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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Italienisch-Ostafrika; Jaabäk; Jacini; Jahrhundert

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Italienisch-Ostafrika - Jahrhundert.

erschien 1889 der zweite Band mit der Biographie des Verfassers. Ferner wurden Guhl und Koners »Leben der Griechen und Römer«, Hellwalds »Kulturgeschichte«, Emil Holubs »Land der Maschukulumbe«, Schneegans' »Sizilien« und Pahls im J. 1801 erschienene »Geschichte der parthenopeischen Republik« ins Italienische übertragen. Von Werken der schönen Litteratur wurden am häufigsten die Heines übersetzt. Eine recht gute Übersetzung seiner sämtlichen Dichtungen gab Graf Secco-Suardo, eine korrektere, aber minder poetische Übertragung des »Buches der Lieder« als die Zendrinische ist die von C. Varese. Die »Italienische Reise« übersetzte G. Verdano in ungenügender Weise, und kaum besser ist Tretteneros Übersetzung der »Harzreise«. Die »Nordseebilder« übersetzte G. Cassone. Recht gut übertrug Antonio Zardo Goethesche Gedichte. Eine treuere Übersetzung als seine Vorgänger gab L. Virbio von »Hermann und Dorothea«, eine recht gute von Lenaus »Faust« Fabio Nannarelli. In vortrefflicher Weise übertrug Emilio Teza den siebenten Gesang von »Hermann und Dorothea« und einige der römischen Elegien; einzelnes von Uhland, Chamisso, Bürger u. a. übersetzte G. Marengo. Vom »Nibelungenlied« erschienen zwei Übersetzungen, eine in Prosa von Annibale Gabrielli und eine in Versen von dem hervorragenden Philologen Italo Pizzi; Rückerts »Liebesfrühling« wurde von Augusto Foá in Prosa übertragen. Übersetzer fanden auch Carmen Sylvas »Jehova«, Heyses »Kinder der Welt«, K. F. Meyers »Versuchung des Pescara«, Max Nordaus »Krankheit des Jahrhunderts«, Paul Lindaus »Arme Mädchen« etc. Erwähnt sei noch Giulio Pisas Übersetzung von Lewes' »Life of Goethe« und das in deutscher Sprache geschriebene Buch des Italieners H. Curto: »Die Figur des Mephisto im Goetheschen Faust«.

Die Deutschen übersetzten Marco Minghettis »Rafael« (von Sigm. Münz), Mossos »Paura«, Lombrosos »L'uomo di genio« (»Der geniale Mensch«, von M. O. Fränkel), A. Grafs »Diavolo«, Molmentis »Venezia«, einige Dramen von Cossa, Costetti und Ferrari, Romane und Novellen von Farina, Fogazzaro, Rovetta, Serao, Verga, Castelnuovo u. a., De Amicis' »Cuore« und »Gli amici« und fast alle Werke Mantegazzas. Eine sehr gute Übersetzung der »Göttlichen Komödie« mit wertvollen Erläuterungen gab Otto Gildemeister, das Meisterstück moderner Übersetzungskunst lieferte aber Paul Heyse mit seinen gleich sehr von Italienern und Deutschen bewunderten »Italienischen Dichtern seit der Mitte des 18. Jahrhunderts«.

Italienisch-Ostafrika. Durch die Verträge vom 2. Mai, bez. 29. Sept. und 1. Okt. 1889 mit Abessinien ist die italienische Kolonie Eritrea bis zum Tacazzé ausgedehnt worden (die genauere Grenze s. Abessinien, S. 2). Der König Menelik räumte ferner der italienischen Regierung die Vertretung Abessiniens in allen auswärtigen Angelegenheiten ein, erkannte demnach die Schutzherrschaft Italiens an. Auch Adoa, die Hauptstadt der Landschaft Tigré, ist von den Italienern besetzt worden. Schon im Dezember 1888 hatte Italien mit dem Sultan von Aussa einen Schutzvertrag geschlossen, der am 13. Nov. 1889 in Monza ratifiziert wurde; zugleich kam die Danakilküste von Hamfilah bis Ras Dumeira in den Besitz Italiens. An der Ostküste des Somallandes hat dieses am 15. Nov. 1889 das Protektorat über das Gebiet zwischen der Jubamündung und Warscheich erklärt, wobei die zu Sansibar gehörigen Küstenplätze Kismaja, Barawa, Merka und Makdischu mit einem Umkreis von 10 Seemeilen ausgenommen wurden. Mit Einschluß der schon früher zum italienischen Schutzgebiet erklärten Küste zwischen Warscheich und der Mündung des Wadi Nogal hat das so gewonnene Küstengebiet eine Länge von 900 km. Die Abgrenzung der italienischen und englischen Interessensphäre im Innern ist besondern Verhandlungen beider Mächte vorbehalten worden.

J (Jot).

Jaabäk, Sören, norweg. Politiker, geb. 1. April 1814 zu Holme im Amt Mandal, seit 1837 Beisitzer des gleichnamigen Hofes in Halsaa Herred, gehört seit 1845 ununterbrochen als Abgeordneter dem Storthing an, in dem er für radikale Reformen und Ersparnisse im Staatshaushalt wirkte. Die gleichen Bestrebungen vertrat er auch in dem 1865 von ihm begründeten Wochenblatt »Folketidende« (bis 1881). Er schrieb außerdem: »Englands Historie for det norske folk«, »Varme Piller« (1880), »For Friheden. Em Troendes ord« (1881), »Sang og Hvile« (1883), »Kongers og Kejsers Levevis« (1882-84), »Den höiste magt i Staten« (1883) und andre Volksschriften.

Jacini, Stefano, ital. Staatsmann, wurde 1880 in den Grafenstand erhoben.

Jahrhundert. Die Frage, ob ein neues J. oder Jahrzehnt beispielsweise mit dem 1. Jan. 1890 oder 1891, 1900 oder 1901 beginnt, hat wiederholt die Geister lebhaft beschäftigt, ums Jahr 1700 sogar so stark, daß man mehrere Medaillen aus den Streit geprägt hat mit satirischen Inschriften, wie z. B.: »Hört doch Wunder, im Jahre 1700 wußten die Leuthe nicht, wie alt sie waren« etc. In den Jahren 1800, 1850 u. 1890 hat sich der Streit wiederholt und wird ohne Zweifel 1900 von neuem entbrennen. Die einen sagen, das J., resp. Jahrzehnt beginnt, wenn die betreffende Stelle der Jahreszahl geändert wird, das Jahr 9 oder 99 sei das letzte des vorigen Jahrzehnts oder Jahrhunderts, die andern sagen, die Zählung jedes neuen Cyklus beginne mit 1 und nicht mit 0. In der Praxis haben die Anhänger der erstern Auffassung stets recht behalten, denn man hat allemal das neue J. am 1. Jan. 1600, 1700, 1800 begrüßt, chronologisch ist das aber ein Irrtum, und Mädler schrieb ganz richtig, Piazzi in Palermo habe den ersten Planetoiden (Ceres) »gerade am Neujahrhundertstag« (d. h. 1. Jan. 1801) entdeckt. Die Möglichkeit einer Meinungsverschiedenheit entspringt aus der Frage: »Hat unsre Zeitrechnung mit einem Jahre Null oder mit dem Jahre Eins angefangen?« Die chronologische Untersuchung ergibt, daß man auf das Jahr 1 v. Chr. unmittelbar das Jahr 1 n. Chr. hat folgen lassen, ohne ein Jahr Null, wie es der mathematische Standpunkt gefordert hätte, einzuschieben, folglich wird vom chronologischen und mathematischen Standpunkt der 1. Jan. 1891 und 1901 der Neujahrstag des neuen Jahrzehnts und Jahrhunderts sein, obwohl ihn die Volksstimme allgemein nicht als solchen anerkennen wird.