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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Baden

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Baden (Statistisches).

denen im ersten Betriebsjahr zusammen 175,998 Bäder verabfolgt worden sind, zum Teil allerdings auch Wannenbäder, die der Verein noch nicht ganz aufgeben will, weil sich die Bevölkerung nur langsam an das Brausebad gewöhnt. Die größte Frequenz im Jahre zeigte der Ostersonnabend mit zusammen 2400 Bädern. Von den Badenden waren durchschnittlich ¾ Männer, ¼ Frauen. Das finanzielle Ergebnis ist nicht ungünstig gewesen und hat die Stadtverwaltung veranlaßt, nunmehr auch selbständig mit der Errichtung von Volksbrausebädern, deren zunächst zwei in Aussicht genommen sind, vorzugehen. In Wien wurde die erste öffentliche Brausebadeanstalt 1887 eröffnet. Eine zweite folgte bald, und es ist jetzt, da die Ergebnisse ermutigen, beschlossen worden, in der Leopoldvorstadt zwei und in jedem andern Stadtbezirk vorläufig je eine Anstalt zu errichten, so daß bis 1894 alle Bezirke mit Bädern versehen sein werden. Über Badeanstalten im allgemeinen vgl. Osthoff, Die Bäder und Badeanstalten der Neuzeit (Leipz. 1887, 4 Hefte).

Baden, Großherzogtum. Was die Bewegung der Bevölkerung anlangt, so war im Jahresdurchschnitt 1880/89 die Zahl der Gebornen 55,266, aus 1000 Einw. 34,6 (einschließlich 1627 Totgeborne), die Zahl der Gestorbenen (ohne Totgeborne) 38,089, auf 1000 Einw. 23,8, die der Eheschließungen 10,703, auf 1000 Einw. 6,7, dagegen die der durch den Tod des einen Eheteils aufgelösten Ehen 9479, der Ehescheidungen 94. Die überseeische Auswanderung wurde für 1889 auf 6000 geschätzt. - Für Bildung und Unterricht (1888/89) bestehen 1594 Volks- und 30 sonstige Elementarschulen mit 3454 Lehrern, 1961 Lehrerinnen und 276,905 Schulkindern, 217 Hoch-, Mittel- und Fachschulen mit 1753 Lehrern und Lehrerinnen, 29,813 Studenten und Schülern, insbesondere 2 Universitäten (Heidelberg, 1127 Studenten; Freiburg, 1161 Studenten), eine technische Hochschule (Karlsruhe, 414 Studenten), 14 Gymnasien, 2 Progymnasien, 2 Realgymnasien, ein Realprogymnasium, 6 Real-, 23 höhere Bürgerschulen, 7 höhere Töchterschulen, 28 Privatschulen, eine Blinden- und 2 Taubstummenanstalten, eine Kunstschule (Karlsruhe), 2 Kunstgewerbeschulen, eine Baugewerkschule, 43 Gewerbeschulen, 49 sonstige Fachschulen, 4 Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar. - Die Kulturflächen waren 1889: Äcker und Gärten 566,490 Hektar, Wiesen 199,480, Rebberge 21,440, Kastanienpflanzungen 990, Weiden 32,580, Reutefeld 55,900, Wald 545,682 Hektar (davon 95,945 Staats-, 250,728 Gemeinde-, 18,710 Körperschafts- und 180,299 Hektar Privatwald). Mit Getreide wurden im Durchschnitt des Jahrzehnts 1880-89 (bez. 1889) angebaut: 316,730 Hektar (313,550), mit Kartoffeln 86,640 (86,070), Futterpflanzen 89,360 (91,550), Futterhackfrüchten 28,150 (30,580), Tabak 7280 (6410), andern Handelsgewächsen und Gemüse 16,900 (14,530) Hektar. Die Ernteerträge waren im zehnjährigen Durchschnitt und 1889: Getreide 381,000 Ton. (325,000), Kartoffeln 754,000 (649,000), Wiesen- und Ackerheu 1,180,000 (1,307,000), Futterhackfrüchte 770,000 (848,000), Tabak 11,270 (11,350), Hopfen 2470 (3430), Zichorie 43,000 (48,000) Ton., Obst 104,000 (15,100 hl), Wein 383,000 (130,000) hl. Der Wert der gesamten Ernte wurde für die gleichen Zeiten auf 235,6 Mill. Mk. (213,6 Mill. Mk.), derjenige des Ertrags vom Hektar auf 309 Mk. (282 Mk.) geschätzt. Nach der Zählung vom 3. Dez. 1889 gab es 67,981 Pferde (darunter 3637 Militärpferde), 593,696 Stück Rindvieh, 97,206 Schafe, 300,597 Schweine, 95,639 Ziegen, 1,847,258 Stück Federvieh (darunter 1,503,445 Hühner). Die Staatswaldungen ergaben 1888 bei einem Holznaturalertrag von 486,573 Festmetern einen Reinertrag von 2,861,973 Mk. Die Gemeinde- und Körperschaftswaldungen lieferten 1,267,750 Festmeter Holzmasse, darunter 29,4 Proz. Nutzholz. An nutzbaren Mineralien werden außer reichlichem Bau- und Straßenmaterial 4932 Ton. Steinkohlen und unerhebliche Mengen von Erzen und Erden gewonnen. Die zwei Staatssalinen Dürrheim und Rappenau lieferten 1889: 28,814 T. Salz im Werte von ⅔ Mill. Mk. Es bestanden 35 Eisengießereien mit 1697 Arbeitern, welche Produkte im Werte von 4¼ Mill. Mk. herstellten; in 7 Schweißeisenwerken belief sich der Wert der Produkte auf ½ Mill. Mk. Im Betriebsjahr 1888/89 waren von 25,764 Brennereien 19,509 im Betrieb, von denen jedoch nur 844 mehlige Stoffe verarbeiteten; die Produktion an reinem Alkohol betrug nur 46,056 hl. An Bier wurden 1888: 1,508,700 hl produziert.

Die Länge der Landstraßen betrug Ende 1889: 10,197 km, die der schiffbaren Flußstrecken 412 km, die der Eisenbahnen auf badischem Gebiet 1401 km (die badischen Staatsbahnen sind 1305 km lang und haben 425 Mill. Mk. Anlagekapital erfordert); hierzu traten 1890 die Strecken Leopoldshöhe-Lörrach 6,3 km, Schopfheim-Säckingen 19,7 km, Weizen-Immendingen 44,5 km. 1889 wurden auf den unter badischer Verwaltung stehenden Bahnen 18,7 Mill. Personen, 7,6 Mill. Ton. Güter befördert. In Mannheim betrug der Güterverkehr zu Wasser 1,874,300 T. in Ankunft und 432,220 T. in Abgang, auf der Eisenbahn 576,000 T. in Ankunft, 1,326,000 T. in Abgang. Postanstalten gab es 1515 (95 Mill. Postsendungen, davon 42 Mill. Briefe und Postkarten), Telegraphenstationen, einschließlich 340 Bahntelegraphenstationen, 945 (717,578 aufgegebene Telegramme). Vorschuß- und Kreditvereine bestanden zu Ende 1888: 108, ländliche Kreditvereine 114, öffentliche Sparkassen 127, letztere mit 257,675 Einlegern und einem Einlagebetrag von 219,4 Mill. Mk. Der Staatsvoranschlag für 1890 beträgt (ohne den Eisenbahnetat) 50,145,456 Mk. in Einnahme, 49,150,612 Mk. in Ausgabe, für 1891: 50,313,220 Mk., resp. 49,561,877 Mk. Die bedeutendsten Posten waren 1890:

Einnahmen:

Direkte Steuern 12250659

Grundsteuer etc. 4322529

Gewerbesteuer 1026657

Kapitalrentensteuer 1189749

Einkommensteuer 5578357

Indirekte Steuern 8789750

Weinsteuer 1524273

Biersteuer 4260063

Schlachtviehaccise 600415

Liegenschafts-, Erbschaftsaccise 2404999

Domänen u. Forsten 6612833

Justiz- und Verwaltungsgefälle 3699712

Salinen 655450

Aus den Reichseinnahmen 10192000

Ausgaben:

Zivilliste u. Apanagen 1897698

Matrikularbeiträge 9672597

Justizverwaltung etc. 4310908

Strafanstalten 1149524

Unterrichtswesen 3642838

Kultus 778000

Bezirksverwaltung etc. 3666278

Heilanstalten 1477332

Wasser- u. Straßenb. 240365

Domänen u. Forsten 4506681

Salinen 540033

Steuerverwaltung. 3329604

Zollverwaltung 1923973

Pensionen 2666000

Zuschuß zur Verzinsung und Tilgung der Eisenbahnschuld 2750000

Die Einnahmen der Staatseisenbahnen u. der Bodenseedampfschiffahrt wurden für 1890 auf 52,338,590, die Ausgaben auf 37,433,450, die Reineinnahme mithin auf 14,900,000 Mk. veranschlagt. Die Staatsschuld belief sich nach Abzug der Aktiva auf 7⅔ Mill. Mk.; die Eisenbahnschulden betrugen 330⅔ Mill. Mk., deren Verzinsung und Tilgung erfolgt durch die Rein-^[folgende Seite]