hertford (1581-1626). Die G. war vor der allgemeinen Verbreitung der Logarithmentafeln dem Seefahrer unentbehrlich und verdient auch heute noch einen Vorzug vor dem Rechnen mit Logarithmen, wenn es sich um Auflösung von Proportionen, Potenzierungen und Ausziehen von Wurzeln jedes Grades handelt. Vgl.Jerrmann, Die G.(Hamb.1888).

Günther, 3) G. Friedrich Karl, Fürst von Schwarzburg-Sondershausen, starb 15. Sept. 1889 in Sondershausen, fast 88 Jahre alt.

4) * G. Viktor, Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 21. Aug. 1852 zu Rudolstadt, Sohn des 1875 verstorbenen Prinzen Adolf, trat in die preußische Armee und zwar in das 13. Ulanenregiment zu Hannover. Er war Rittmeister im Gardekürassierregiment zu Berlin, als Fürst Georg 19. Jan. 1890 unerwartet starb. Da derselbe keine Nachkommen hinterließ, folgte ihm G. als Enkel seines Großoheims, des Prinzen Karl (1771-1825), des jüngern Bruders des Fürsten Ludwig Friedrich (1767-1807). Er trat 21. Jan. die Regierung an.

Guenthert, * Julius Ernst von, Schriftsteller, geb. 20. Jan. 1820 zu Ludwigsburg als Sohn eines Offiziers, trat ebenfalls in den Militärdienst, wurde 1839 Leutnant, 1853 Hauptmann, trat 1856 zur Gendarmerie über, ward 1873 Oberst und 1880 Kommandeur derselben in Stuttgart. Früh mit Übersetzungen beginnend, trat er bald (in Lewalds »Europa« und dem »Morgenblatt«) mit eignen Gedichten hervor und gab mit H. Rollett kurze Zeit »Lyrische Blätter«, ein poetisches Sammelwerk, heraus. Selbständig veröffentlichte er: »Bilder aus dem italienischen Feldzug«, Gedichte (Wien 1850); »Wilde Rosen aus Krieg und Frieden« (Stuttg. 1856); »Sampiero, dramatisches Gedicht« (1857); »Feldrufe, patriotische Lieder eines deutschen Offiziers« (Wien 1861); Gedichte« (Ulm 1869; neue Sammlung, Stuttg. 1887); »Barbablanca, eine Rhapsodie« (das. 1881, eine epische Schilderung des Kriegs von 1870/71); die lebendigen »Erinnerungen eines Schwaben, Zeit- und Sittenbilder aus dem Anfang dieses Jahrhunderts« (Nördl. 1874); »Agnes, eine Herengeschichte aus dem 16. Jahrhundert« (Stuttg. 1887); ferner die biographischen Schriften: »Eduard Mörike« (das. 1875) und »Friedr. Theod. Vischer« (das. 1888).

Gussenbauer, * Karl, Chirurg, geb. 30. Okt. 1842 zu Ober-Vellach in Kram, studierte zu Wien, wurde Assistent an Billroths Klinik, 1875 Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik in Lüttich, von wo er 1878 in gleicher Stellung an die deutsche Universität in Prag berufen wurde. Seine hervorragendsten Leistungen beziehen sich auf die Kehlkopfexstirpation, die Magenresektion und partielle Darmresektion, die künstliche Knochentrennung, die Massage, Nervendehnung und accidentelle Wundkrankheiten. Auch konstruierte er den ersten brauchbaren künstlichen Kehlkopf. Er schrieb: »Rapport de la clinique chirurgicale de l'université de Liége« (mit Peucker, Lüttich 1878); »Die traumatischen Verletzungen« (Stuttg. 1880); »Sephthämie, Pyohämie und Pyosephthämie« (das. 1882). Seit 1880 ist er Mitherausgeber der »Zeitschrift für Heilkunde« in Prag.

Gustav I. Wasa, König von Schweden. Vgl. Watson, »The Swedish revolution under Gustavus Wasa« (Lond. 1889).

Güterschluß, * s. v. w. Entail (s. d., Bd. 5).

Guthrie, * 3) Thomas Anstey, engl. Schriftsteller, geb. 8. Aug. 1856 zu London, studierte Rechtswissenschaft und führte sich als Romanschriftsteller unter dem Namen F. Anstey in die Litteratur ein. Schon