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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blütenbestäubung

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Blütenbestäubung (ornithophile Blumen).

Muskelfragmente. Es zeigte sich ferner, daß die Phagocyten auch in den Organismus gelangende Fremdkörper, Pilzsporen u. dgl., aufnehmen, welche in denselben der Verdauung anheimfallen. Hieraus schien sich zu ergeben, daß den Leukocyten eine überaus wichtige prophylaktische Rolle im tierischen Organismus zukommt, insofern sie auch Krankheitserreger, Bakterien, aufnehmen und zerstören (vgl. Phagocytose, Bd. 17). Metschnikow beobachtete dies bei Milzbrandbacillen, dem Streptococcus des Erysipels und den Spirillen des Rückfalltyphus. Durch die Arbeiten von Heß wurde die Phagocytenlehre bestätigt, allein Baumgarten widerlegte alsbald die Hauptargumente Metschnikows, Flügge zeigte, daß die Leukocyten keine lebensfähigen, sondern nur durch die Einwirkung der Körpersäfte getötete oder abgeschwächte Bakterien aufnehmen, und Buchner konstatierte die bakterienlösende Wirkung des Blutserums. Looß fand dann ferner, daß zur Verflüssigung der bei der Metamorphose von Wirbeltieren zerfallenden Gewebe die verdauende Thätigkeit der Phagocyten nicht nötig sei, und daß dieselben nur gelegentlich Gewebsfragmente aufnehmen. Die Gewebe des Batrachierschwanzes zerfallen selbständig und werden ohne Beihilfe der Leukocyten durch die Leibesflüssigkeit allein verdaut; nur wenn letztere hierzu nicht völlig im stande ist, treten die Leukocyten als Reservemacht zeitweise aushelfend ein, und namentlich scheinen sie einen schnellen und zweckmäßigen Transport der Zerfallsprodukte zu vermitteln. Eine ganz eigenartige Rolle kommt den Phagocyten aber doch zu. Bei der Auflösung der Gewebe wird stets Pigment in feinen Körnchen gebildet, und diese letztern, die in der Leibesflüssigkeit unlöslich sind, werden mit Vorliebe von den Leukocyten aufgenommen. Looß fand am Ende eines Rückbildungsprozesses kaum noch Leukocyten, welche keine Pigmentkörnchen enthielten, und diese nun zu Pigmentzellen gewordenen Leukocyten wandern stets gegen die Oberfläche, dringen hier in die Epidermis ein und geben, indem sie zerfallen, ihr Pigment an die Epithelzellen ab. Auf diese Weise werden die im Organismus als Fremdkörper wirkenden Pigmentkörnchen nach außen geschafft, um mit der Regeneration der Epithelzellen aus dem Zellverbande gelöst zu werden. So erscheinen die Leukocyten als ein noch auf embryonaler Stufe stehendes Exkretionsorgan, welches in der Leibesflüssigkeit nicht lösbare Zerfallsprodukte der Gewebe aufnimmt und nach außen schafft. Je nach dem Bedürfnis an irgend einer Stelle des Körpers sammeln sie sich daselbst an, um ihre Funktion zu erfüllen, und wirken in dieser Weise geradezu regulierend auf den Stoffwechsel.

Über Hämoglobingehalt des Blutes s. Chirurgenkongreß.

Blütenbestäubung. Die Thatsache, daß in den wärmern Ländern auch die Vögel sich nicht unerheblich an der Bestäubung der Blumen beteiligen, ist seit langem bekannt und durch Belt, Delpino etc. bearbeitet worden, indessen beruhten die Angaben vielfach auf unsichern Beobachtungen von Reisenden, die nicht eigentlich Botaniker waren. Die besten ältern Beobachtungen sind die von Belt, der in Nicaragua nicht nur verschiedene Vögel beobachtete, welche aus dem unter den Blumen hängenden Kranze von Honigbehältern von Marcgravia picta (Abbildung s. Bd. 11, S. 222) naschten und dabei mit dem Kopfe den Blütenstaub abstreiften, um ihn zu andern Blumen zu tragen, sondern auch sah, wie die über und über mit scharlachroten Blumen bedeckten und zur selben Zeit blattlosen Bäume einer Erythrina-Art von zwei langschnäbeligen Kolibris (Heliomaster pallidiceps und Phaethornis longirostris) besucht wurden, welche leicht im stande waren, die in den außerordentlich verlängerten Schmetterlingsblüten gefangenen kleinen Insekten herauszuholen und dabei den Pollen auf dem untern Teile des Kopfes ansammelten. Später ist man besonders auf die ebenfalls langen und hängenden Trichterblüten der Bignonien, Tecoma- und Fuchsia-Arten aufmerksam geworden, deren Honig nur von Vögeln und Insekten, die sich während des Saugens schwebend erhalten können, ausgebeutet zu werden vermag. Auf der östlichen Halbkugel vertreten die Rolle der gänzlich auf Amerika beschränkten Kolibris die namentlich in der australischen Region heimischen Honigsauger (Meliphagidae) und die Sonnenvogel (Nectariinidae) Afrikas, und es ist merkwürdig, daß die gleiche Ernährungsweise bei Kolibris und Sonnenvögeln dieselben Körperveränderungen hervorgebracht hat, obwohl die Kolibris sich den Seglern und die Sonnenvögel den Passenden zunächst anschließen. Beide haben nicht nur den langen Schnabel, sondern auch die röhrenförmige Zunge, um damit Nektar zu saugen, erlangt. Wallace hat es wahrscheinlich gemacht, daß diese röhrenförmige Zusammenfügung der Zungenränder erst eine jüngere Anpassung ist, und daß die Kolibris ursprünglich nur den Insekten in den Blüten nachgegangen wären; er sah, daß junge, eben ausgekommene Kolibris begierig Insekten verschlangen, die er ihnen reichte, Honig aber nicht hinunterwürgen konnten. Über die ornithophilen, d. h. der Bestäubung durch Vögel angepaßten, Blumen Südafrikas hat Scott-Elliot kürzlich genauere Beobachtungen mitgeteilt. Er fand, daß in Natal Sonnenvögel die gewöhnlichsten Bestäuber der Bananen (Musa) seien, obwohl häufig auch Insekten (besonders Bienen) an den Blüten beschäftigt waren. Strelitzia regina wurde namentlich von Nectarinia Afra und Ravenalia madagascarensis, der sogen. Quellenbaum oder »Baum der Reisenden« von Nectarinia sonimanga bestäubt. Oft werden die Blüten dieser Pflanze auch von Insekten besucht, die aber nur zufällig eine Bestäubung herbeiführen können, während der enge, krumme Schnabel der Sonnenvögel ausgezeichnet geeignet ist, zwischen den starren Rändern der die Blüten umgebenden Brakteen einzudringen und den Honig zu saugen. In Südamerika sah schon Darwin Kolibris an den Blüten der Bananen. Eine Menge verschiedenartiger Blumen fand Scott-Elliot im Kapland der Bestäubung durch Vögel angepaßt, nämlich Melianthus-, Schotia-, Erythrina-, Erica-, Tecoma-, Lycium-, Lobastemon-, Salvia-Arten und verschiedene Proteaceen. Außer den Sonnenvögeln beteiligten sich hier auch verschiedene Zosterops-Arten (Meliphagidae) am Blumenbesuch, und die Vögel zeigen gleich den blumenbesuchenden Insekten die für die Pflanzen nützliche Gewohnheit, meist von einer Blume zur andern derselben Art zu fliegen. Eine große Anzahl dieser Vogelblumen zeichnet sich, obwohl sie zu den verschiedensten Familien gehören, außer durch die lange, röhrenförmige Gestalt der Krone durch eine eigentümlich glänzende orange oder scharlachrote Färbung aus, wie man sie an Insektenblumen nur sehr ausnahmsweise findet, und es ist wahrscheinlich, daß diese Färbung den betreffenden Vögeln als Kennzeichen dient, daß diese Blumen ihnen ihren Honig vorzugsweise aufheben. Scott-Elliot glaubte nun auch zu bemerken, daß diese nämliche Scharlachfarbe ziemlich häufig auch auf der Brust der Sonnenvögel (z. B.