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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chulachondac-Orden - Clearing- und Giro-Einrichtungen.

gleich. Das Band ist rot, dunkelblau gerändert und wird über die Schulter getragen.

Chulachondac- oder Cholachaumklor-Orden, siamesischer Orden, gestiftet 16. Nov. 1873 vom König von Siam zu Ehren seiner Krönung, in fünf Klassen: Großkreuze, Ritterkommandeure, Kommandeure, Ritter und fünfte Klasse (welche nur eine Medaille trägt). Das Ordenszeichen zeigt die Büste des Königs in blauer europäischer Uniform auf rotem Feld, umgeben von einem blauen Ring mit Goldschrift, von dem acht rote Spitzen ausgehen, mit Goldstrahlen in den Winkeln. Das Ganze ist von einem grünen Lorbeerkranz umsäumt und von der Königskrone überragt. Die Halskette besteht aus Chiffern, goldenen Blumen und phantastischen Tiergestalten, zusammengehalten von einem dreiköpfigen gekrönten Elefanten. Der Bruststern ist ein achtstrahliger Silberstern, mit rotem Mittelschild in blauer Einfassung mit Inschrift und der königlichen Chiffer im Mittelschild. Das Band ist rot gewässert.

Chuquet (spr. schükä), Arthur Maxime, franz. Geschichtsforscher, geb. 13. März 1854 zu Rocroi (Ardennen), besuchte das Lyceum in Metz, dann die Normalschule in Paris, studierte bis 1876 in Leipzig und wurde darauf am Lycée St.-Louis zu Paris als Lehrer des Deutschen angestellt, 1887 nach Erlangung des Doktorgrades zum Maître de conférences (Repetent) an der Normalschule befördert. Er schrieb: »Le général Chanzy« (1883), eine von der Akademie mit einem Preis gekrönte Biographie; »Les guerres de la Révolution« (in Einzelschriften, bis jetzt 5 Bde., 1886-91); »La campagne de l'Argonne«, Doktordissertation (1887), und »De Ewaldi Kleistii vita et scriptis« (1887). Auch besorgte er sehr geschätzte Ausgaben einiger Werke von Goethe (»Campagne in Frankreich«, »Götz von Berlichingen«, »Hermann und Dorothea«) und Schiller (»Wallensteins Lager«) und war Mitarbeiter am »Magazin für die Litteratur des Auslands« und andern Zeitschriften. 1888 übernahm er die Leitung der »Revue critique d'histoire et de littérature«, der er schon seit 1876 als Mitredakteur angehört hatte.

Church, 1) Sir Richard, griech. General. Vgl. Stanley Lane Pool, Sir Rich. C., commander in chief of the Greeks in the war of independence (Lond. 1890).

Cimabue, Giovanni, ital. Maler. Vgl. Strzygowski, C. und Rom (Wien 1888).

Cimbern. Der Name dieses Volkes ist keltisch und bedeutet »Räuberscharen«. Es wohnte nicht auf der Jütischen Halbinsel, wie K. Müllenhof nachgewiesen hat, sondern kam von der mittlern Elbe, war auch kein selbständiger deutscher Volksstamm, sondern ein Haufe verschiedener Völker. Die Teutonen sind deutsche Nordseestämme.

Cipolla (spr. tschi-), Carlo, Graf, ital. Historiker, geb. 26. Sept. 1854 zu Verona, besuchte die Universität Padua, erwarb daselbst 1873 die Doktorwürde für Philosophie und 1874 für Geschichte und wurde 1882 Professor der neuern Geschichte an der Universität zu Turin. Außer zahlreichen Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften, besonders über venezianische Geschichte, schrieb er: »Custoza, cenni istorici« (Verona 1879); »Federico Barbarossa a Vaccaldo« (das. 1882); »Di Audace, vescovo d'Asti« (Turin 1887) u. a.

Cipriāni (spr. tschi-), Amilcare, ital. Revolutionär, geb. 1845 zu Rimini, desertierte aus dem Heer, beteiligte sich an Garibaldis Zug gegen Rom 1862, wurde nach dem Gefecht von Aspromonte zum Tode verurteilt, floh nach dem Orient, nahm am Aufstand in Kreta teil und folgte von da Flourens nach Paris, wo er während der Belagerung 1870-71 in einem Marschbataillon bei Champigny und Montretout kämpfte und sich dann der Kommune anschloß. Nach deren Unterdrückung wurde er wieder zum Tode verurteilt und zur Deportation nach Numea begnadigt, von wo er nach der Amnestie von 1879 nach Paris zurückkehrte. Wegen neuer Wühlereien und Widerstands gegen die Polizei wurde er aber 1880 ausgewiesen und begab sich 1881 nach Italien, wo er wegen revolutionärer Umtriebe bald verhaftet und zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde. Darauf wurde er in Ravenna und Forli zum Deputierten gewählt; diese Wahlen wurden von der Kammer für ungültig erklärt, aber trotzdem immer wieder erneuert.

Civry (spr. ssiwri), Gräfin von, natürliche Tochter des Herzogs Karl von Braunschweig und einer Engländerin, wurde von Lacordaire zum Katholizismus bekehrt und deswegen vom Herzog verstoßen, gegen den sie mehrere Prozesse, doch ohne Erfolg, anstrengte, um ihre Ansprüche an dessen Vermögen zu sichern. Auch ihre Anfechtung des herzoglichen Testaments war fruchtlos. Nach ihrem Tode (1880) setzte ihr Sohn Ulrich Eugen Welf Honoré de Collin de Bar, Vicomte de C. (geb. 1853 aus ihrer Ehe mit einem Grafen C.) diese Bemühungen, das Vermögen des Herzogs Karl zu erlangen, fort, zumal er durch zügelloses Leben in Bedrängnis geraten und wegen Betrügereien sogar zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt worden war; doch wurde C. sowohl in Genf wie in Braunschweig von den Gerichten mit seinen Ansprüchen abgewiesen.

Clairon, franz. Schauspielerin. Ihre Biographie schrieb E. de Goncourt (Par. 1890).

Clarence (spr. klärrens), Albert Viktor, Herzog von C. und Avondale, Graf von Athlone, geb. 8. Jan. 1864 zu Frogmore-Lodge bei Windsor, ältester Sohn des Prinzen von Wales und der Prinzessin Alexandra von Dänemark, studierte in Oxford, ward Dr. jur. utr. ad hon. und Rittmeister im 10. Husarenregiment, unternahm größere Reisen und wurde, um seinen Vater von seinen vielen gesellschaftlichen Pflichten zu entlasten, 1890 gesellschaftlich selbständig gemacht, indem ihn seine Großmutter, die Königin Viktoria, 23. Mai 1890 zum Herzog von C. und Mitglied des Oberhauses ernannte. Er ist der fünfte Träger dieses Titels, der erste seit Wilhelm IV. vor seiner Thronbesteigung.

Claretta, Baron Gaudenzio, ital. Historiker, geb. 1835 zu Turin, studierte daselbst die Rechte und erwarb 1857 die Doktorwürde, widmete sich aber seitdem ganz geschichtlichen Studien und wurde 1872 Mitglied der Akademie in Turin sowie 1873 Sekretär der königlichen Deputation für vaterländische Geschichte. Er schrieb: »Vita di Maria-Francesca-Elisabetta di Savoia-Nemours, regina di Portogalla« (Turin 1865); »Storia della reggenza di Cristina di Francia, duchessa di Savoia« (das. 1868-85, 3 Bde.); »Storia del regno e dei tempi di Carlo Emanuele II, duca di Savoia« (Genua 1877-79, 3 Bde.); »Sui principali storici piemontesi« (Turin 1875) u. a.

Claude Lorrain, franz. Maler. Vgl. noch Dullea, Claude Gellée le Lorrain (Lond. 1887).

Clearing- und Giro-Einrichtungen erlangen in unsrer Zeit immer größere Bedeutung, insbesondere seitdem auch die Staaten des europäischen Kontinents, denen bisher die Besorgung des Zahlungsgeschäfts der Privaten durch die Banken fremd gewesen war,