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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Moorkultur - Moos
.Hauptwerk ist die »Hi8wii'6 dos iu3.tIiöm3.titM68« (1758, 2 Bde.; 2. Aufl. 1799-1802, 4 Bde.).
Moorkultur. Die Kultur der Moore macht in Deutschland immer weitere Fortschritte. Seitdem man erkannt hat, daß der Moorboden durch angemessene Behandlung zu hohen und gesicherten Erträgen gebracht werden kann, und daß sich selbst sehr erhebliche Meliorationskosten (500 Mk. und darüber pro Hektar) durch die reichen Ernten bezahlt machen, nimmt die Größe der in Kultur genommenen Moore von Jahr zu Jahr zu. In erster Linie richtet sich das Verfahren nach der Art des Moors. Wir unterscheiden bekanntlich Grünlandmoore und Hochmoore mit ganz verschiedener Bildungsweise und Zusammensetzung. Letzterer ist arm an Pflanzennährstoffen, besonders auch an Kalk, während dieser in den Grünlandsmooren oft in reicher Menge vorhanden ist. Die Mannigfaltigkeit der Mittel zur M. wird aber noch durch den Umstand vermehrt, daß viele Moore in der Mitte zwischen den Grünland- und Hochmooren stehen, und daß in ihnen teilweise die Eigenschaften der einen oder der andern Gattung überwiegen.
Im wesentlichen unterscheidet man folgende vier Methoden der M.: 1) Kultur der Grünlandmoore durch Entwässerung und Düngung; 2) Deck- oder Dammkultur, d. h. Kultur der Grünlandmoore durch Entwässerung, Deckung mit einer Schicht mineralischen Bodens und Düngung; 3) Misch- oder Fehnkultur, d. h. die Kultur der Hochmoore durch Entwässerung, Abtorfen, Vermischung der obern Schicht mit mineralischem Boden und Düngung; 4) Brandkultur, d. h. die Kultur der Hochmoore durch Brennen, bez. starkes Erhitzen der obern Schicht. Die erste Methode ist namentlich bei Moorwiesen von Wert und liefert unter Nmständen recht günstige Erfolge.
Die Entwässerung erfolgt durch offene Wasserzüge, welche den Grundwasserspiegel bis auf 50 ein, jedoch nicht tiefer, senken. Zur Düngung eignet sich am vorzüglichsten der Kunstdünger, und zwar Kali und Phosphorsäure. In neuerer Zeit wendet man häufig Kainit und Thomasphosphatmehl an, und zwar von ersterm jährlich mindestens 600 k^ pro Hektar und hierzu 400 k^ Thomasschlacke in feinster Pulverung.
Letztere Menge kann in den folgenden Jahren auf ^00 kA ermäßigt werden. Dieser Kunstdünger ist zweifellos vorteilhafter als eine Kompostdüngung, deren wertvollster Bestandteil, der Stickstoss, bei dem Reichtum des Grünlandmoors an solchem nicht zur Ausnutzung gelangt.
DieDeck- oder Dammkultur, auch Rimpausche Moordammkultur genannt (Rimpau in Cunrau hat dieselbe eingeführt), wurde bereits in Band 11, S. 786 dargestellt. Die neuern Erfolge derselben sind durchweg vorzügliche; einige Abänderungen der ursprünglich Rimpauschen Methode sind unwesentlicher Natur. Als Deckmaterial wird zumeist reiner Sand als das zweckmäßigste bezeichnet; in neuester Zeit ist man jedoch, angeregt durch eine Arbeit Orths, wiederum zweifelhaft geworden, ob nicht andre Materialien gleiche oder größere Vorzüge gewähren. Nach den vorliegenden Erfahrungen können auf den Moordämmen sämtliche Pflanzen angebaut werden, welche die klimatischen Verhältnisse überhaupt zulassen. Bei Weizen hat man jedoch die Erfahrung gemacht, daß derselbe leicht vom Rost befallen wird. Nach einer Zusammenstellung von Fleischer ergeben sich die Erträge der einzelnen Kulturgewächse pro Hektar in Kilogrammen auf Moordämmen in mittlern, größten und kleinsten Werten, wie nachfolgend angeführt, wobei zu erwähnen ist, daß die kleinsten Erträge sich nur unter uw
günstigen Verhältnissen, namentlich bei zu großer Nässe, herausstellten.
Erträge der Moordammtultur.
Fruchtgattung
Weizenkörner ....
Roggenkörner ....
Haferkörner.....
Gerstenkörner .. .. ,, .
Raps.......
Erbsen .. .. .. .. .. .
Bohnen ......
Kartoffeln.....
Futter- und Zuckerrüben
Im
Durchschnitt
2380
2530
2660
2435
1770
2240
2690
20450
54300
Mini-
Mari» Anzahl der
mum
mum Angaben
1465
3400 18
800
3600 32
600
4450 35
1000
3500 50
1000
2600 26
1000
3545 9
2000
3400 5
15000
27000 14
20000
94800 24
Die Sandbedeckung, die wesentlichste Eigentümlichkeit der Moordammkultur, ist nur bei einem angemessenen Zersetzungszustand der obern Schicht des Moors am Platz. Ist dasselbe dagegen grobfaserig und locker, so erscheint nur eine Mischung des Moors mit mineralischem Boden und tierischen'Dungstoffen zweckmäßig. Das an Nährstoffen arme Hochmoor würde durch die Sandbedeckung nicht ertragreich gemacht werden, da diese den Zersetzungsprozeß hemmt und nur dann einen Erfolg gewährleistet, wenn bereits ein verfügbarer Vorrat an Stickstoff vorhanden ist. In der Folge, nach längerer Kultivierung und Zersetzung der obern Schichten, kann das Deckverfahren eingeleitet werden. Die Mischkultur, d. h. das Vermischen mineralischen Bodens mit dem Moor, ist jedoch auf Hochmooren nur am Platz, wenn im voraus eine Abtorfung stattgefunden hat und reiche Mengen von Dünger zur Verfügung stehen. Es bedingt dies aber die Einleitung eines Schiffahrtskanals in das zu kultivierende Moor, um den Torf zu verfrachten und in die Städte zu führen, sowie um aus diesen den Stadtdünger in Form von Kompost oder von der Küste den Seeschlick zur Düngung der in Kultur genommenen Flächeil herbeizuführen. Der Kanal, welcher gleichzeitig die Aufgabe hat, die Senkung des Grundwasserspiegels im Moorgebiet zu bewirken, muß zweckmäßig mit einem weitverzweigten Netz von schiffbaren Kanälen in Verbindung stehen.
Es ist dies das wesentlichste der in Holland üblichen Kultur der Hochmoore, der Fehnkultur, welche auch in den angrenzenden deutschen Hochmoorgebieten Verbreitung gefunden hat. Eine vorteilhafte Anwendung kann dieselbe aber nur finden, wenn das Moor nicht zu mächtig ist, so daß die Kosten für das Heraufbringen des unter demselben lagernden mineralischen Bodens nicht zu hoch ausfallen, wenn ferner die Kosten der Abtorfung durch den Verkauf des Torfs gedeckt werden, was in neuerer Zeit häufig infolge der Konkurrenz der Steinkohle nicht der Fall ist, und wenn endlich reiche Mengen animalischen oder anderweitigen Düngers zur Verfügung stehen. Die Erträge der Fehnkulturen kommen denjenigen der Dammkultur annähernd gleich; die Rentabilität hängt aberwesentlich von den eben erwähnten Umständen ab. In günstigen Fällen, vor allem, wenn durch ein weitverzweigtes Netz von Schiffahrtskanälen eine vielseitige Verbindung geschaffen wurde, hat die Fehnkultur die glänzendsten Erfolge geliefert und das vordem ertraglose .Hochmoor befähigt, die nämlichen günstigen Ernten wie die bessern Mineralboden zu liefern.
Moos, Salomon, Ohrenarzt, geb. 15. Juli 1831 zu Randegg im Großherzogtum Baden, studierte in Heidelberg, Prag und Wien, habilitierte sich 1859 als Privatdozent der Ohrenheilkunde in Heidelberg und wurde 1866 zum Professor ernannt. Er erwarb sich