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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fixsterne

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Fixsterne (photographische Helligkeitsmessungen, Aufnahmen von Sternnebeln etc.).

andrer Astronomen besteht, die sich mit Sternphotographie beschäftigt haben.

Mit dieser photographischen Aufnahme des Himmels sollen zugleich Helligkeitsmessungen der Sterne verbunden werden. Unter übrigens gleichen Umständen erzeugt nämlich ein Stern ein um so größeres Bild auf einer lichtempfindlichen Platte, je größer seine Lichtintensität ist, und wenn das Verhältnis der Intensitäten der sichtbaren und der photographisch wirksamen Strahlen bei allen Sternen das gleiche wäre, so ließe sich eine allgemein gültige Formel für das Verhältnis zwischen dem Durchmesser des photographischen Sternbildes und der Sterngröße für ein bestimmtes photographisches Verfahren finden. Da aber die Spektren der Sterne außerordentlich mannigfach zusammengesetzt sind, so läßt sich eine solche allgemein gültige Beziehung nicht aufstellen. Das Auge ist besonders empfindlich für die Strahlen zwischen den Fraunhoferschen Linien B (im roten Teil des Spektrums) und G (an der Grenze von Indigo und Violett), während der Eindruck auf der photographischen Platte abhängt von dem Reichtum an Strahlen zwischen den Linien F (im Anfang das Blau) und N (im unsichtbaren, ultravioletten Teil des Spektrums). Sterne mit einem großen Reichtum an roten und gelben Strahlen können deshalb photographisch schwach wirkend sein, und in der That geben die gelben und roten Sterne, welche zusammen den dritten Teil aller Sterne ausmachen, photographische Bilder von verhältnismäßig kleinem Durchmesser. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß man in Zukunft die photographische Photometrie ganz von der optischen trennen und in den Sternkatalogen außer der optischen Größenklasse auch die photometrische Helligkeit jedes Sternes angeben wird.

Von besonderer Bedeutung erscheint die Photographie für die Untersuchung der Nebel und Sternhaufen, für welche Objekte man bis vor kurzem lediglich auf das Zeichnen am Fernrohr angewiesen war. Bei dem großen Spielraum, welcher hierbei der individuellen Auffassung gelassen ist, hat es oft außerordentliche Schwierigkeiten, die Angaben und Abbildungen der verschiedenen Beobachter miteinander zu vereinigen, besonders wenn sie auch noch mit verschiedenen Instrumenten beobachtet hatten. Veränderungen an Nebeln nachzuweisen war kaum möglich, solange man auf Beobachtungen mit dem Auge angewiesen war. Aber auch die Erkennung der Struktur der Nebel mit dem bewaffneten Auge hat oft ihre großen Schwierigkeiten, da das Aussehen gar zu wesentlich von der Lichtstärke des Instruments abhängt, während diese Schwierigkeit bei der Photographie durch die lange Dauer der Belichtung beseitigt wird. Lange Zeit war es z. B. streitig, ob der berühmte Nebel in den Jagdhunden (vgl. Tafel »Nebelflecke«, Bd. 12, Fig. 5) wirklich die ihm von Herschel zugeschriebene, spiralförmige Struktur habe, die in mittlern Fernrohren nicht erkennbar ist. Eine photographische Aufnahme mit einem verhältnismäßig kleinen Instrument reichte aus, diese Frage zu bejahen. Was aber die Photographie auf diesem Gebiet zu leisten verspricht, das zeigt die Vergleichung der beiden Abbildungen des schon dem bloßen Auge sichtbaren Nebels in der Andromeda, deren eine nach einer ältern Zeichnung von Trouvelot, deren andre aber nach einer photographischen Aufnahme dieses Nebels hergestellt ist, welche Roberts durch vierstündige Belichtung erhalten hat. Man sieht aus dieser Abbildung, daß der Nebel aus einzelnen Ringen besteht, welche konzentrisch um einen hellen Nebelknoten liegen; der Beobachter sieht schräg auf dieses System und erhält so einen Anblick, ähnlich dem Saturn mit seinen Ringen. Einzelne pla-^[folgende Seite]

^[Abb.: Der Andromeda-Nebel, nach einer Photographie von Roberts.]

^[Abb.: Der Andromeda-Nebel, nach einer Zeichnung von Trouvelot.]