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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Photographie; Physikalisches Glas; Piazza; Piazzi

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Photographie - Piazzi

tauft hat und die gleich den Micrococcus prodigiosus zuerst in zerstreuten, stärker leuchtenden Zooglöen auftritt, bevor sie das ganze Fleisch in einem mattern, vollmondartigen Licht erglänzen läßt. Die dadurch erzeugte Lichtfäule des Fleisches, welche mitunter die ganzen Vorräte eines Fleischerladens ergreift und in Wirtschaftskellern und Anatomiesälen Schrecken erregt, ist übrigens schon 1592 durch den Anatomen Fabricius de Aquapendente in Padua genauer untersucht und seitdem öfter beobachtet worden, aber erst Pflüger wies als Erzeuger des Lichts den genannten beweglichen, runden Micrococcus nach. Das Licht wird unter Umständen so hell, daß Nüesch 1885 beim Schein einiger auf Flaschenhälsen befestigter, leuchtender Schweinskoteletten eine kleine Gesellschaft bewirten konnte, worüber Protokoll aufgenommen wurde. Giard entdeckte 1889 auch leuchtende Bakterien, mit denen er lebende Krebsarten infizieren konnte. Ludwig hat das Licht dieser und andrer Leuchtpilze auch spektroskopisch untersucht, und dasselbe haben Aubert und Dubois beim Cucuyo (Pyrophorus noctilucus), einer großen amerikanischen Springkäferart, ausgeführt. Hierbei zeigte sich, daß zuerst grüne Strahlen von mittlerer Brechbarkeit auftraten, wozu bei gesteigerter Intensität des Leuchtens dann noch gelbe, rote und blaue Strahlen traten, die aber bei der Lichtabnahme auch zuerst wieder verschwanden, so daß nur die grünen Strahlen übrigblieben. Eine ähnliche Erscheinung hat man bei der spektroskopischen Untersuchung der P. des belichteten Schwefelstrontiums beobachtet. Das Licht jenes Käfers ist so stark, daß es sich schon bei 5 Minuten langer Exposition photographieren ließ und durch seine Strahlen in derselben kurzen Zeit Schwefelcalcium leuchtend machte. Auch die Larven der Pyrophorus-Arten leuchten gleich nach dem Ausschlüpfen mit bläulichem Licht, viel merkwürdiger aber ist eine 1887 von v. Ihering beschriebene brasilische Käferlarve von etwa 50 mm Länge, deren Kopf rot wie eine glühende Kohle leuchtet, während sich an den Seiten des Körpers zehn Paar grün leuchtender Stigmen befinden. Ähnliche vermeintliche Käferlarven, die in zweifarbigem Licht leuchteten, waren schon früher wiederholt beobachtet worden, ohne daß es gelingen wollte, die Art festzustellen, und schließlich hat sich im vorigen Jahr ergeben, daß es sich um das flügellose, äußerst larvenähnliche Weibchen einer Weichkäferart handelt, welche Haase nach ihrem Entdecker Phengodes Hieronymi getauft hat. Das Licht scheint in ähnlicher Weise, wie es bei den verwandten Johanniswürmchen festgestellt werden konnte, teils als Warnungssignal für Kerffresser, teils als geschlechtliches Anziehungsmittel zu dienen, denn die mit fadenförmigen Fühlern versehenen Männchen zeigen sich noch mehr als andre Käfer geneigt, nach brennenden Lichtern zu fliegen. Unter den Wirbeltieren sind bekanntlich nur leuchtende Fischarten vorhanden, die meist in größern Tiefen leben und daher früher wenig bekannt waren. Aber durch die Tiefsee-Expeditionen der Neuzeit ist die Zahl der bekannten Arten sehr gesteigert worden, und es haben sich auch solche gefunden, die, wie der eben erwähnte Käfer, zweifarbige Leuchtflecke besitzen. Bei ihnen erreichen die Leuchtorgane zugleich die größte Vollkommenheit, und R. v. Lendenfeld, der die Leuchtfische der Challenger-Expedition zur Bearbeitung erhalten hat, sagt in einer vorläufigen Mitteilung darüber, daß sich hier eine vollständige Musterkarte und Stufenreihe von ganz einfachen, an die Leuchtdrüsen der wirbellosen Tiere gemahnenden Gebilde bis zu den kompliziertesten optischen

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Apparaten verfolgen lasse, welche wie Leuchtturmlaternen mit Pigmenthülsen, hohlspiegelartigen, mit einer Flitterschicht wie mit Amalgam belegten Reftektoren und einer uhrglasförmigen Linse ausgestattet sind, um das Licht in konzentrierter Form in die Ferne zu werfen. Man hatte diese Organe früher für Augen gehalten, bis Ernst Krause 1881 zeigte, daß sie den Bau eines Projektionsapparats besitzen, welchse Auffassung 1887 durch v. Lendenfeld bestätigt wurde. Darum verbreiten diese Tiere zuweilen noch, wenn sie aus der Tiefsee zum Schiff emporgezogen werden, ein fast blendendes, sternartiges Licht, welches durch den Spiegel- und Linsenapparat derartig verdichtet wird. Bei der ununterbrochenen Stufenfolge, welche diese vollkommnern Organe mit den einfachern drüsenähnlichen verbindet, glaubt übrigens v. Lendenfeld die Ansicht vertreten zu können, daß alle Leuchtorgane der Fische umgewandelte Drüsen seien, welche sich durch Anpassung aus dem Schleimkanalsystem entwickelt haben.

Photographie. Durch die in der P. angewandten Chemikalien kommen Gesundheitsschädigungen selten vor. Das Arbeiten mit Höllenstein ist ungefählich; wird zufällig oder absichtlich Höllenstein verschluckt, so ist Kochsalz das beste Gegengift, da es unlösliches Chlorsilber bildet. Chromsaures Kali kann nur schädlich wirken, wenn es in Wunden gelangt. Geschwürsbildungen beim Arbeiten mit diesem Salz sind in der P. nicht beobachtet worden. Viel gefährlicher ist das Cyankalium, namentlich wenn es in Wunden gelangt. Bei nervenschwachen Personen, namentlich bei Frauen, erzeugt der beständig sich entwickelnde Blausäuregeruch eine bis zur Lähmung gesteigerte Muskelschwäche. Jedenfalls ist die Benutzung des Cyankaliums aufs Notwendigste zu beschränken. Größere Gaben von Cyankalium bewirken bekanntlich plötzlichen Tod, bei geringern Graden der Vergiftung sind Entleerung des Magens, am besten durch die Magenpumpe, kalte Begießungen im warmen Bad und alkoholische Getränke zu empfehlen. Auch die Einatmungen von Ätherdämpfen rufen, besonders in der Dunkelkammer, bisweilen Ohnmachten hervor; die Arbeiter in der Dunkelkammer sehen bleich und kachektisch aus, und es erscheint geboten, besser als bisher für Ventilation in der Dunkelkammer zu sorgen.

Physikalisches Glas *, s. v. w. Jenaer Glas, s. Glas (Bd. 17).

Piazza *, Callisto, ital. Maler, Sohn des Malers Martino P., von Lodi, geboren um 1500, studierte in Venedig nach Giorgione und Tizian, ward aber besonders von Romanino beeinflußt. Er war vornehmlich in und um Brescia, Lodi, Crema und Mailand thätig und soll 1561 in Lodi gestorben sein. Von seinen Werken, die in der frühern Zeit sich durch eine kräftige Form- und Farbengebung auszeichneten, später jedoch ins Flache und Manierierte verfielen, sind zu nennen: eine Anbetung Christi (1524), in der städtischen Galerie zu Brescia; eine Heimsuchung Maria (1525), in Santa Maria di Calchera zu Brescia; eine Madonna mit Heiligen, in der Brera zu Mailand; eine Himmelfahrt Maria, in Codogno (1533); die Bekehrung Pauli, die Enthauptung Johannes' (1530), die Kreuzabnahme mit Passionsszenen (1538), sämtlich in der Incoronata zu Lodi; der bethlehemitische Kindermord, im Dom daselbst.

Piazzi *, Giuseppe, Astronom, geb. 16. Juli 1746 zu Ponte im Veltlin, trat 1764 in den Theatinerorden, studierte in Mailand, Turin, Rom, Genua, lehrte dann in Malta, Ravenna, Cremona und wurde