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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elektrisches Ventil; Elektrische Uhren; Elektrische Versuchsstationen

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Elektrisches Ventil - Elektrische Versuchsstationen.

die elektrische Bogenlampe mit Scheinwerfer von 90 cm Öffnungsweite. Beide Wagen sind durch ein 100 m langes Leitungskabel verbunden. Man erzielt eine genügende Erleuchtung bis auf etwa 4 km und wird hier ein Streifen von 50-60 m belichtet. Durch Einschieben eines Zerstreuers (konvexe Cylinderlinsen) kann eine 8-10malige Verbreiterung des erleuchteten Gesichtsfeldes erzielt werden, wobei die Intensität des Lichtes entsprechend abnimmt. Der Scheinwerfer ist derart aufgehängt, daß er nach allen Seiten gerichtet werden kann, wie es das Absuchen des Vorfeldes erfordert. Für die Beobachtung ist ein Standpunkt 300-400 m oder weiter seitwärts und vorwärts des Scheinwerfers zweckmäßig, beide Standpunkte werden zur gegenseitigen Verständigung durch Fernsprecher (Feldtelegraphenkabel) verbunden.

Die Einführung weittragender kleinkalibriger Gewehre mit rauchschwachem Pulver kann es unter Umständen schwierig oder unmöglich machen, eine vom feindlichen Feuer beherrschte Fläche zu durchschreiten und dazu auffordern, die Dunkelheit zur Annäherung zu benutzen. Glaubt eine Truppe solchen nächtlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, so ist sie genötigt, ihre Sicherheitslinien zu verstärken und womöglich weiter hinaus zu schieben. Zur Entlastung und Unterstützung des aufreibenden Sicherheitsdienstes hat man in neuer Zeit auch die Ausrüstung der Feldarmeen mit fahrbaren elektrischen Scheinwerfern in Aussicht genommen, wozu der vorbeschriebene von Schuckert mit Erfolg versucht wurde. Man verspricht sich namentlich dann Nutzen von seiner Anwendung, wenn man den Angriff des Feindes in einer vorbereiteten Stellung erwartet, zu welcher bestimmte Annäherungswege führen. In französischen Militärzeitschriften wird sogar die Ausrüstung von zur Nacht ausgesendeten Erkundungsabteilungen der Kavallerie mit kleinen fahrbaren Scheinwerfern besprochen. Täuschungen, zu denen das Orientieren nach dem elektrischen Scheinwerfer und das Erkennen ferner feststehender Gegenstände im elektrischen Licht Veranlassung gibt, sucht man durch genaue Orientierung am Tage vorher zu vermeiden. In Küstenwerken und auf Schiffen fallen diese Täuschungen zwar fort, aber auch hier erfordert das Erkennen feindlicher, grauschwarz angestrichener Schiffe ebenso große Übung wie die Beobachtungen zu Lande. Auf der Weltausstellung in Paris 1889 befanden sich fahrbare elektrische Festungsapparate von 35,000 Normalkerzen, aus einem Maschinen- und einem Projektorwagen (Sautter-Lemonnier) bestehend; ersterer trägt eine Parsensche Dampfturbine mit direkt gekuppelter Dynamomaschine (turbo-moteur électrique), die Turbinen machen 9000-10,000 Touren in der Minute. Jedes Armeekorps in Frankreich soll mit einem solchen Apparat M/88 ausgerüstet sein. Die Schweiz führt gleiche Apparate, aber mit Brotherhoodmaschinen. Ein Küstenapparat hatte einen aplanatischen Glasspiegel nach Mangin von 1,50 m Durchmesser mit einem Beleuchtungseffekt von 80-99,000 Normalkerzen. Auf Schaffen sind die Scheinwerfer in der Regel in den Marsen aufgestellt, die Innenräume, namentlich die Munitionskammern, sind durch Glühlampen erhellt. Kleinere fahrbare Scheinwerfer dienen auch zum Absuchen der Schlachtfelder nach Verwundeten. Um das Absuchen von Gebüschen, Gehöften etc. zu ermöglichen, hat man in England tragbare Glühlampen durch 50 m lange Lichtkabel mit der fahrbaren Dynamomaschine verbunden. Noch zweckmäßiger sind die auf Anregung des Roten Kreuz von Trouvé konstruierten selbständigen elektrischen Handlampen von 6 Normalkerzen und 3-4 Stunden Glühdauer, weil sie den Träger unabhängig vom Gelände machen und ihm das Absuchen von Wäldern gestatten. Fein in Stuttgart hat einen elektrischen Beleuchtungswagen in zwei Größen, sowohl für Fernbeleuchtung wie Teilungslicht zur Verwendung bei den Eisenbahntruppen gebaut. Sie gestatten den Betrieb von 6-8 Bogenlampen von je 500-1000 Normalkerzen und einiger Glühlampen, oder eines Einzellichts mit Scheinwerfer. Die Bogenlampen, durch Lichtkabel mit der Dynamomaschine verbunden, werden an mitgeführten eisernen Tragestangen aufgehängt, um nächtliche Arbeiten an Eisenbahnen, Straßen, Brücken etc. zu beleuchten. Es ist außerordentlich schwer, auf unbekannte Entfernungen aufgestellte Scheinwerfer durch Mitrailleusen- oder Gewehrfeuer zu treffen, weil selbst annähernd richtiges Abschätzen der Entfernung kaum möglich ist.

Elektrisches Ventil, Vorrichtung, welche, in eine Leitung eingeschaltet, die Entladung der (positiven) Elektrizität nur in einer Richtung durchgehen läßt. Stehen sich zwei Elektroden von verschiedener Größe und Gestalt gegenüber, so kann man ihren Abstand so regeln, daß die Entladung nur übergeht, wenn die eine positiv, nicht aber, wenn sie negativ geladen ist. Das elektrische Ventil von Gangain ist im wesentlichen ein elektrisches Ei, d. h. ein eiförmiges Glasgefäß, in welchem die Luft verdünnt werden kann. In demselben stehen sich zwei Metallkugeln gegenüber, von welchen die eine bis auf eine kleine Stelle gefirnißt, die andere dagegen blank ist. Bei richtiger Regelung des Luftdrucks in dem Ei geht die Entladung von der gefirnißten zur blanken Kugel, nicht aber umgekehrt. Ähnlich wirkt eine Geißlersche Röhre, deren eine Elektrode in eine Spitze ausläuft, während die andre eine kleine, zur Längsachse der Röhre senkrechte Metallscheibe trägt. Eine Geißlersche Röhre mit unter sich gleichen Elektroden, an deren Innenwand mehrere Glastrichter angeschmolzen sind, die ihre engen Öffnungen alle nach der einen Seite kehren, bringt eine ähnliche Wirkung hervor; die Entladung geht nämlich leichter von den engen Öffnungen der Trichter zu den weiten, als in umgekehrter Richtung.

Elektrische Uhren, s. Uhren, elektrische.

Elektrische Versuchsstationen, Institute, welche unabhängig von den elektrotechnischen Fabriken die Erzeugnisse derselben eingehend prüfen. Für die Fabrikanten hat es einen großen Wert, wenn ihre Apparate von unparteiischer Seite in ihrer Leistungsfähigkeit geprüft und begutachtet werden können. Einerseits besitzen die Fabriken oft nicht die Einrichtungen, um wissenschaftliche und technische Versuche mit ihren Apparaten anzustellen, oder sie sind nicht in der Lage, die für irgend einen Apparat notwendigen Vorversuche selbst zu machen, anderseits gereicht es ihren Erzeugnissen zu besonderer Empfehlung, wenn sie auch von uninteressierter Seite für gut befunden und als brauchbar öffentlich bekannt gegeben werden. Es bestehen gegenwärtig e. V. in München, Wien, Frankfurt a. M. und Magdeburg. Zur Untersuchung gelangen Leitungsmaterialien (Bruch-, bez. Zugfestigkeit, Leitungsfähigkeit), galvanische Elemente, Akkumulatoren, Thermoelemente, Glühlampen, Bogenlampen, Lampenkohlen, Maschinen, Meßinstrumente u. a. Außerdem wird die Begutachtung im Betriebe befindlicher Anlagen, Beurteilung von Kostenanschlägen, Überwachung der Ausführung von Anlagen übernommen. Endlich werden noch neue Erfindungen auf ihre Verwertbarkeit geprüft. Die Einrichtung einer solchen Versuchsstation ist wegen der großen Zahl der Hilfsmittel mit nicht geringen Kosten ver-^[folgende Seite]