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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bubastis; Buccellati; Bucher; Buffalo-Bill; Buffon; Bulgarien

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Bubastis - Bulgarien.

Litteratur, Statistik und Geschichte der Pädagogik im In- und Ausland« (Halle 1838-39).

Bubastis in Unterägypten ist im Winter 1888/89 von dem Schweizer E. Naville auf Kosten des Egypt Exploration Fund untersucht und speziell der Tempel der katzenköpfigen Göttin Bast aufgegraben worden. Derselbe bestand aus vier zu verschiedenen Zeiten erbauten Hallen, deren östlichste die älteste ist und auf die Pyramidenerbauer der 4. Dynastie, Cheops und Chephren, zurückgeht. Westlich davon folgte eine zweite, der Festsaal, dann die am reichsten geschmückte dritte, endlich die vierte, ein wahrscheinlich unvollendet gebliebener großer Saal mit einer Kapelle der Göttin Bast. Die zweite Halle ist unter der 6., die dritte unter der 12. Dynastie erbaut und um 2200 v. Chr. vollendet worden. 100 Jahre später eroberten die fremdländischen (semitischen? turanischen?) Hyksos Unterägypten, wo sie bis in das 17. vorchristliche Jahrhundert herrschten. Auf sie gehen zwei Statuen aus schwarzem Granit zurück, die am Tempelthor gefunden wurden, die Hyksoskönige Apepi und Janra (Raian) darstellend. Ebenso wurden zahlreiche Steinbilder von Königen und hohen Beamten der 18. und der folgenden Dynastien, namentlich von Ramses II., aufgedeckt, welche den Inschriften nach aber noch nicht die Göttin Bast, sondern den Ammon, den Set und andre Götter verehrten. Später scheint der Tempel zerstört worden zu sein; denn Osorkon I. von der 22. (libyschen) Dynastie stellte ihn wieder her, wählte B. zu seiner Residenz und machte die Bast zur Hauptgöttin des Tempels. Damals begann auch die Verehrung der ihr geheiligten Katze und die Bestattung von Katzenleichen in tiefen Brunnen aus Ziegeln. Erst Osorkon II., der Nachfolger Osorkons I., aber führte den Wiederaufbau des Tempels zu Ende (um 860 v. Chr.) und stiftete zu Ehren Ammons ein großes Fest, das am 18. Oktober gefeiert wurde und der größten Anschwellung des Nils galt; dasselbe ist in Bild und Wort auf den Tempelwänden dargestellt und wird noch heute als Durchstechung der Dämme genau unter denselben Belustigungen wie im Altertum gefeiert. Die vierte und letzte Halle des Tempels wurde unter König Nachthorhib (30. Dynastie, Anfang des 4. Jahrh.) errichtet; die letzte Nachricht über ihn geben zwei griechische Inschriften aus der Zeit des Ptolemäos Epiphanes. Im ganzen umfaßt die Geschichte dieses Tempels einen Zeitraum von 3500 Jahren, und seine Inschriften melden von nicht weniger als 26 Königen.

Buccellati, Antonio, ital. Jurist, starb 7. Febr. 1890 in Mailand.

Bucher, 2) Lothar, preuß. Beamter. Sein Leben beschrieb H. v. Poschinger (»Ein Achtundvierziger«, Berl. 1890).

Buffalo-Bill, s. Cody.

Buffon, George Louis Leclerc, Naturforscher. Seine Biographie schrieb Lebasteur (in der »Collection des classiques populaires«, Par. 1889).

Bulgarien. Über die Bewegung der Bevölkerung in B. hat das dortige Statistische Büreau für die Jahre 1881-84 Erhebungen angestellt, aus denen hervorgeht, daß im Durchschnitt auf 1000 Einw. 37,3 Geburten, 18,4 Sterbefälle, 19,4 Eheschließungen stattfanden und die natürliche Volksvermehrung 18,9 pro Mille betrug. Letztere Zahl ist auffallend hoch, fast doppelt so hoch wie in Preußen, und erregt Zweifel an der Vollständigkeit der amtlichen Listen; desgleichen ist die Sterbeziffer auffallend niedrig. Unter der Regierung des Fürsten Ferdinand hat die wirtschaftliche Lage einen entschiedenen Aufschwung genommen. Es wurden Anstalten zur Forderung des Ackerbaues, Musterwirtschaften, wissenschaftliche Versuchsstationen errichtet. Der Staat unterstützt gegenwärtig (1890) 17 Ackerbauschulen und zahlt 46,000 Lew (Frank) für landwirtschaftliche Wanderlehrer. Ärmern Landleuten werden Grundstücke und Sämereien überwiesen; 78 landwirtschaftliche Hilfskassen besitzen ein eignes Vermögen von über 16 Mill. Fr. Allein 1889 wurden 7 Handelsgesellschaften, 12 Sparkassen, eine Schifffahrtsgesellschaft und vier andre Vereine zu wirtschaftlichen Zwecken begründet. Eine Feuerversicherungsgesellschaft befindet sich in der Organisation. Am 27. Mai 1890 wurde die für Südbulgariens Entwickelung so wichtige Bahnlinie Burgas-Jamboli (108 km lang) eröffnet, wodurch die Länge der bulgarischen Eisenbahnen auf 799 km stieg. Ebenso sind Straßen gebaut, Gymnasien und Schulen errichtet worden, und die Sobranie bewilligte allein für Gemeindeschulen einen Zuschuß von 1½ Mill. Fr., während die Volksschulen im letzten Schuljahr von mehr als 172,000 Kindern besucht wurden, ein großer Fortschritt in einem Lande, unter dessen Soldaten ca. 70 Proz. weder lesen noch schreiben können. Auch die mohammedanischen Schulen gehen nicht leer aus, und allein für die Besoldung der Muftis zahlt der Staat jährlich 30,000 Fr. Im Budget für 1891 sind die Einnahmen auf 80,478,700 Fr. und die Ausgaben auf 79,368,422 Fr. veranschlagt. Die öffentliche Schuld besteht außer in dem Reste der bis 1896 zu tilgenden Okkupationskosten aus der Anleihe von 1887 im Betrag von 50 Mill. türk. Pfund; außerdem muß B. jährlich der Türkei 130,000 türk. Pfund als Tribut für Ostrumelien und 21,000 türk. Pfund Rückstände zahlen.

Der Handelsverkehr hatte 1889 einen Wert von 72,8 Mill. Fr. in der Einfuhr und 80,5 Mill. Fr. in der Ausfuhr. Großbritannien hat zu Anfang 1890 mit B. direkt ein förmliches Handelsabkommen getroffen, obwohl die Berliner Kongreßakte dies dem suzeränen Sultan vorbehält; danach wird für die Einfuhr in B. ein Wertzoll von 8 Proz. erhoben.

1888 liefen ein in Warna 256 (meist österreichische) Schiffe von 274,261 Ton., in Burgas 553 Schiffe von 101,657 Ton. An Banken bestehen außer den landwirtschaftlichen die Nationalbank in Sofia mit Filialen in Philippopel, Rustschuk und Warna und eine Filiale der Ottomanischen Bank in Philippopel. Geschichte. In ihrer Unversöhnlichkeit bemühte sich die russische Regierung, B. alle möglichen Schwierigkeiten zu bereiten. So erhob sie Einspruch gegen die Anleihe von 30 Mill., welche B. 1889 bei der Österreichischen Länderbank und der Deutschen Bank in Berlin aufnahm. Als sie damit nicht durchdrang, verlangte sie im Februar 1890 plötzlich die Bezahlung der Kriegskostenraten, die B. Rußland für den Krieg von 1877/78 schuldete, welche die russische Regierung aber seit 1886 anzunehmen sich geweigert hatte, weil sie seitdem die bulgarische Regierung nicht als rechtmäßig anerkannte. Glücklicherweise hatte diese die verschmähten Gelder in der Bank angesammelt und konnte sie sofort dem deutschen Generalkonsul zur Übermittelung an Rußland übergeben. Wenn auch in der Annahme der Gelder seitens Rußlands keine Anerkennung des Fürsten Ferdinand lag, so wurde doch damit die Gültigkeit und Verbindlichkeit der Handlungen seiner Regierung anerkannt, womit schon viel gewonnen war. Gleichzeitig wurde das hinterlistige Verhalten eines Teils der russischen Diplomatie gegen B. entlarvt. Man entdeckte näm-^[folgende Seite]