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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tiergeographie (Affen, Fledermäuse, Raubtiere, Insektenfresser)

mexiko, Zentralamerika mit den Antillen und ganz Südamerika nebst Feuerland und den Falklandinseln. Diese ungemein reiche Region enthält eine Fülle von Charakterformen. Die hier vorkommenden Affen sind korrespondierende Vertreter der Affen der Alten Welt, ebenso findet sich eine ganze Familie charakteristischer Fledermäuse auf diese Region beschränkt. Von sonstigen Charaktertieren sei noch erinnert an die Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären, Lamas, den Jaguar, das Stinktier, die Beutelratte, die Straußengattung Rhea, die Hokkos, die Pfefferfresser, die Kolibris, die Klapperschlangen, die Iguanen u. a. Von den Unterregionen ist am besten die der Antillen charakterisiert. g) Die australische Region; umfaßt Australien und Neuguinea als Mittelpunkt, dann im O. Celebes, Lombok, Timor und die übrigen Molukken, westlich die pazifische Inselwelt bis zu den Sandwich- und Markesasinseln sowie Tasmania und Neuseeland. Die australische Region steht besonders in der Säugetierfauna allen andern Regionen fremd gegenüber. Sie besitzt eigen die Kloakentiere und fast eigen die Beuteltiere, während dagegen mit Ausnahme der Fledermäuse und Nager alle übrigen auf der Erde lebenden Säugetiere hier völlig fehlen, resp. wenn solche vorhanden sind, erst eingeführt wurden. Auch die Vogelfauna, welcher die sonst weitverbreiteten Geier, Spechte, Finken, Fasanen, Feldhühner fehlen, zeigt dafür viele eigentümliche Formen, so die Kasuare, Kiwis, Kakadus, Paradiesvögel. Die vier Subregionen, die australische, austro-malaiische, polynesische und neuseeländische Subregion, sind infolge der physikalischen Verschiedenheiten in ihrer Fauna scharf gesondert. Die neuseeländische Subregion ist der jedenfalls älteste Teil der selbst der ganzen übrigen Welt alt gegenüberstehenden australischen Region. In jener finden sich von Säugetieren nur zwei Fledermäuse; die ihr zukommenden Vogelarten, darunter der Eulenpapagei, der Nestorkakadu, sind höchst eigentümlich, und auf Neuseeland beschränkt ist auch das merkwürdige Reptil Hatteria^[gemeint ist die Brückenechse], eine uralte, Mischform, die eine ganze Reihe von Charakteren vereint, welche heute auf die verschiedenartigsten Reptilien verteilt sind. h) Die antarktische Zirkumpolarregion umfaßt die Inseln des antarktischen Meers, Südgeorgien, Prinz Edwards-, Crozet-, Kerguelen-, Macdonaldinseln, St. Paul, Neu-Amsterdam. Die charakteristischen Bewohner dieser Region, von welcher wir nur den nördlichsten Teil kennen, sind Pinguine und bestimmte Meersäuger, wie der Seeelefant.

[Tafel I, Karte 2: Verbreitung der Affen und Halbaffen.] Die Affen bewohnen die tropischen und gemäßigten Gegenden Amerikas, Afrikas, Asiens und Europas (wenige Exemplare des Magot in den Felsen von Gibraltar). Ausschließlich neuweltlich sind die Breitnasen (Brüllaffe, Klammeraffe, Schweifaffe, Nachtaffe); ausschließlich altweltlich die Schmalnasen (Schimpanse und Gorilla in Afrika, Orang-Utan auf Sumatra und Borneo, Gibbons, Paviane, Meerkatzen und Schlankaffen). Von den Halbaffen sind viele charakteristisch für Madagaskar (Halbmaki, Schleiermaki u. a. und das Fingertier).

[Tafel I, Karte 3: Fledermäuse.] Kosmopolitisch, ausgenommen die kältesten Regionen. Die Familie der fliegenden Hunde ist besonders charakteristisch für die heißen Gegenden der östlichen Halbkugel. Die weiteste Verbreitung besitzen die echten Fledermäuse (z. B. auf Neuseeland, Sandwichinseln, Feuerland, Alëuten), die übrigen Familien sind über die wärmern Teile der beiden Halbkugeln verbreitet, wobei einzelne Familien in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten (z. B. altweltliche Hufeisennasen und Ziernasen einerseits und die blattschnauzigen Fledermäuse der Neuen Welt anderseits).

[Tafel II, Karte 1: Raubtiere I.] Raubtiere fehlen allgemein nur der australischen und antarktischen Region und von den Subregionen nur den Antillen. Die Verbreitung der in verschiedene Gruppen geteilten Katzen ist sehr ausgedehnt. Altweltlich sind Wildkatze, Löwe, Tiger, Zwergkatze, neuweltlich die einfarbigen Katzen (Puma, Yaguarundi); die Gruppe der Pantherkatzen altweltlich (Panther, Leopard) und neuweltlich (Jaguar, Ozelot, Pampaskatze). Die Hundskatzen (Gepard) sind asiatisch und afrikanisch, die Luchse gehören beiden Hemisphären an (Luchs, Pardelluchs, kanadischer Luchs). Die Zibetkatzen gehören nur der äthiopischen, orientalischen und dem Süden der paläarktischen Region an (Zibetkatze, Rasse, Genette, Ichneumon). Madegassisch ist das verwandte Beutelfrett, neotropisch das Katzenfrett. Die Hyänen sind afrikanische Charaktertiere, nur eine Art geht nach Asien hinüber bis zum Kaukasus und Altai. Die Familie der Bären hat eine sehr ausgedehnte Verbreitung, der nördlichste Vertreter (Eisbär) ist zirkumpolar; altweltlich sind der braune Bär (Europa und Asien), der malaiische Bär, Lippenbär, Bärenmarder (sämtlich Hinterindien und Große Sundainseln) und der Katzenbär (östlicher Himalaja und Osttibet); neuweltliche Bären sind: Grislybär, Baribal (beide Nordamerika), Brillenbär (Chile, Peru), Wickelbär (Guayana, Peru), Waschbär (tropisches Amerika) und Rüsselbär (Südamerika).

[Tafel II. Karte 2: Raubtiere II.] Die Hunde haben die fast kosmopolitische Verbreitung der Ordnung überhaupt, nur der australischen Region, den Antillen und noch Madagaskar fehlen sie. Wolf und Fuchs sind paläarktisch und nearktisch, paläarktisch und äthiopisch sind die Schakale; der Polarfuchs ist zirkumpolar, neuweltliche Hunde sind der Präriewolf und brasilische Fuchs. Von den Mardern fehlen die Landmarder im Verbreitungsgebiet der Familie nur der äthiopischen Region; hervorzuheben sind Hermelin und Vielfraß. Von den Stinktieren ist eine Art (Bandiltis) vor wiegend äthiopisch, die andern beiden (Chinga und Surilho) amerikanisch. Die Dachse sind weit verbreitet, wobei jedoch die einzelnen Hauptgattungen (Dachs, amerikanischer Dachs, Honigdachs, Stinkdachs) in den einzelnen Regionen in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten. Sehr weit verbreitet und zwar in einer und derselben Gattung, dem Fischotter, sind die Fischottern, deren stattlichster Vertreter, der Seeotter, marin ist; er findet sich im nördlichsten Teil des Stillen Ozeans.

[Tafel II, Karte 3: Insektenfresser.] Die Insektenfresser bilden eine kleine, auf den Aussterbeetat gesetzte Ordnung, woraus sich auch das versprengte Vorkommen einzelner Gattungen erklärt; fehlen in der antarktischen Region, Australien und Südamerika. Die Spitzmäuse haben die Verbreitung der Ordnung. Die Maulwürfe oder Mulle gehören den nördlichen gemäßigten Zonen beider Erdhälften an, nur in einer versprengten Gattung im Süden Afrikas vorkommend. Die Igel gehören dem gemäßigten Asien, Europa und nördlichen Afrika an, isoliert in Südafrika und dann auf Sumatra, Borneo, Java vorkommend. Die Rohrrüßler sind ausschließlich afrikanisch, die Spitzhörnchen auf Hinterindien, Sumatra, Java und Borneo beschränkt. Die Borstenigel sind charakteristisch madegassisch, eine Gattung jedoch (Solenodon) kommt auf Westindien vor; die Ottern-^[folgende Seite]