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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Feuerungen; Feuillet; Fichtelīt; Fidschinuß; Fieber

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Feuerungen - Fieber.

In den Großstädten ist trotz strenger Bestrafung die Feuerwehr oft durch die öffentlichen Feuermelder mutwillig und zwecklos alarmiert worden. Diesen Unfug sucht Vogel durch seine patentierte Signalsäule zu verhindern, welche den betreffenden Melder bis zum Eintreffen der Feuerwehr oder eines Sicherheitsbeamten gefangen hält. Der Zweck des Alarms: die Feuerwehr so schnell wie möglich auf die Stelle der Gefahr zu schaffen, wird dadurch bei vorsichtigen und ängstlichen Meldern oft verfehlt werden. Vgl. »Die Förderung des Feuerlöschwesens und der Feuersicherheit der Provinz Sachsen« (amtlicher Bericht, Merseb. 1889); Lenz, Handbuch für die preußischen Feuerwehren (Danz. 1886); Czermak, Zehn Jahre Feuerwehrverbandswesen in Böhmen (Teplitz 1888); Gutsmuths und Lenz, Feuerwehrkatechismus (Danz. 1890); Krameyer, Die Bekämpfung der Schadenfeuer, taktische Regeln (Berl. 1890). Organ für 32 deutsche Feuerwehrverbände ist die in Danzig halbmonatlich erscheinende Zeitschrift »Der norddeutsche Feuerwehrmann«.

Feuerungen. Die höchste Ausnutzung der Brennstoffe wird durch die Zerlegung derselben mittels trockner Destillation erreicht; doch wird diese Zerlegung nur an einem verhältnismäßig kleinen Teil derselben durchgeführt, z. B. sind von der 1887/88 nach Berlin eingeführten 1,75 Mill. Ton. Brennstoffe nur 450,000 T. in den Gasanstalten zerlegt. Die Verbrennung der übrigen 1,30 Mill. T. hat durch Bildung von Rauch, d. h. unbenutzte Entlassung unverbrannter Stoffteile, einen Verlust von mindestens 1,25 Mill. Mk. verursacht. Viel größer noch ist der durch die mangelhafte Ausnutzung des totalen Heizeffekts der Brennstoffe entstehende Verlust, welcher sich bei den etwa 0,5 Mill. T., die bei den Berliner Kesselanlagen verbrannt sind, wenigstens auf 1,75 Mill. Mk. beläuft, aber bei den 800,000 T. nicht zur Kesselfeuerung benutzten Brennstoffen noch verhältnismäßig viel höher ist. Nach G. Schimming in Charlottenburg bietet die Zentralisation der Krafterzeugungsanlagen ein Mittel, die Ausnutzung der Brennstoffe zu erhöhen. Es sollen hiernach sämtliche Kohlen in Retorten abgegast und die glühenden Koks zur Kesselfeuerung benutzt werden. Der erzeugte Dampf wird zum Betrieb von Luftkompressoren benutzt und die Preßluft nach dem System Popp verteilt. Die Grußkoks werden in besondern F. verbrannt. Die in den Retorten erhaltenen flüchtigen Produkte werden in ein billiges, stark leuchtendes und heizendes Gas verwandelt. Nach Schimming beträgt der Kohlenbedarf bei einer solchen Anlage (wenn besondere Dampfmaschinen, in denen der Dampf durch explodierendes Gas erhitzt wird, verwendet werden) ein Kilogramm pro Stunde und Pferdekraft. Sämtliche sonst verloren gehenden Teer- und Ammoniakprodukte werden hierbei gewonnen. Statt der sonst gebräuchlichen rohen Brennmaterialien sollen Koks und Gas, beide rauchfrei brennend, zur allgemeinen Verwendung kommen.

Feuillet, Octave, franz. Dichter, starb 29. Dez. 1890 in Paris.

Fichtelīt, s. Kohlenwasserstoffe.

Fidschinuß, s. Tahitinuß.

Fieber. Über Fiebertheorien und Fieberbehandlung bestehen noch immer wie seit Jahrzehnten heftige Meinungsverschiedenheiten; immerhin haben die neuesten Forschungen gewisse Thatsachen kennen gelehrt, welche neues Licht über die Frage verbreiten. Vornehmlich kommen zwei Fiebertheorien in Betracht, die von Traube und die von Liebermeister. Die Anschauung Traubes ging dahin, daß das F. nicht durch über die Norm vermehrte Wärmeproduktion im Innern des Körpers bedingt werde, sondern daß vielmehr gleichsam eine Wärmestauung durch verminderte Wärmeabgabe nach außen erfolge. Diese wiederum sollte durch die Gefäßnerven (vasomotorische Nerven) in der Weise hervorgebracht werden, daß dieselben eine Zusammenziehung sämtlicher Blutgefäße an der Körperoberfläche bewirken. Liebermeister (und mit ihm die meisten Physiologen und Kliniker) ist der Ansicht, daß im F. keine verminderte Abgabe, sondern erhöhte Produktion von Wärme statthabe und zwar infolge gesteigerten Zerfalls von Körpermaterial, insbesondere der stickstoffhaltigen Eiweißkörper, aber auch des Körperfettes. Gegen Traubes Theorie sprach zunächst der Umstand, daß man eine Kontraktion der Blutgefäße nur im Fieberfrost, nicht aber in der Fieberhitze wahrnehmen konnte; noch mehr aber wurde sie widerlegt durch die Thatsache, daß der Fieberkranke mehr Harnstoff, mehr Salze etc. ausscheidet als der Gesunde, obwohl die Nahrungsaufnahme erheblich vermindert ist. Soweit muß notwendig im F. ein gesteigerter Zerfall von Körpersubstanz stattfinden, und da wir wissen, daß überhaupt die Eigenwärme durch die Oxydation unsers Körpermaterials erzeugt wird, so muß auch erhöhte Oxydation erhöhte Körperwärme hervorrufen. Nun ist allerdings auch damit noch nichts gewonnen für die Frage, wodurch denn mit einem Male eine so erhöhte Oxydation des Körpermaterials entstehe. In dieser Richtung haben die neuesten bakteriologischen und besonders bakteriochemischen Untersuchungen bedeutungsvolle Aufschlüsse geliefert, und weitere sind von dieser Seite her noch zu erwarten. F. ist im wesentlichen an die Infektionskrankheiten gebunden, d. h. es entsteht immer dann, wenn Infektionserreger auf den Körper einwirken (wenn auch bei manchen Krankheiten, welche nicht zu den infektiösen im strengen Sinne gerechnet werden, F. vorkommt, z. B. bei leichtern Darmkatarrhen, Bronchialkatarrhen, so dürfen wir doch annehmen, daß auch in diesen Fällen Bakterien mit im Spiele sind). Man hat nun zunächst solche Bakterien bei verschiedenen Infektionskrankheiten im Blute und den Organen der Erkrankten gefunden, und es lag nahe, dieselben zu beschuldigen, daß sie durch ihre Vermehrung auf Kosten des Organismus bei diesem neben andern Störungen auch F. erzeugen. Nun sind in neuester Zeit bestimmte Stoffe von großer Giftigkeit, welche die Bakterien bei ihrer Vermehrung erzeugen, entdeckt worden, sogen. Ptomaïne, welche als das wesentliche schädliche Prinzip bei der Einwirkung der krankheitserregenden Bakterien zu betrachten sind. Die bedeutungsvollste Entdeckung auf diesem Gebiet ist die erst im Beginn dieses Jahres von Brieger und Fränkel gemachte, daß eine ganze Anzahl pathogener Bakterien im stande ist, höchst giftige Eiweißstoffe aus dem Gewebseiweiß des erkrankten Individuums abzuspalten (Toxalbumine). Damit ist nicht nur die Giftwirkung der Krankheitserreger aufgeklärt, sondern ganz besonders der Vorgang des Eiweißzerfalles und damit des Fiebers bei den Infektionskrankheiten dem Verständnis näher gerückt.

Wie die Fiebertheorien, so ist auch die Fieberbehandlung (Antipyrese) noch ein vielumstrittener Gegenstand und muß es sein, da sie die praktische Anwendung der Vorstellungen sein soll, welche man sich von der Entstehung des Fiebers macht. Auch auf diesem Gebiet stehen sich dieselben Kliniker gegenüber, die Schüler Traubes, Senator, Fränzel u. a. auf der einen, Liebermeister, Jürgensen, Leyden,