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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Überspinnmaschine - Ungarn
*i'lbcrspitlttmaschine zuni Umwickeln von Draht,
Darmsaiten, Metallstäben 3^. mit Fäden ails Seide, Wolle !e. oder mit Draht. Die gewöhnliche Ü. besteht aus einer kurven, hohlen Spindel, welche horizontal! gelagert ist, mittels einer Schnur oder eims Riemens in schnelle Drehung versetzt wird und an einem freien Ende einen Fadenführer oder eine runde Scheibe trägt, ^ auf deren vorderer fläche Spulen angebracht werden, auf welche die zum Umwickeln bestimmten Fäden auf-, gespult sind. Indem nun der zu bewickelnde Gegen- ^ stand, z. B. Draht, durch die hohle Spindel hindurch- ^ gezogen wird, umkreisen die Spulen denselben und ^ umwickeln ihn mit den Fäden in Schraubenlinien, deren Abstand sich durch die Geschwindigkeitsverhältnisse zwischen der Spindel und dem durchgezogenen Draht :c. genau bestimmen läßt. Das Durchziehen erfolgt in der Regel mittels der Trommel, die zugleich zum Aufwickeln des übersponnenen Gegenstandes dient. Die Spulen sind entweder Laufspulen oder Schleifspulen, welch letztere radial auf der Spulenscheibe sitzen. Die Spannung der Spulfäden erfolgt i durch Bremsen. Sollen nur kurze Gegenstände, z. B. ^ Saiten oder Metallcylinder, umsponnen werden, so , zieht man diejenigen Überspinmnmchinen vor, bei denen der zu umwickelnde Gegennand straff ausge- ^ spannt ist und die Spulenscheibe an demselben entlang ^ geführt wild, während sie sich gleichzeitig in der oben ! erklärten Weise um denselben dreht. Die Nbersp^nn- ^ mas^inen finden hauptsächlich Verwendung zum Überspinnen von Kupferdraht für elektrische Leitung, zur Anfertigung von Saiten, von Gold- und Silbergejpinst'en, von Guirlanden 2c.
*Uglllde(wr. ügald', , Drlphine,geborne Beauce, Bühnensängerin, geb. 3. Dez. 18^9 zu Paris, wurde von Moreau-Saimi ausgebildet, wirkte erst an der Opera national, dann (seit 1818) an der Opera Comique, seit 1858 am Theätre Lyrique, überall mit großem Erfolg, und übernahm 1866 die Direktion des Theaters der Bouffes Parisiens, wo sie besonders in den Offenbach'chen Burlesken glänzte. Sie unternahm auch Kunstreisen in die Provinzen wie ^ ins Ausland, komponierte eine 1867 aufgeführte! komische Over: Husdulte n,u luouliu«, undhattreff > liche Sängerinnen herangebildet, darunter Äiarie Saß ! und ihre'eigne Tochter Marguerite, welche 1880 z in der Komischen Oper zu Paris als »Regnnentslochter mit Glück debütierte.
*Ujii, Laguneninsel in der Ralikkette des deutschen
>
Inseln, die bei der hohen Brandung an den Felienscywer ! zugänglich sind, zusammen 3 ykm groß Mlt300(>inw. !
Ulanen, s. Lanze (Bd. 17). "" i
Ultramarin. Als nähere Bestandteile des Ultra- ^ marins kann man ein Natriumaluminiumsilikat und Schwefelnatrium annehmen, doch ist hiermit die blaue Farbe des Ultramarins keineswegs erklärt.
Die beiden genannten Verbindungen sind farblos, und es liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß die Verbindung derselben untereinander gefärbt sei.! Man hat deshalb an einen besondern blauen Färb- ^ stoff gedacht und solchen in einer eigentümlichen Modifikation des Schwefels, etwa dem schwarzen Schwefel von Magnus entsprechend, zu finden geglaubt.
Behandelt man das ungefärbte geglühte Gemenge oon Thon, Soda und Schwefel (welches durch Rösten in U. verwandelt wird) mit einer Lösung von Natronschwefe Ueoer, so färbt es sich blau. Auf die selbe Weise kann man aber auch statt des Silikats ein entsprechendes Borat und lel^st dreibasisches Cal ciumphosphat blau färben. Es handelt sich also gar nicht um die chemische, vielmehr nur um eine gewisse physikalische Beschaffenheit des blau zu färben den Körpers. Nach Magnus bildet sich schwarzer Schwefel, wenn gewöhnlicher Schwefel plötzlich we:t über seinen Siedepunkt erhitzt wird. Bei der Dar stellung von Schwefelleber wird bei Rotglut Schwefel abgegeben, der zum Teil entweicht, zum Teil aber von der geschmolzenen Masse, und zwar in seiner schwarzen Modifikation, zurückgehalten wird. Dieser schwarze Schwefel ist in sehr feiner Verteilung m V blauer Farbe durchscheinend, und die Blaufärbung mit Schwefelleberlösung gleicht vollständig einem Färbeprozeß. Unter Entwickelung der blauen Farbe setzt sich der schwarze Schwefel als dünner Anflug auf der Oberflüche der Körper ab, welche geeignete physikalische Beschaffenheit darbieten. Kalischwefelleoer blni>et keinen blauen Schwesel, und entsprechend kann man auch mit kohlensaurem Kali statt Sodtt kein U. erzeugen.
Uugarn, Geschichte. Die unablässigen Angriffs der Ovvojltion, die heftigen und oft unwürdigen Sze nen im Abgeordnetenhaus, welche sich auf die Straße fortpflanzten, und die wiederholt bemerkbare Unzuverlä'jsigtelt der ministeriellen Partei ermüdeten den Ministerpräsidenten Tisza und reiften in ihm den Entschluß, sich nach 15jährigerThätigkeit von der Lei tungder Geschüftezurückzuz'iehen.^ia'chdem seine eigl N' Vartei bei der Beratung des Wehrgesetzes Anfang 188^ ihn genötigt hatte, eine wichtige Abänderung bei der Krone durchzusetzen, suchte er nach einem Anlaß zu ehrenvollem Rücktritt. Als im Herbst 1889 aus ganz geringfügiger Ursache die öffentliche Meinung in U. die Umwandlung der Bezeichnung »k. k. Armeen in »k. und k. Armee verlangte, reichte Tisza seine Entlassung ein, falls die Krone diese Forderung nicht be> willige. Nachdem Franz Joseph nachgegeben, fand sich ein andrer Anlaß in der an und für ney kleinlichen Frage, ob Kossuth noch ungarischer Staatsbürger sei oder nicht. 'Nach ungarisäiem Gesetz verliert jeder mann, der40 Jahre außerhalb des Landes weilt, ohne die Erneuerung des Staatsbürgerrechts nachzusuchen, dasselbe, und'dies traf 1. Jan. 18U0 auch Kossuth.
Da aber die radikale Opposition mit diesem ehemali gen Diktator einen fast lächer'ichen Kultus trieb und ihm im Herbst 1889 in Turm noch eine bombastische Huldigung darbrachte, so gab sie über diese gesetzliche Konsequenz große Entrüstung kund. Tisza suchte sie zu beschwichtigen, indem er ^i?. Nov. erklärte, er betrachte Kossuth auch fernerhin als ungarischen Staats' bürger, da derselbe das Ehrenbürgerrecht ungarischer Gemeinden angenommen habe. Kossuth aber wies in einem offenen Briefe vom 11. Dez. diese Erklärung und diesen Ausweg zurück. Tisza versprach nun, dem Reichstag ein neues Heimats- (Inkolats-) Gesetz in kürzester Frist vorzulegen und in demselben die strei tige Frage zu gunsten Kossuths zu regeln. Dagegen erklärten sich aoer die übrigen Minister, namentlich der Justizminister Szilagyi, auf das entschiedenste, worauf Tisza im März 1890 seine Entlassung einreichte und bewilligt erhielt. Den Voisitz im Ministerium, das seine politische Richtung incyt veränderte, übernahm der bisherige Ackerbauminister Graf Julius Szapary; Tisza versprach, die Regierung ais Führer der bisherigen Mehrheit zu unterstützen.