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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nösselt - Nowack
minister Vlix trat zurück, uud ebenso erklärten sich die beiden Staatsräte in Stockholm, Nichter und Sörensen, mit dem Verbalten Sverdrups nicht einverstanden Obwohl beide gemäßigte Liberale waren und früher weder die Beschlusse des Storthings über die Abschaffung des absoluten Vetos des Königs noch den Prozeß gegen das Ministerium Selmer gebilligt hatten, waren Nichter und Lörensen doch der Ansicht, daß oas Ministerium dem Storthing sich zu fügen und, wenn dasselbe eine Regierungsvorlage ablehne, zurückzutreten habe. Obwohl nun das Storthing5. Mai die Marinevorlage Sverdrups ablelmte, dachte derselbe nicht an Entlassung, und daher forderten Nichter und Sö'remen ihren Abschied, der ihnen erteilt wurde.
Die Angelegenheit erregte noch mehr Aufsehen, als Staatsrat Richter kurz darauf (15. Juni) durch einen Nevolverschuß seinem Leben ein Ende machte. Sverdrup ergänzte sein Ministerium aus seinen Parteifreunden. Die Uneinigkeit der Demokraten hatte aber die Stimmung im Land so geändert, daß bei den Neuwahlen im Storthing, welche im Oktober und November 1888 stattfanden, die konstitutionelle Rechte (Konservative) die meisten Sitze, nämlich 54, gewann; oie reine (radikale) Linke stieg auf 3>^, die gemäßigte 'ministerielle) Linke sank auf 22 Mitglieder; zwei Abgeordnete hatten keine bestimmte Parteifärbung.
Die konstitutionelle Rechte war die zahlreichste Partei, datte aber doch im Storthing nicht die absolute Mehrdeit. Daher blieb daö Ministerium Sverdrup im Amt, obwohl seine Partei die kleinste war. Bei dieser Gestaltung der Parteiverhältnisse konnte von. mer erfolgreichen parlamentarischen Thätigkeit nicht oie Nede sein. Der Antrag der Konservativen, die Tagegelder der Abgeordneten herabzusetzen, um die Dauer des Storthings abzukürzen, wurde im April l889 verworfen, der Äntrag der linken, die Schwurgerichte sofort einzuführen, was die Regierung der Kosten wegen bisher unterlassen hatte, wurde dagegen von der Regierung gebilligt und daher vom Storthing angenommen. Auch die Schulreform führte Sverdrup endlich durch. Da dies beides der Ansicht der Konservativen nicht entsprach, glaubten diese den Zeitpunkt für die Beseitigung des Ministeriums Sverdrup gekommen, und am Schluß der Storthingssession im Juni 1889 brachte der Advokat Stang von der konservativen Partei den Antrag ein: Das Störlhing hält es für seine Pflicht, vor seinem Auseinandergehen als seine Ansicht auszusprechen, daß der gegenwärtigen Regierung das erforderliche Ansehen sowie die Unterstützung der Nationalversammlung lind der Bevölkerung fehle, um die Angelegenheiten oes Landes in einer glückbringenden Weise wahrzunehmen«. Da die reine Linke drohte, für den Antrag stimmen zu wollen, traf Sverdrup ein Abkommen mit ihr, wonach das Ministerium Sverdrup 2. Juli seine Entlassung nehmen und unter Sverdrups Vorsitz ein neues, aus Mitgliedern der Linken und der reinen Linken gebildet werden sollte. Der König war jedoch hiermit nicht einverstanden und erteilte ;war 8. Juli 1889 dem Ministerium Sverdrup die erbetene Entlassung, berief aber 12. Juli ein konservatives Ministerium unter Emil Stang.
Muffelt, Friedrich August, Pädagog. Schriftsteller, geb. 18. März 1781 zu Halle, studierte anfangs Theologie, wandte sich aber bald der Geschichte zu und ward 1804 Kollaborator am Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, 1606 Konrektor und Schloßprediger in Küstrin, bald darauf Lehrer an der Wilbelmsschule zu Breslau, wo er auch eine Privatlehranstalt für Knaben, später eine Töchterschule und 1836
ein Seminar für Erzieherinnen gründete. Daneben wirkte er, nachdem er seine Stelle an der Wilhelms-schule aufgegeben, von 1812 bis 1844 als Geschichtslehreram Magdalenen-Gymnasium. Erstarb 11.April 1850. Von seinen zahlreichen Schriften fanden die weiteste Verbreitung: «Kleine Weltgeschichte für Töchterschulen« (22. Aufl., Stuttg. 1882); »Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen^ (16. Aufl., das.
1880,4 Bde; auch ins Französische und holländische übersetzt); »Lehrbuch der Weltgeschichte für Bürger- und Gelehrtenschulen« (4. Aufl.',Vresl.1859,4Bde.); >Kleine Weltgeschichte für Bürger- und Gelehrtenftnllen« (7. Aufl., Stuttg. 1875)'; »Lehrbuch der griechischen und römischen Mythologie für höhere Töchterschulen« (7. Aufl. 1888); »Handbuch der Geographie für Töchterschulen < (4. Aufl., Leipz 1851,3Bde.); »Lehrbuch der deutschen Litteratur für das weibliche Geschlecht <(6Aufl.v.Boxberger,Stuttg.1877,3Bde).
Motter, Friedrich, Schriftsteller und Übersetzer, geb. 23. April 1801 zu Ludwigsburg, studierte in Tübingen und Berlin Medizin^ widmete sich aber dann ausschließlich der Litteratur und übernahm 1829 mit Mebold die Redaktion des von Cotta neugegründeten Journals Das Ausland <, die er bis 1831, zuerst in München, dann in Augsburg, führte. Darauf lebte er ein Jahr in Frankreich und 16 Jahre auf seinem Landgut Bergheim in der Nähe von Stuttgart.
Von 1K48 bis 1856 war er Mitglied der württembergischen Abgeordnetenkammer und von 1871 bis 1874 des deutschen Reichstags, wo er sich zu den Nationalliberalen hielt. Er starb 15. Febr. 1884 in Stuttgart. N. übersetzte Cervantes' sämtliche Romane und Novellen (Stuttg 1810 - 42), Bulwers Romane (das. 1838, und Dantes »Göttliche Komödie« in Vers, maß und Reimen der Urschrift (das. 1872), die Idylle des Theokrit (mit Eduard Mörike, das. 1869) und die andrer Bukoliker. Von eignen Werken Notters sind erschienen: »Dante Alighieris, sechs Vorlesungen (Stuttg. 1860); »Dante, ein Romanzenkranz« (das.
1860); ^Ludwig Uhland, sein Leben und seine Dichtungen« (das. 1863); »Eduard Mörit>- (das. 1875) und das Schauspiel »Die Iohanniter< (das. 1865).
"Nuurrisson >ipr nunssong), Jean Felix, franz.
Philosoph, geb. 18. Juli 1825 zu Thiers (Puy de Dome), bekleidet seit 1874 die Professur der neuern Philosophie am College de France in Paris und ist Mitglied des Instituts. Von seinen Arbeiten erwähnen wir als die hauptsächlichsten: »^abikau <l63 pro-Al'68 ä? 1a, pt^n866 lmmaino äepui» ^dai63 ju8HU,'ü U6^6i> (1858, 6. Aufl. 1886); »Üi8toii'6 6t plüI^8O Mie« (1860); die drei von der Akademievreisgekrön ten Schriften: »I^; pliilosopliw äe I,6ilmi2« (1860), ^i^Ml080l1ii6ä68Äiltt^U3U8tm«(2 Aufl 1866,2 Bde.) und »1^ Qktm e lmmaiii6«, Essays (1865); ser^ ner: »Kpiuox I. et, 1s naturali^ne ounwmiioi'aml (1866); »I^p0iitiyU6ä«5 Lohnet« (1867); »1)6 ia 1id6lt6 et äu lia8arä« und »L88ki 8iir ^lexauär^ (l'^pkrlxijsi^« (1870); > La 80UV6l'Ninvt6 nati<»na1b 6t I^revolmion« (1872); «N2(MHV6i« (1875); »^asea! pk Mcwn 6t M1oß0pli6« (1885); »'j roi8 l6vo1u< tiouiikii'68: I'ur^ot, ^'6ok6r, 1lHi1I.v< (1885); »I>w'" I080pli68 ä61k natur6: Ilaoon, Kovi?, lolauä, Lutfs>n<(l887).
*Nowack,Wilhelm,protest.Theolog,geb.3.März
1850 zu Berlin, studierte daselbst, habilitierte sich 1875 in der theologischen Fakultät, wurde Pfarrverweser an St. Gertrud, dann am Waisenhaus zu Rummelsbürg bei Berlin, 1880 außerordentlicher Professor der Theologie an der Berliner Universität und folgte 1881 einemNuf als ordentlicher Professor nach Strahburg.