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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fleisch - Flußverunreinigung.

Lekanorarot, Parmeliabraun etc., bezeichnet. Besonders charakteristische Färbungen ruft die Salpetersäure hervor, während Salzsäure keine einzige spezifische Reaktion bedingt. Die in Rede stehenden Farbstoffe scheinen als Schutzmittel der Flechten gegen atmosphärische Einflüsse zu dienen, da sie den Zellhäuten eine starke Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einwirkungen verleihen und die am dunkelsten gefärbten Zellwände am wenigsten von Säuren wie Basen angegriffen werden. Auch dienen sie zweifellos in manchen Fällen als Schutz gegen flechtenfressende Raupen und Schnecken. Vgl. Schwarz, Chemisch-botanische Studien über die in den Flechten vorkommenden Flechtensäuren (in Cohns »Beiträgen zur Biologie der Pflanzen«, Bd. 3); Bachmann, Über nichtkristallisierte Flechtenfarbstoffe (in Pringsheims Jahrbüchern, Bd. 21, 1889).

Fleisch, s. Gesundheitspflege.

Flemming, Friedrich Ferdinand, Männergesangskomponist, geb. 28. Febr. 1778 zu Neuhausen (Sachsen), war Mitglied der Zelterschen Liedertafel in Berlin und starb daselbst 27. Mai 1813 als Arzt. Von seinen Männerchören wird »Integer vitae« jetzt noch oft gesungen.

Flexur, s. Dislokation.

Florenelement, Florengebiet, Florenreich, s. Pflanzengeographie. Über das südasiatische Florengebiet vgl. den Bericht über die Naturforscherversammlung.

Florescu, Johann Emanuel, rumän. General und Staatsmann, geb. 1819 zu Rimnik, besuchte die Generalstabsschule in Paris und wurde nach seiner Beförderung zum Obersten Adjutant und später Schwiegersohn des Hospodars Bibesco. Während des orientalischen Krieges war er den russischen Generalen Lüders und Dannenberg attachiert, wurde nach demselben General und unter dem Fürsten Alexander Johann I. Kriegsminister, was er auch unter Karl I. bis 1876 blieb, als er mit dem Ministerium Catargiu zurücktrat. Darauf zum Senator ernannt, war er ein Führer der konservativen Partei.

Flossenmotor von Petersen, s. Schiff.

Flügel, Ernst Paul, Komponist, Sohn des ebenfalls als Komponist bekannten Orgelspielers Gustav F. (geb. 2. Juli 1812 zu Nienburg a. d. Saale), geb. 31. Aug. 1844 zu Stettin, erhielt seine musikalische Ausbildung von seinem Vater und 1862-63 in Berlin als Schüler des königlichen Instituts für Kirchenmusik und der Kompositionsschule der Akademie, genoß auch den Privatunterricht Bülows, F. Geyers und Kiels und lebte sodann zunächst als Musiklehrer zu Treptow a. T. und Greifswald, wurde 1867 Organist und Gymnasialgesanglehrer zu Prenzlau und 1879 Kantor an der Bernhardinkirche zu Breslau, begründete daselbst einen Chorgesangverein und bethätigt sich auch als Musikreferent. Von seinen bisher veröffentlichten Kompositionen sind der 121. Psalm und Mahomets Gesang sowie ein Klaviertrio hervorzuheben, außerdem Klavierstücke, Orgelstücke und Lieder.

Flügge, Karl, Mediziner, geb. 9. Dez. 1847 zu Hannover, studierte in Göttingen, Bonn, Leipzig, München, wurde 1870 Arzt, machte als solcher den deutsch-französischen Krieg mit, wurde nach demselben Assistent am Leipziger Hygienischen Institut unter F. Hofmann, habilitierte sich 1878 in Berlin als Privatdozent für Hygiene, ging 1881 nach Göttingen, wo ihm an dem Physiologischen Institut unter Meißner eine chemisch-hygienische Abteilung hergerichtet wurde, erhielt dort 1883 eine Professur und die Direktion des ersten Hygienischen Instituts in Preußen. 1887 folgte er einem Rufe nach Breslau. F. zählt zu den hervorragendsten Vertretern der Hygiene. Seine »Beiträge zur Hygiene« (Leipz. 1879) behandeln die Wohnungsfrage, die Porosität und Verunreinigung des Bodens und die Kost in großen Verpflegungsanstalten. Bald nach Kochs Begründung der neuen Bakteriologie suchte er diesem neuen Zweige gerecht zu werden und seine Ergebnisse für die wissenschaftliche Hygiene zu verwerten. Er schrieb: »Lehrbuch der hygienischen Untersuchungsmethoden« (Leipz. 1881); »Anlage von Ortschaften« (in Ziemssens »Handbuch der speziellen Pathologie«, Bd. 1, das. 1882); »Fermente und Mikroparasiten« (ebenda; in 2. Aufl. als »Die Mikroorganismen«, das. 1886); »Grundriß der Hygiene« (das. 1889). Seit 1886 gibt er mit Koch die »Zeitschrift für Hygiene« heraus.

Flußverunreinigung, die Beimischung von Stoffen zum Flußwasser, welche demselben an sich fremd sind, nicht mit Regenwasser oder Grundwasser von gewöhnlicher Beschaffenheit hineingelangen. Ursachen der F. sind in einzelnen Fällen gewisse Bodenverhältnisse (aus Schwefelkies enthaltenden Bodenschichten entnimmt Quell- und Grundwasser Eisenvitriol und Schwefelsäure, u. ersterer erzeugt Eisenoxydschlamm; andre Bodenarten geben Kochsalz, Humusstoffe ab), in höherm Maße aber die Abwässer der Städte und Fabriken, durch welche organische Substanzen, Salze von größerer oder minderer Schädlichkeit, auch Bakterien zugeführt werden (vgl. Abwässer, Bd. 17 und 18). Der Grad der F. hängt von der Wassermenge, welche der betreffende Fluß befördert, von der Geschwindigkeit und der Art und Weise der Strömung ab. In einem größern Flusse mit starker Strömung und geregeltem Bette verteilen sich einseitig zugeführte Verunreinigungen nicht leicht gleichmäßig über das ganze Flußprofil, sondern bleiben auf eine größere Wegelänge an einer Seite desselben. So mischen sich die aus den Staßfurter und Ascherslebener Werken zugeführten salzreichen Wässer so wenig vollkommen mit dem Elbwasser, daß nach einem Laufe von 40-45 km noch Unterschiede im Chlorgehalt an beiden Ufern des Flusses nachgewiesen werden können. Das schmutzigere Mainwasser ist noch bei Biebrich vom Rheinwasser zu unterscheiden. Je größer die Menge des Aufnahmewassers ist, um so mehr werden die schädlichen Abwässer verdünnt; je größer die Geschwindigkeit der Strömung, um so mehr werden die Abwässer auf eine lange Strecke verteilt. Stromschnellen, wirbelartige Bewegungen, starke unterirdische Zuflüsse bewirken eine schnelle und vollständige Mischung des Flußwassers mit den Abwässern. Eine derartige Mischung herbeizuführen ist im allgemeinen Interesse stets erwünscht, und zwar auch schon deshalb, weil verschiedene Abwässer aufeinander reinigend wirken können. Werden z. B. dem Flusse Abwässer zugeführt, welche Metallsalze enthalten, so wirken diese aufbessernd auf faulige Abwässer, indem sie Schwefelwasserstoff binden. Die größte Hilfe aber findet die F. durch jene Prozesse, welche man als Selbstreinigung zusammenfaßt. Hier kommt in Betracht die Verbreiterung des Flußbettes, der Eintritt des Flusses in ein Seebecken, wobei die Strömung so stark verlangsamt wird, daß ungelöste Stoffe und auch die Bakterien sich absetzen können, dann aber besonders die Oxydation der gelösten Substanzen oder die Überführung derselben in unlösliche Substanzen, welche sich ausscheiden und zu Boden sinken. Die einzelnen Flüsse verhalten sich in dieser Beziehung sehr ungleich, und es ist noch nicht hinreichend be-^[folgende Seite]