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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hildebrand; Hiltensperger; Himmel; Hintzeït; Hirn; Hirsch; Hirschfeld; Historische Litteratur

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Hildebrand - Historische Litteratur.

Hildebrand, Hans Olaf, schwed. Kulturhistoriker, wurde im März 1889 auf den neuerrichteten Lehrstuhl für vorgeschichtliche Archäologie an der Universität Stockholm berufen.

Hiltensperger, Johann Georg, Maler, starb 14. Juni 1890 in München.

Himmel. Die blaue Farbe des Himmels suchte schon Chappuis 1880 vom Ozon abzuleiten, nachdem er mit Hautefeuille das tief indigblaue flüssige Ozon dargestellt hatte. Dieser Ansicht ist auch Hartley beigetreten. In einem 70 m langen Rohre genügt ein Quantum von 2,5 mg Ozon auf 1 qcm des Querschnitts, um eine himmelblaue Färbung hervorzubringen. Stark ozonisierter Sauerstoff absorbiert die ultravioletten Strahlen und fluoresziert stark stahlblau. Das Himmelsblau würde demnach teils beim Durchgang der Lichtstrahlen durch das blaue Gas, teils durch Fluoreszenz des Sauerstoffs und des Ozons entstehen. Jedenfalls ist Ozon in genügender Menge in der Luft enthalten, um entfernte Gegenstände bläulich erscheinen zu lassen.

Hintzeït, Mineral, s. Geologische Gesellschaft, S. 351.

Hirn, Joseph, österreich. Historiker, geb. 1848 zu Sterzing in Tirol, studierte in Innsbruck und Wien Geschichte und wurde Professor der Tiroler Geschichte an der Universität zu Innsbruck. Er schrieb: »Kritische Geschichte des letzten Babenbergers« (Salzb. 1871); »Rudolf von Habsburg« (Wien 1874); »Eberhard II. von Salzburg« (1875); »Erzherzog Ferdinand II. von Tirol« (Innsbr. 1885-87, 2 Bde.); »Geschichte der Sagenbildung« (das. 1889) u. a.

Hirsch, Karl, Männergesangskomponist, geb. 17. März 1858 zu Wemding bei Nördlingen, lebt in Mannheim als Gesanglehrer am Gymnasium und Dirigent mehrerer Gesangvereine; veröffentlichte viele Chorgesänge, namentlich für Männerchor, und Bearbeitungen von Volksliedern.

Hirschfeld, Otto, Geschichtsforscher, geb. 16. März 1843 zu Königsberg, studierte daselbst Philologie, erwarb mit der Dissertation »De incantamentis et divinationibus amatoriis apud Graecos Romanosque« (Königsb. 1863) die philosophische Doktorwürde, habilitierte sich 1869 als Dozent der alten Geschichte in Göttingen, ward 1872 außerordentlicher Professor in Prag, 1876 ordentlicher Professor in Wien und 1885 in Berlin. Er schrieb: »Die Getreideverwaltung in der römischen Kaiserzeit« (Götting. 1869); »Untersuchungen auf dem Gebiet der römischen Verwaltungsgeschichte« (Berl. 1877, Bd. 1); »Zur Geschichte des lateinischen Rechts« (in der »Festschrift zur fünfzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom«, Wien 1879); »Gallische Studien« (das. 1883-84) und gab die römischen Inschriften der Gallia Narbonensis im »Corpus inscriptionum latinarum« heraus.

Historische Litteratur. Die h. L. ist in den Jahren 1888-90, welche wir hier ins Auge fassen wollen, durch eine große Anzahl von Werken darstellenden Charakters bereichert worden. Es sind teils Fortsetzungen schon früher begonnener Werke, teils Monographien, welche einzelne Perioden behandeln oder Lebensbilder von bedeutenden Persönlichkeiten geben wollen. Wir heben hier nur die wichtigern, auch für die Laienwelt interessanten Arbeiten hervor, konnten es aber nicht unterlassen, besonders in der neuern Geschichte auf eine Reihe von Werken hinzuweisen, die neue, bisher unbekannte Akten aus den Archiven an die Öffentlichkeit bringen und deren Verarbeitung dem künftigen Geschichtschreiber überlassen.

Altertum.

Von G. Busolt, »Griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Chaironeia«, ist ein zweiter Teil (Gotha 1888) erschienen, welcher die Perserkriege und das Zeitalter des Perikles bis zum Beginn des Peloponnesischen Krieges schildert. Wie schon im ersten, 1885 erschienenen Teile hat der Verfasser die Quellen mit großem Scharfsinn untersucht und zur Ergänzung der nach dem Abbrechen des Herodoteischen Werkes recht lückenhaften Überlieferung Staatsverträge, Münzen und etwa bei den Dichtern vorkommende Hinweise auf historische Vorgänge herangezogen. Gleichfalls dem 5. Jahrh. ist der zweite Band von A. Holm, »Griechische Geschichte« (Berl. 1889), gewidmet. Auch er versteht den Stoff übersichtlich zu gruppieren und, was besonders für den Laien wesentlich ist, Hypothesen und mangelhaft beglaubigte Nachrichten als solche kenntlich zu machen. Abweichend von frühern Darstellungen, sieht er in Aristides wie Themistokles Anhänger der demokratischen Partei und nur persönliche Gegner. H. Delbrück sucht in einer Schrift, »Die Strategie des Perikles, erläutert durch die Strategie Friedrichs d. Gr.« (Berl. 1890), die zuerst in den »Preußischen Jahrbüchern« erschien, der bisher stets mißachteten militärischen Thätigkeit des Perikles Anerkennung zu verschaffen. Wertvoll für den Schluß des 5. Jahrh. ist L. Whibleys preisgekrönte Abhandlung: »Political parties in Athens during the Peloponnesian war« (Cambridge 1889), worin neben den von jeher in Athen bestehenden beiden Parteien die Existenz einer Mittelpartei, der Nikias angehörte, angenommen wird. Aus dem Nachlaß von Adolf Schmidt hat F. Rühl ein »Handbuch der griechischen Chronologie« (Jena 1888) herausgegeben, das sich jedoch nur mit dem attischen Kalender beschäftigt. Eine vortreffliche Darstellung der Erziehung der jungen Athener bis zum 20. Lebensjahr enthält P. Girards »L'éducation athénienne au V. et au IV. siècle avant J.-Chr.« (Par. 1889). Hinter den erwähnten Büchern über die Geschichte Griechenlands steht wegen Mangels an Kritik erheblich zurück H. Welzhofers »Geschichte des griechischen Volkes bis zur Zeit Solons« (Gotha 1889).

Eine völlige Umwälzung in den hergebrachten Auffassungen der ältern römischen Geschichte bringt J. G. ^[Johann Gustav] Cuno zuwege, dessen 2. Band der Vorgeschichte Roms über »Die Etrusker und ihre Spuren im Volke und im Staate der Römer« (Graudenz 1888) handelt, nachdem er vor einem Jahrzehnt im ersten Teile sich mit den Kelten beschäftigt hatte. Wenn auch des Verfassers Resultate trotz seiner bestechenden Deduktion auf recht unsichern Füßen ruhen, erwähnen wir sie: Etrusker und Latiner sind nahe verwandt, als Roms Mutterstadt ist Cäre anzusehen, und im römischen Staate bildeten ursprünglich die Etrusker die herrschende Bevölkerung, während die Plebs sich aus Latinern zusammensetzte. Danach wäre die Vertreibung der Tarquinier gleichbedeutend mit der Abschüttelung der etruskischen Herrschaft gewesen. Die »Römische Geschichte« von W. Ihne liegt mit dem 8. Band, der 1890 erschienen ist, abgeschlossen vor. Sie endet mit dem Sturz der Republik durch Augustus und hat in ihren beiden letzten Bänden den inzwischen verstorbenen Professor Zumpt zum Verfasser. Der große Umfang des Werkes erklärt sich durch die Aufnahme des ganzen wissenschaftlichen Apparats. Mit dem so oft behandelten Schauplatz der Varusschlacht beschäftigen sich Schierenberg (Frankf. a. M. 1888), E. Dünzelmann (Gotha 1889) und in einem Nach-^[folgende Seite]