Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eyb; Eyck; Eyssenhardt

264

Eyb - Eyssenhardt.

ergeben: Eine Dynamitpatrone, durch eine Knallquecksilberkapsel zur Detonation gebracht, läßt die benachbarten Dynamitpatronen detonieren, selbst wenn die Patronen sich nicht berühren. Befinden sich die Patronen in feste Metallhülsen eingeschlossen und auf widerstandsfähiger Unterlage, so teilt sich die Detonation von 100 g Dynamit auf 0,3 m Entfernung mit. Auf weichem Boden sind die Entfernungen geringere.

Eine an einem Faden in freier Luft aufgehängte Dynamitpatrone gelangt nicht zur Detonation durch Influenz, denn da sie schwingen kann, erfährt sie nicht die ganze Kraft des von der detonierten Dynamitpatrone gelieferten Stoßes. Aber selbst die Luft genügt, um die Detonation durch Influenz fortzupflanzen, es geschieht freilich viel schwieriger und nur, wenn mit sehr großen Massen operiert wird.

Ist das Umhüllungsmaterial der Patronen ein wenig widerstandsfähiges, so ist die Entfernung, auf welche sich die Explosion fortpflanzt, ebenfalls eine geringere. Einfach auf den Erdboden gestreutes Dynamit ist nicht im stande, wenn es detoniert wurde, in der Nähe befindliches Dynamit zu detonieren. Abel in Woolwich hat mit komprimierter Schießbaumwolle dieselben Resultate erhalten.

Zu den durch Influenz erfolgenden Explosionen gehören auch die Explosionen der Knallquecksilber enthaltenden Substanzen, die sich plötzlich auf eine große Anzahl von Patronen fortpflanzen. Aus diesen Thatsachen ergibt sich, daß die Explosionen durch Influenz nicht durch eigentliche Zündung erfolgen, sondern durch einen fortgepflanzten Stoß, welcher von dem kolossalen und plötzlichen Druck, den das Nitroglycerin oder die Schießbaumwolle liefert, hervorgebracht wird, einen Stoß, dessen lebendige Kraft sich in der explosiven Substanz in Wärme umsetzt.

Nach Berthelot beruhen die Explosionen durch Influenz auf Erzeugung zweier Arten von Wellen. Unter den Wellen ersterer Art, die Berthelot explosive Wellen im engern Sinne nennt, versteht er die im Innern des detonierenden Körpers sich unausgesetzt vollziehende Umwandlung der chemischen Wirkungen in kalorische und mechanische, welche den Stoß auf die Unterlagen und die angrenzenden Körper übertragen. Die andern Wellen, die rein physikalischen und mechanischen, pflanzen gleicherweise den plötzlichen Druck rings um das Erschütterungszentrum zu den benachbarten Körpern und für einen besondern Fall auf eine neue Explosivmasse fort. Der Vorgang im Innern des detonierenden Körpers, die explosive Welle, hält nach Berthelots Theorie ungeschwächt an, bis die Detonation ihr Ende erreicht, weil während derselben immer neue chemische Reaktionen erzeugt werden. Die mechanische Welle dagegen verliert von ihrer Intensität fortgesetzt in dem Maße, als ihre lebendige Kraft, die von dem Anfangsimpuls abhängig ist, sich in einer viel größern Menge von Substanz verteilt.

Eine von der Berthelotschen abweichende Theorie hat Abel aufgestellt, es ist die Theorie der synchronen Schwingungen. Nach Abel beruht die die Detonation einer explosiven Substanz bestimmende Ursache aus dem Synchronismus zwischen den Schwingungen, die von einem zweiten Körper, welcher die Detonation hervorruft, erzeugt werden, und denjenigen Schwingungen, die der erste Körper, wenn er detonierte, erzeugen würde; genau so wie eine Violinsaite auf Entfernung hin tönt, wenn eine gleichgestimmte andre Saite in Schwingungen versetzt wird. Zur Stütze seiner Ansicht führt Abel folgende Thatsachen an: Zuvörderst scheint es für jede explosive Substanz spezielle Detonatoren zu geben. Der Jodstickstoff z. B., der gegen Stoß und Reibung so empfindlich ist, scheint komprimierte Schießbaumwolle nicht zur Detonation bringen zu können. Auch der Chlorstickstoff, der so leicht explodiert, bringt die Schießbaumwolle nur dann zur Detonation, wenn man von ihm die zehnfache Menge von der des Knallquecksilbers verwendet. Auch Champion und Pellet haben zur Stütze der Abelschen Hypothese zahlreiche Versuche angestellt. Sie haben Jodstickstoff auf einer Violoncellsaite durch Mittönen und Nitroglycerin in dem Brennpunkt eines Hohlspiegels durch explodierendes Nitroglycerin in dem Brennpunkt eines zweiten, dem ersten zugewendeten konaxialen Hohlspiegels zur Detonation gebracht.

Keiner dieser Versuche ist indessen beweisend. Die beobachteten Wirkungen bleiben aus bei Entfernungen, die unvergleichlich viel geringere sind als die, bei denen gleichgestimmte Saiten mittönen. Die Detonationen sind viel eher Funktionen der Intensität der mechanischen Wirkung, als daß sie in dem Wesen und der Art der bestimmenden Schwingungen ihren Grund haben. Die Detonation bleibt auch aus, wenn die Masse des Detonators eine zu geringe und folglich die lebendige Kraft des Stoßes abgeschwächt ist. Der spezifische vibratorische Ton, der die Detonationen hervorrufen würde, müßte immer derselbe bleiben. Dynamitpatronen detonieren nicht durch Kapseln, die weniger als 0,2 g Knallquecksilber enthalten; nur wenn dieselben 1 g des Fulminats enthalten, ist die Detonation der Dynamitpatronen gesichert. Es existiert also eine direkte Beziehung zwischen dem Charakter der Detonation und der Intensität des durch einen und denselben Detonator hervorgebrachten Stoßes. Ließe in der That die Schießbaumwolle das Nitroglycerin infolge des Synchronismus der mitgeteilten Schwingungen detonieren, so wäre unverständlich, warum die umgekehrte Wirkung nicht statthat. Das Nichtvorhandensein von Wechselwirkung erklärt sich leicht durch den Strukturunterschied der beiden Substanzen, der eine Hauptrolle spielt bei der Umsetzung von lebendiger Kraft in Arbeit. Auch die weitern angestellten Versuche zeigen nur die schon bekannte Sensibilität der fraglichen Substanzen für den Stoß. Indessen ist es zweifellos, daß die Fortpflanzung der Explosionen durch Influenz sich infolge von Wellenbewegung vollzieht, und zwar ist unter dieser zu verstehen eine komplexe Bewegung, die in denjenigen Teilen der zur Explosion gebrachten Substanz, welche ihre Natur dabei verändern, teils chemischer, teils physikalischer Art ist, in denjenigen dagegen, welche keine Veränderung ihrer Natur erfahren, rein physikalisch ist. Was diese Art von Wellenbewegung von den Schallwellen im engern Sinne unterscheidet, ist ihre außerordentliche Intensität.

Eyb, 1) Ludwig von, fränk. Ritter. Vgl. Ch. Meyer, Aus dem Gedenkbuch des Ritters Ludwig v. E. (Ansb. 1890).

Eyck, Jan van, Maler. Vgl. Lalaing, Jean van E., inventeur de la peinture à l'huile (Par. 1887).

Eyssenhardt, Franz, Philolog, geb. 6. März 1838 zu Berlin, studierte daselbst Philologie, wurde Lehrer am Werderschen Gymnasium und nach einem Aufenthalt in Italien (1868-69) 1875 Professor, 1876 am Johanneum in Hamburg und 1882 Direktor der Hamburger Stadtbibliothek. Er veröffentlichte Textrezensionen des Martianus Capella (Leipz. 1866), des Phädrus (Berl. 1867), des Macrobius (Leipz. 1868), der »Historia Miscella« (Berl. 1869), der Meta-^[folgende Seite]