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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lippe - Lithoklasen
(geb. 9. Juni 1842) auf Schloß Neudorf bei Bentschen, oder Schaumburg-Lippe erbberechtigt war. Richtliofen nahm im März 1889 seine Entlassung; an seine Stelle wurde der Polizeipräsident von Potsdam, Wolffgramm, berufen.
Lippe, 1) Leopold, Graf zur, preuß. Iustizmimster, starb 8. Dez. 1889 in Berlin.
Lippert, 2) Iulius, Kulturhistoriker, geb. 12. April 1839 zu Braunau in Böhmen, besuchte das Benediktinerstiftsgymnasium daselbst, trat zu Prag in den Benediktinerorden, studierte dann aber, nachdem es ihm gelungen war, dem Kloster auszuweichen, Rechtswissenschaft, darauf Geschichte und Germanistik an der Prager Universität und wurde 1863 Gymnasiallehrer in Leitmeritz, wo er die »Geschichte der Stadt Leitmeritz« (Prag 1870) veröffentlichte. Bei der Reorganisation des Volksschulwesens in Österreich übernahm er 1868 die Einrichtung desselben in Budweis, wurde dann Direktor der dortigen Kommunalrealschule, als welcher er durch den von ihm mitbegründeten »Deutschen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse« in Prag eine Reihe von Volkslehrbüchern (»Die Pflanzen der Heimat«, »Das Leben der Vorfahren«, Deutsche Festbräuche« u.a.) herausgab, mußte aber, 1870 auch in den böhmischen Landtag gewählt, 1874 klerikalen Einflüssen weichen. Erwurde darauf Wanderlehrer und nachmals Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Verbreitung von Volksm'ldung (Berlin), als welcher er den größten Teil von Deutschland kennen lernte. Nach dem Tod von Schultze-Delitzsch nach Böhmen zurückgekehrt, wurde L. 1888 vom" nördlichsten Bezirk Böhmens in den österreichischen Reichsrat und auch wieder in den böhmischen Landtag gewählt und lebt gegenwärtig zu Smichow bei Prag als Mitglied der als Exekutivkomitee ständig organisierten Parteileitung der Deutschen in Böhmen. Seine religions- u. kulturgeschichtlichen Hauptwerke, in denen, er mehr, als bislang geschehen, das Zufällige und Äußerliche von den wesentlichen Entwickelungsmomenten der Menschheitsgeschichte auszuscheiden suchte, sind: Der Seelenkult in seinen Beziehungen zur althebräischen Religion« (Berl.1880); »Die Religionen der europäischen Kulturvölker :c. in ihrem geschichtlichen Ursprung« <das. 1881); »Christentum, Volksglaube und Volksdrauch< (das. 1882); »Allgemeine Geschichte desPriestertums«(das.1884,2Vde.);»GeschichtederFamilie« lStuttg. 1885); Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau« (das. 1886-87, 2 Bde.); Die Kulturgeschichte in einzelnen» Hauptstücken« (Prag 1886, 3Tle.) und »Deutsche Sittengeschichte« ^das/1889, 3 Tle.).
Mssajous ispr. -schu P, Jules Antoine, Physiker, geb. 4. März 1822 zu Versailles, war Professor am College St.-Louis in Paris, 1874 Rektor der Akademie zu Chambery, 1875 - 79 derjenigen von Besancon. Er entdeckte die nach ihm benannten Lichtfiguren <s. Schal l, Bd. 14, S. 396) u. konstruierte einen auf diesen Erscheinungen beruhenden Komparator.
Liszt, 1) Franz, Klavierspieler und Komponist.
Das von ihm hinterlassene Studienwerk für Klavier wurde herausgegeben von Winterberger (»Technische Studien«, 12 Hefte, Leipz. 1889). Der »Briefwechsel zwischen Richard Wagner und L.« erschien in 2 Bänden (Leipz. 1888).
*2) Franz von, Kriminalist, Vetter des vorigen, geb. 2. März 1851 Zu Wien, studierte in Wien, Göttingen und Heidelberg, habilitierte sich 1875 als Privatdozent für Strafrecht in Graz, wurde 1879 ordentlicher Professor des Strafrecht5 und Zivilprozesses
in Gießen, 1882 in Marburg, von wo er im Herbst 1889 einem Ruf an die Universität Halle folgte. L. ist gegenwärtig in Deutschland der Hauptvertreter einer wissenschaftlichen Richtung, welche, ausgebend von der soziologischen (und biologischen) Auffassung des Verbrechens, im Gegensatz sowohl zu der gegenwärtig überwundenen spekulativ-philosophischen Behandlung des Strafrechts als zur herrschenden, vorwiegend mit abstrakten Begriffen rechnenden Schule, die Kriminalpolitik als eine Art sozialer Therapeutik zum Mittelpunkt der Strafrechtswissenschaft zu machen sucht. Als wissenschaftliches Organ dieser Richtung begründete er 1881 im Verein mit A. Dochow (s. d'., Bd. 17) die »Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft« und rief zur Vorbereitung legislativer Reformen 1888 mit den Professoren van Daniel in Amsterdam und Prins in Brüssel die Internationale kriminalistische Vereinigung« ins Leben, deren Vereinsblatt, das »Nuliktiu äe I'lliuon Intsriii Monilio äe Oroit 1>6iik1«, seit 1889 deutsch und französisch erscheint. L. schrieb unter anderm: »Meineid und falsches Zeugnis« (Wien 1876); »Diefalfche Aussage vor Gericht« (Graz 1877); »Lehrbuch des österreichischen Preßrechts« (Leipz. 1878)-, > Das deutsche Reichspreßrecht« (Verl. 1880); »Lehrbuch des deutschen Strafrechts« (das. 1881,3. Aufl. 1888); »Der Zweckgedanke im Strafrecht« (Marb. 1882); »Die Grenzgebiete zwischen Privatrecht und Strafröcht. Kriminalistische Bedenken gegen den Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich« (Berl. 1889). Zur Förderung fachwissenschaftlicher Forschungen auf dem Gebiet des Strafrechts und der Kriminalpolitik rief er 1888 das kriminalistische Seminar zu Marburg ins Leben, dessen Abhandlungen in zwanglosen Heften erscheinen.
Liszt-Stiftung, von der Fürstin Marie Hohenlohe im Oktober 1888 begründete Stiftung zur Unterstützung talentvoller Musiker und Klaviervirtuosen sowie durch Alter invalid gewordener Musiker, als deren Kurator der Großherzog von Sachsen-Weimar fungiert. Sitz der Stiftung ist Weimar.
Lithoklasen (griech.), die Gesamtheit der Spalten und Klüfte, welche das Gesteinsmaterial der festen Erdrinde bis zil bedeutender Tiefedurchsetzen.A.Dau. bree, welcher den Namen (von lithos, »Stein«, und lil Hßis, »Bruch«) eingeführt hat, stellt folgende Einteilung auf: 1)Lepto kl asen(voni6pt08, »fein«), feinste Zerklüftung mit den Unterabteilungen k) der Sy ntlasen, d. h. der durch Abkühlung oder Austrocknung entstandenen Absonderungsflächen, und d)der Pies o klasen (von i)i62o, »pressen )^)^ d. h. der durch Druck und ähnliche mechanische Ursachen hervorgerufenen Sprünge. Synklasen entstehen am häufigsten bei der Abkühlung von feurig flüssigen Lavamassen u. haben die prismatische Absonderung des Basalts, Trachyts, der Porphyre und andrer eruptiver Gesteine veranlaßt. Piesoklasen durchkreuzen das Gestein unmittelbar unter der Humusdecke nach allen Richtungen hin, erleichtern den Verwitterungsprozeß und begünstigen die Arbeit der erodierenden Faktoren.
2) Diaklasen, eigentliche Klüfte der plattenförmigen Absonderung, finden sich am zahlreichsten in geschichtetem Gestein jeder Formation. Die bekanntestell Beispiele sind der Quadersandstein der Sächsischen Schweiz und der Buntsandstein der Vogesen und der Pfalz. Die Absonderungsflächen stehen meistens fast gerade senkrecht aufeinander. 3) Paraklasen, e M^. tiche Verwerfungsspalten. In betreff der Erzeugung der Zerklüftung hat Daubre'e für eine Reihe von Fällen durch Experimente nachgewiesen, daß sie auf