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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Goebel; Goegg; Gold

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Goebel - Gold.

gesetzt ist; im gesunden Eise sind dieselben geschlossen. Dieser Thatsache der Undurchdringlichkeit des gesunden Gletschereises gegenüber sind die Theorien, welche die Vergrößerung des Gletscherkornes durch Gefrieren des in den G. eindringenden Wassers erklären, unhaltbar geworden. An den Eiswänden der Grotte waren überall die sogen. Forelschen Streifen (oberflächliche Schmelzstreifen) zu sehen. Es sind das feine parallele Vertiefungen, welche auf dem Gletscherkorn sichtbar werden, wenn dasselbe im Abschmelzen begriffen ist. Ihre Breite beträgt 0,25-0,5 mm. Sie geben dem Eisstück ein Aussehen, als ob es aus Platten von der angegebenen Dicke zusammengesetzt wäre. Ein bestimmtes Verhalten dieser Platten zur optischen Achse des Eiskristalls konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

2) Temperatur im Innern der G. Nimmt man an, daß die G. von der Isotherme von 0° geschnitten werden, so muß es auf dem G. eine oberflächliche Schicht von einigen Metern Dicke geben, in welcher sich die Temperaturschwankungen der äußern Luft noch bemerkbar machen. In einer gewissen, bei der schwachen Wärmeleitung des Eises geringen Tiefe wird sich dann eine unveränderliche Schicht finden, deren Temperatur im allgemeinen der mittlern Jahrestemperatur der Luft entsprechen wird, jedoch mit der Abweichung, daß das Gletschereis sich niemals über 0° erwärmen kann. Unterhalb der Isotherme von 0° wird also der G. in der Tiefe eine konstante Temperatur von 0°, oberhalb derselben aber eine solche von weniger als 0° besitzen, und zwar je weiter aufwärts, um desto tiefer wird die Temperatur sein. Bei den Temperaturmessungen im Eise des Arollagletschers ergab sich nun, daß die Temperatur des Eises im Mittel 0,01-0,02° unter dem Gefrierpunkt liegt, obgleich das Eis im Schmelzen begriffen war. Diese Erniedrigung des Gefrierpunktes findet ihre hinreichende Erklärung in dem Druck, welcher durch die hier 40-50 m betragende Mächtigkeit des Eises ausgeübt wird. Jo das Eis befindet sich thatsächlich über dem ihm zukommenden Schmelzpunkt, welcher bei dem angenommenen Druck auf -0,03° stehen müßte. Das Ergebnis ist also, daß die Eismasse an den Gletscherenden sich im Hochsommer in einem Temperaturzustand befindet, welcher Schmelzung bedingt, wenn auch der faktische Schmelzpunkt unter 0° liegt.

Rückschreiten und Vorrücken der Alpengletscher. Die Rückzugsperiode, welche um die Mitte des laufenden Jahrhunderts begann, hat für einen Teil der Alpengletscher ihr Ende erreicht. Im W. der Schweiz hat sich seit einigen Jahren sogar ein Gebiet des Gletscherwachstums entwickelt. Es dehnt sich aber nur sehr langsam nach O. aus. Im ganzen sind 55 G. bekannt, bei denen ein Anwachsen der Eismasse mit mehr oder minderer Gewißheit konstatiert ist. Nur für das Massiv des Montblanc läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß alle G. in der Zunahme begriffen sind; bei andern Massiven ist es wenigstens für die Mehrzahl der G. der Fall, während gleichzeitig sich andre in stationärem Zustand oder sogar noch in der Abnahme befinden. Letzteres gilt besonders von denen der Walliser und Berner Alpen. Alle vorstoßenden G. liegen westlich von der Gotthardlinie und verteilen sich auf folgende Massive: Pelvoux, Grand Paradis, Montblanc, Dent du Midi, Mont Colon, Weißhorn, Monte Rosa, Mischabel, Weißmies, Galenstock, Blümlisalp, Finsteraarhorn und Wetterhorn. In den Ostalpen sollen im Ortlergebiet einige G. Zeichen eines beginnenden Vorstoßen gegeben haben.

Goebel, Karl, Botaniker, geb. 8. März 1855 zu Billigheim in Baden, studierte erst Theologie und Philologie, dann Naturwissenschaften in Tübingen und Straßburg, wo er 1876 promovierte, ging 1877 nach Würzburg, wurde hier 1879 Assistent am Botanischen Institut und habilitierte sich daselbst 1880 als Privatdozent. Seit Mai 1881 erster Assistent am Botanischen Institut in Leipzig, wurde er im Herbst desselben Jahres zum außerordentlichen Professor der Botanik in Straßburg ernannt, ging aber schon 1882 als ordentlicher Professor und Direktor des Botanischen Gartens nach Rostock und 1887 in gleicher Eigenschaft an die Universität Marburg. 1885 und 1886 bereiste er Ceylon und Java. Goebels wissenschaftliche Bedeutung liegt vor allem auf dem Gebiete der vergleichenden Entwickelungsgeschichte der Pflanzen, welches er mit besonderm Erfolg bearbeitet. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: »Untersuchungen zur Entwickelungsgeschichte des Prothalliums von Gymnogramme leptophylla« (1877); »Über die Verzweigung dorsiventraler Sprosse« (1880); »Beiträge zur vergleichenden Entwickelungsgeschichte der Sporangien« (1881); »Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Blattes« (1882); »Vergleichende Entwickelungsgeschichte der Pflanzenorgane« (1883); »Beiträge zur Entwickelungsgeschichte einiger Infloreszenzen« (1883); »Zur Entwickelungsgeschichte des unterständigen Fruchtknotens« (1886); »Über Prothallien und Keimpflanzen von Lycopodium inundatum« (1887); »Morphologische und biologische Studien« (1887 u. 1890); »Der Aufbau von Utricularia« (1889); »Über die Jugendzustände der Pflanzen« (1889); »Die Muscineen« (1882). Selbständig erschienen: »Grundzüge der Systematik und speziellen Pflanzenmorphologie« (Leipz. 1882); »Beiträge zur Kenntnis gefüllter Blüten« (Berl. 1886); »Pflanzenbiologische Schilderungen« (Marb. 1889). Seit 1889 gibt er die Zeitschrift »Flora« heraus.

Goegg, Amand, deutscher Politiker, geb. 7. April 1820 zu Renchen in Baden, studierte Rechts- und Staatswissenschaften, beteiligte sich lebhaft an der revolutionären Bewegung, präsidierte 13. Mai 1849 der Offenburger Landesvolksversammlung, wurde Mitglied der Exekutivkommission, übernahm das Finanzministerium und wurde auch im Juni in die provisorische Regierung gewählt. Nach dem Einrücken der Preußen flüchtete er in die Schweiz, von da nach Paris, wo er bis zu seiner im Frühjahr 1851 erfolgenden Ausweisung schriftstellerisch thätig war. Nach Napoleons Staatsstreich erwählten ihn die deutschen Verbannten in London zu ihrem Vertreter für eine Agitationsreise in die Vereinigten Staaten. Von dort kehrte er in die Schweiz zurück und beteiligte sich 1867 an der Gründung der internationalen Friedens- und Freiheitsliga, 1869 als Vertreter der 52 deutschen Arbeiterbildungsvereine der Schweiz (deren Organ, das in Genf erscheinende »Felleisen«, er redigierte) an dem Baseler internationalen Arbeiterkongreß. In den 70er Jahren unternahm er mehrere überseeische Reisen. Er schrieb: »Nachträgliche und authentische Aufschlüsse über die badische Revolution von 1849« (anonym, Zürich 1876); »Überseeische Reisen« (das. 1888).

Gold. Unter den verschiedenen Verfahren der Goldextraktion scheint der Plattnersche Chlorierungsprozeß berufen, in der Zukunft eine hervorragende Rolle zu spielen. In den letzten Jahren sind Neuerungen vorgeschlagen und in Anwendung, welche die Ausbildung und Anpassung des Verfahrens für bestimmte Zwecke erstreben. Nach dem Vorschlag von