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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Müller
Namen gemacht. Von seinen Tragödien und Dramen verdienen Hervorhebung: »Timoleon (1854), »Der Fluch des Galilei« (1867), »Otto der Große und sein .vaus« (1867), »Fürst und Bischof«, die teils in München, teils in Berlin mit Erfolg zur Aufführung kamen; von Lustspielen: »Gute Nacht, Hänschen« (1865), »Wie geht's dem König?« (1868), »Die Verschwörung der Frauen«, die Einnahme Breslaus durch die Preußen behandelnd (1875), »Der Teufel ist los« u. a. Ferner zeichnen sich als eigentliche Volksstücke aus: »Das Haberfeldtreiben« (1866), »Das Wichtel« (1866, in Berlin an hundertmal gegeben), »Iohanmsfeuer, oder der Gemskönig« und »Auf der Gant«. Sämtliche Stücke charakterisiert äußerlich Kunst des dramatischen Aufbaues und Bühnenkenntnis, innerlich eine frisch-patriotische Gesinnung.
"50) Alexander, Agrikulturchemiker, geb. 1828 in der bayrischen Oberpfalz, studierte 1846-50 in Leipzig, wo er eine Zeitlang Assistent bei Erdmann war und auch nach einjähriger Thätigkeit als Repetent am Stuttgarter Polytechnikum 1851 doktorierte.
1851-56 war M. an der Gewerbeschule in Chemnitz als Lehrer, von 1853 an auch als Vorstand der agrikulturchemischen Versuchsstation angestellt, ging dann nach Stockholm als Professor der Agrikulturchemie an der Landbauakademie, 1869 aber nach Berlin, wo er bis 1874 an den Vorarbeiten zur Kanalisation Berlins thätig war und seitdem privatisiert. Erwies 1851 auf einen eigentümlichen Akkommodationsfehler des menschlichen Auges hin, welcher seitdem als Astigmatismus« sehr häufig beobachtet wird. Er lieferte zahlreiche agrikulturchemische Arbeiten, konstruierte ein Kolorimeter und Schlämmapparate für Bodenuntersuchung, einen Verdunstungsmesser (Xerometer) :c. Seine Untersuchungen über Harngärung, Harnkonservierung und Fäkaldesinfektion führten zu Vorschlägen für Städtereinigung nach dem Prinzip möglichster Sonderung der einzelnen Abfälle. Eine 1877 ausgearbeitete Methode der Fleischkonservierung hat die Veranlassung gegeben zur Fabrikation von Fleischpulver (0«.rn6 pura) in Südamerika für den europäischen Konsum. In neuester Zeit widmete M. feine Kraft der bessern Verwertung der Molkereinebenprodukte durch Molkenextrakt und Molkenbrot, durch Kondensierung der Magermilch :c. Er bearbeitete auch eine »Graphische Darstellung der chemischen Zusammensetzung der gebräuchlichsten Futterstoffe und Nahrungsmittel« (4. Aufl., Dresd. 1875) und war Mitherausgeber des Werkes »Die Verwertung der städtischen Fäkalien« (mit Heiden und v. Langsdorff, Hannov. 1885).
"51) Karl Friedrich Wilhelm, Philolog und Schulmann, geb. 23. Febr. 1830 zu Magdeburg, gebildet auf dem dortigen Klostergymnasium, studierte inKönigsberg,wurde1855Hilfslehreram(i0li6^iuin
^riäeriLianuin daselbst, 1863 Oberlehrer in Landsberg a. W., 1865 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und 1872 Direktor des Iohannesgymnasiums in Breslau. Er veröffentlichte: »Plautmische Prosodie« (Verl. 1869; »Nachträge« 1871); eine kritische Ausgabe des »Cicero« (bis jetzt Tl.4,3 Bde., Leipz. 1878-79, und Tl. 2,3Bde., das.
1880-86); eine Ausgabe von Ciceros 1)6 <Meii8< mit deutschem Kommentar (das. 1882). Auch gab er den zweiten Teil von Lobecks »katdolo^i^ß ^raeoi 86I-I7i0ni8 6l6!N6ntN« (Königsb. 1862) heraus und bearbeitete die zweite Auflage von M. Seyfferts »^ieeroniZ I.3.6iiu8« (Leipz. 1876).
-52) Richard, Männergesangskomponist, geb. 25. Febr. 5830 zu Leipzig, lebt daselbst als Dirigent meh rerer Männergesangvereine (unter andern des akademischen Gesangvereins »Arion«), der Singakademie und als Gesanglehrer. M. komponierte viele Männerchöre (von denen namentlich die im Kirchenstil gehaltenen oft gesungen werden), Liederfüreine Stimme, Kinderlieder und Klavierstücke.
*53) Iwan, Philolog, geb. 20. Mai 1830 zu Wunsiedel im Fichtelgebirge, vorgebildet in Wunsiedelund Hof, studierte seit 1848 in Erlangen, wurde ^KAt Alumnatsinspektor in Ansbach, 1856 Studienlehrer daselbst, 1858 Professor am Gymnasium zu Zweibrücken, 1862 zu Erlangen und 1864 ordentlicher Professor der klassischen Philologie an der dortigen Universität, 1869 auch erster Direktor des philologischen Seminars daselbst. Außer kritischen Ausgaben tleinerer Schriften des Galenos verdankenwir ihm eine große kritische Ausgabe von desselben »v6 Mcitiu llippooratis et ?1at0iii8« (Leipz. 1874). Er redigiert das »Handbuch oerklassischen Altertumswissenschaft<, in dem er selbst die »Griechischen Privataltertümer (Bd. 4, Abt. 1, Nördl. 1887) bearbeitete, die »^'ow 86minarii pliilolo^iei Nr1^n^6ii8i8« (anfangs mit Wölfflin, später mit Luchs, bis jetzt 4 Bde., Erlang.
1878-86) sowie den von Bursian 1873 begründeten »Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft« (Verl., seit 1883). Auch besorgte er Umarbeitungen von Nägelsbachs »Lateinischer Stilistik« (6. Aufl., Nürnb.1876; 8. Aufl. 1889). Endlich veröffentlichte er eine Anzahl Abhandlungen (über Philostratus, Chalcidius, Cicero), auch musikgeschichtlichen Inhalts (über Chopin, Liszt).
"54) Hugo, Schauspieler und Bühnendichter, geb.
30. Okt. 1831 zu Posen, studierte in Berlin, Jena und Breslau Jura, ging aber dann aus Neigung zur Bühne über und wurde als jugendlicher Liebhaber^ für das Breslauer Theater engagiert, das er bald! mit dem Hoftheater in Hannover vertauschte. Nach! weitern Engagements in Pest, am Viktoriatheater in Berlin sowie am Münchener Hoftheater wurde er 1864 Schauspielregisseur in Riga, 1869 Dramaturg und Regisseur am Wallnertheater in Berlin und übernahm 1873 endlich das Dresdener Residenztheater, das er zu bemerkenswerter Höhe brachte. Weniger Glück hatte er mit dem Lobetheater in Breslau, das er 1878 übernahm. Seitdem gastierte M. nur noch, so unter anderm an dem Berliner Stadt- und am Nationaltheater. Er starb 20. Juni 1881 in Niederwalluf am Rhein. M. war ein vortrefflicher Bonvivant und Liebhaber und hat sich auch als Bühnendichter Verdienste erworben. Von seinen zahlreichen Stücken sind die bekanntesten: »Im Wartesalon I. Klasse«, »Heydemann und Sohn«, »Adelaide«, »Von Stufe zu Stufe«, »Onkel Moses«, »Die Spitzenkönigin^ u. a. m. In den meisten seiner großen Stücke suchte er dem Volksstück gegenüber der Posse zu seinem Recht zu verhelfen.
*55) Wilhelm, deutsch-amerikan. Schriftsteller, geb. 9. April 1845 zu Heppenheim an der Bergstraße, wanderte, nachdem er das Lehrerseminar zu Bensheim besucht, 1866 nach den Vereinigten Staaten aus und lebt jetzt als deutscher Oberlehrer in Cincinnan.
Von seinen Dichtungen ist der Cyklus lyrischer und humoristischer Gedichte: »Lustige Emigranten« (Cincinnati 1882), das preisgekrönte Festspiel zur Eröffnung des Germaniatheaters in New Jork, das Volksschauspiel »Im Gelobten Lande« am bekanntesten geworden. Aber auch einzelne Novellen, wie »Dichter und Kavalier« (1876), Der Arbeiterdoktor« (1876) u. a., erfreuten sich guter Aufnahme unter den Deutschen Nordamerikas!