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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Empyēme; Engel; Engelien

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Empyeme - Engelien.

zu der Stärke und Art des Reizes stehen, worüber die Psychophysik (s. d.) uns belehrt.

Die Intensität einer Empfindung besitzt nach oben wie nach unten eine Grenze, d. h. sie steigt nie über eine bestimmte Höhe und sinkt nie unter ein bestimmtes Minimum. Ganz leise Geräusche werden nicht gehört, sehr laute Geräusche führen Bewußtlosigkeit oder Zerplatzung des Trommelfelles herbei. Die Intensität einer Empfindung hängt außer von der Stärke des Reizes davon ab, in welcher Ausdehnung und in welcher Dauer der Sinn von dem Reize getroffen wird, und in welcher Disposition das Sinnesorgan sich befindet.

Was die Qualität der Empfindung betrifft, so sind gewisse Qualitäten näher miteinander verwandt als andre; sie bilden einen Qualitätenkreis, der an einen Sinnesapparat gebunden ist und (nach Helmholtz) Modalität der Empfindung heißt. Empfindungsqualitäten sind z. B. blau, laut, bitter; Modalitäten z. B. Sehen, Hören, Schmecken, von denen jede eine Anzahl Qualitäten unter sich befaßt. Die Empfindungsmodalität ist nun nicht, wie man glauben könnte, von der Art des Reizes abhängig, sondern ausschließlich von der Beschaffenheit des erregten Sinnesapparats. Die verschiedensten Reize rufen im Ohre die gleiche Empfindungsmodalität des Hörens, im Auge die des Sehens etc. hervor; anderseits erzeugt ein und derselbe Reiz, z. B. der elektrische Strom, ganz verschiedene E., je nachdem er an die Haut, an die Zunge, an das Auge etc. appliziert wird. Diese Thatsache bezeichnet man als das Gesetz der spezifischen Energien der Sinnesnerven, das also besagt: jeder Sinnesnerv besitzt eine ihm eigentümliche Art der Erregung, mit der er auf alle wie immer beschaffenen Reize antwortet. Demnach besteht kein festes Verhältnis zwischen einer Klasse von Reizen als Ursache und einer Art der E. als Folge. Diese von Joh. Müller zuerst geäußerte Anschauung dehnte Helmholtz auch auf die Qualitäten der E. aus, indem er die einzelnen Qualitäten (z. B. die Farben in der Modalität Sehen) einzelnen Nervenfasern beilegte und für jeden empfindenden Punkt der Netzhaut drei gesonderte Leitungsbahnen zum Sensorium forderte, von denen jeder eine spezifische Farbenempfindung eigen sein soll. Joh. Müllers weitere Annahme einer organisierten, spezifischer Energien fähigen Materie, z. B. der »Sehsinnsubstanz«, ist durch die neuere Wissenschaft widerlegt worden, welche aus der Unmöglichkeit einer Neuschöpfung bestimmter Thätigkeiten, aus der Ununterscheidbarkeit des Erregungsvorganges in den verschiedenen Sinnesnerven und aus den experimentell herbeigeführten Veränderungen in der Leistung derselben mit Wahrscheinlichkeit folgert, daß alle spezifischen Sinnesenergien aus einem ursprünglichen generellen Sinne, und zwar vermutlich aus dem Tastsinn, entstanden sind, daß demnach alle Sinnesempfindungen differenzierte Tastempfindungen sind. Es ist endlich ein gemeinsames Kennzeichen aller E., daß sie in eine Bewegung (s. d.) sich zu entladen streben oder, wie man gesagt hat, eine motorische Tendenz besitzen; den experimentellen Nachweis hat Féré, die theoretische Begründung Max Dessoir geliefert.

Aus einer Summation von einfachen E. entstehen die zusammengesetzten E. oder Empfindungskomplexe. Aus der Eigentümlichkeit unsrer Sinnesnerven, daß die von einem Reize erzeugten Veränderungen in ihnen nicht zugleich mit dem Aufhören der Reizwirkung verschwinden, sondern diese eine kurze Zeit überdauern, erklären sich die Nachempfindungen, die man besonders beim Auge sehr schön beobachten kann. Von ihnen sind die Wiederholungsempfindungen zu trennen, die sich nicht unmittelbar an einen Reiz anschließen und erst nach sehr langer Einwirkung des Reizes auftreten. Wenn beispielsweise der Mikroskopiker die Objekte, die er am Tage beobachtet hatte, abends bei geschlossenen Augen wieder vor sich auftauchen und die subjektiven Erscheinungen dieselben Bewegungen wiederholen sieht, welche die Infusorien unter dem Mikroskop ausgeführt hatten, dann spricht man von einer Wiederholungsempfindung. Die Einteilung der E. erfolgt nach ihren Modalitäten in die sogen. Sinne, und zwar entweder nach den Sinnesprovinzen am Körper (Auge, Ohr, Nase, Mund, Haut) oder besser nach den Bewußtseinszuständen, wobei der Hautsinn in Tast- (oder Druck-) Sinn und Temperatursinn zerlegt werden muß und der Muskelsinn als eine besondere Art hinzutritt. Über die Gemeinempfindungen s. Gemeingefühl, Bd. 7.

Vgl. Fechner, Elemente der Psychophysik (2. Aufl., Leipz. 1889); Preyer, Elemente der reinen Empfindungslehre (Jena 1877); Féré, Sensation et mouvement (Par. 1887); Goldscheider, Lehre von den spezifischen Energien der Sinnesnerven (Berl. 1881).

Empyēme, s. Innere Medizin (Kongreßbericht).

Engel, 5) Johann Daniel Friedrich, Bautechniker, starb 13. Mai 1890 in Berlin.

Engel, Karl, Musiker und Schriftsteller, geb. 21. Febr. 1824 zu Oldenburg im Großherzogtum, wurde zum Violinspieler ausgebildet, ging 1842 nach Rußland, um in die Kapelle des Fürsten Narischkin einzutreten, erhielt 1846 ein Engagement an der kaiserlichen Kapelle in Petersburg, ließ sich als Theaterkonzertmeister pensionieren und lebte, nach Deutschland zurückgekehrt, in Berlin, Bremen und Oldenburg, bis er sich 1869 dauernd in Dresden niederließ. Als Komponist veröffentlichte er ein Violinkonzert (H moll), Konzertstücke, Tänze. Von früh an widmete er sich neben der Musik litterarischen Studien, in deren Vordergrund eine eingehende Beschäftigung mit der Faustsage und den poetischen Bearbeitungen des Fauststoffes trat. Er gab heraus: »Deutsche Puppenkomödien. Mit geschichtlichen Einleitungen« (Oldenb. 1874-79, 8 Teile); »Das Volksschauspiel Doktor Johann Faust« (das. 1882); »Zusammenstellung der Faust-Schriften vom 16. Jahrhundert bis Mitte 1884« (das. 1885); »Die Don Juan-Sage auf der Bühne« (das. 1887, 2. Aufl. 1888); »Das erste Faustbuch vom Jahre 1587. Ein Buchjubiläum« (das. 1887); »Die beiden alten deutschen Volksschauspiele von Doktor Johann Faust und Christoph Wagner, Fausts Famulus« (das. 1890).

Engelien, August, Schulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 24. Aug. 1832 zu Landsberg a. d. Warthe, besuchte das Seminar für Stadtschulen in Berlin 1850-53 und trat in den dortigen städtischen Schuldienst, in dem er 1870 zum Rektor aufrückte. Unter seinen zahlreichen Schriften haben besonders die Lehrbücher des deutschen Sprachunterrichts Anklang gefunden: »Leitfaden für den deutschen Sprachunterricht« (Berl. 1862, 2 Bde., von denen bis jetzt der 1. Bd. 90, der 2. Bd. 45 Auflagen erfahren hat); »Grammatik der neuhochdeutschen Sprache« (das. 1867, 4. Aufl. 1891); »Schulgrammatik der neuhochdeutschen Sprache« (das. 1872, 6. Aufl. 1890); »Sammlung von Musteraufsätzen« (das. 1861, 7. Aufl. 1891); »Deutsches Lesebuch, aus den Quellen zusammengestellt«, in drei Ausgaben (mit Fechner, das. 1873-76, zahlreiche Auflagen). In Kehrs »Geschichte der Methodik« (2. Aufl., Gotha 1889 ff.) bearbeitete E. die