Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jundt; Jung; Jüngst; Jungtschechen; Jupiter

465

Jundt - Jupiter.

Friedrichs d. Gr., wonach alles, was bis zu 18 Jahren gelernt wird, gewissermaßen (!) verloren ist, und durch seinen Hinweis auf einzelne Menschen, die auf ihren eignen Wegen ohne zünftige Schulbildung es äußerlich und innerlich zu etwas gebracht haben, sich über die Ausfälle am bisherigen Lehrplan beruhigt finden. Auch warnen Kenner des britischen Schulwesens, die dies nicht nur als Reisende auf raschen Besuchen von außen und im Feiertagsgewand kennen gelernt haben, vor der einseitigen Bewunderung der dortigen Erziehungs- und Bildungsweise. Die so oft schon und letzthin so laut unter uns gepriesenen Lehranstalten sind besonders begünstigte reiche und für reicher Lente Kinder berechnete Stiftungen. Aber auch in ihnen werden ganz andre Bildungsideale verfolgt, als wir sie verfolgen wollen. Mag man die Wahrheitsliebe der britischen Knaben den unsrigen zum Muster vorhalten, wenn der Unterschied wirklich ein so durchgehender ist, wie man angibt; aber erzieht man denn wirklich nur jenseit der Nordsee Charaktere und diesseits, im Volke der Wilhelme und Friedriche, Bismarcks und Moltkes, im Heimatland der allgemeinen Wehrpflicht, nicht? Also: wohlwollende Pflege der J. im Sinne des verständigen Erlasses vom 27. Okt. 1882; aber ohne Preisgebung berechtigter Eigentümlichkeiten und bewährter Einrichtungen unsers deutschen Unterrichtswesens! Auch ohne das Bestehende zu zerstören, wird sich in dieser Hinsicht noch viel Gutes schaffen lassen. Außer den oben und in Band 15 (Artikel »Spiel«) angeführten Schriften sind noch zu nennen: Mittenzwey, Das Spiel im Freien (Leipz. 1884); Koch, Fußball (Braunschw. 1884); Derselbe, Wodurch sichern wir das Bestehen der Schulspiele? (das. 1887); Lausch, 137 Spiele im Freien (4. Aufl., Wittenb. 1887); W. Meyer, Nationale Wettspiele (Hannov. 1888); Eitner, Die J. (4. Aufl., Leipz. 1890); »Englische Schulen als Muster?« (Beilage zur »Allgemeinen Zeitung«, 1890, Nr. 246 vom 31. Okt.).

Jundt, Karl August, evang. Theolog, geb. 18. Juli 1848 zu Straßburg i. E., studierte daselbst Theologie und wurde Lehrer in Bischweiler, seit 1872 am protestantischen Gymnasium in Straßburg, 1883 außerordentlicher Professor für deutsche Sprache und theologische Litteratur, dazu 1884 auch der Kirchengeschichte an der theologischen Fakultät in Paris. Er starb daselbst 17. Aug. 1890. In seiner theologischen Richtung und gelehrten Thätigkeit hauptsächlich durch seinen Lehrer Karl Schmidt (s. d., Bd. 14, S. 558) bestimmt, widmete er sich dem Studium der deutschen Mystik. Dahin gehören seine Schriften: »Essai sur le mysticisme spéculatif de Maître Eckhart« (Straßb. 1871); »Histoire du panthéisme populaire au moyen-âge et au XVI. siècle« (Par. 1875); »Les Amis de Dieu au XIV. siècle« (das. 1879); »L'apocalypse mystique du moyen-âge et la Matelda de Dante« (das. 1886); »Rulman Merswin et l'Ami de Dieu de l'Oberland« (das. 1890). Außerdem veröffentlichte er: »Argumentandi ratio, qua ad defendendam adversus gentes christianam religionem Q. F. Tertullianus usus est« (Straßb. 1875); »Die dramatischen Aufführungen im Gymnasium zu Straßburg« (das. 1881) u. »Les centuries de Magdebourg« (Par. 1883).

Jung, 1) (spr. jung) Théodore, franz. General und Schriftsteller, geb. 12. März 1833 zu Paris, verließ 1851 die Schule von St.-Cyr als Unterleutnant, besuchte sodann die Applikationsschule des Generalstabes, ward 1855 Leutnant, 1857 Kapitän, 1859 dem Generalstab der Armee in Italien zugeteilt, 1870 als Generalstabsoffizier der Rheinarmee in Metz gefangen genommen und erst 1874 zum Eskadronschef befördert. Seit 1880 Oberstleutnant, ward er dem Stabe des Kriegsministers beigegeben, 1883 Oberst, 1886 Kabinettschef des Kriegsministers Boulanger, 1887 Brigadegeneral und Kommandant des Verteidigungsbezirks von Dünkirchen. Nachdem er unter dem Pseudonym Mustafa viele Feuilletonartikel für die »Vie Parisienne« geschrieben und auch »Voyage autour de ma tente, souvenirs militaires« (1873) veröffentlicht hatte, schrieb er mehrere wissenschaftliche Werke: »La vérité sur le Masque de fer« (1873); »La France et Rome« (1874); »Des principes d'organisation des armées« (1874); »L'Académie de guerre de Berlin. L'enseignement militaire supérieur en Europe, etc.« (1877); »Bonaparte et son temps d'après des documents inédits« (1880-81, 3 Bde.); »Lucien Bonaparte et ses mémoires« (1882 bis 1883, 3 Bde.); »L'armée et la révolution; Dubois-Crancé« (1884, 2 Bde.); »La guerre et la société« (1889). - Die ehemalige Gattin Jungs, eine geborne v. Kaulla, wurde 1880 beschuldigt, ihr Verhältnis zum Kriegsminister Cissey zu Spionendiensten mißbraucht zu haben.

2) Julius, Geschichtsforscher, geb. 11. Sept. 1851 zu Imst in Tirol, studierte in Innsbruck, Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1875 als Dozent der Geschichte in Innsbruck und ward 1884 außerordentlicher, 1887 ordentlicher Professor an der deutschen Universität zu Prag. Er schrieb außer einer Anzahl kleinerer Abhandlungen zur römischen Geschichte: »Römer und Romanen in den Donauländern, historisch-ethnographische Studien« (Innsbr. 1877, 2. Aufl. 1887); »Die romanischen Landschaften des römischen Reichs« (das. 1881); »Leben und Sitten der Römer in der Kaiserzeit« (Leipz. u. Prag 1884).

Jüngst, Hugo, Männergesangskomponist, geb. 26. Febr. 1853 zu Dresden, Schüler des Dresdener Konservatoriums und des Hofkapellmeisters Jul. Rietz, lebt daselbst als Dirigent und Gesanglehrer. Schrieb Männerchöre (namentlich Bearbeitungen fremdländischer und altdeutscher Volksweisen, von denen »Spinn, spinn« am beliebtesten geworden ist), gemischte Chöre und Klavierstücke.

Jungtschechen, s. Alttschechen.

Jupiter. Dieser Planet ist während der Opposition 1889 von Keeler mit dem großen 36zölligen Refraktor der Lick-Sternwarte sehr fleißig beobachtet worden. In klaren Nächten bot die Planetenscheibe einen wunderbaren Anblick und einen Reichtum an Einzelheiten, den man in Zeichnungen nicht vollständig wiederzugeben vermag. Und doch ist das Zeichnen am Teleskop zur Zeit noch die einzige brauchbare Methode der Darstellung von Planetenscheiben, die allerdings beim J. durch dessen schnelle Rotation erschwert wird. Im ganzen hat Keeler 24 Zeichnungen der Jupiterscheibe fertiggestellt, von denen 8 in »Himmel und Erde«, August- und Septemberheft 1890, veröffentlicht worden sind. Die Hauptgebilde auf dem J. sind bekanntlich die beiden Streifen nördlich und südlich vom Äquator, deren Farbe Keeler als rot bezeichnet, und zwischen denen der helle Äquatorgürtel liegt. Südlich von dem südlichen Streifen befindet sich der bekannte, seit Sommer 1878 sichtbare rote Fleck. Übrigens zeigte sich die Oberfläche mit Ausnahme der äußersten Polarregionen und des roten Fleckes kaum irgendwo gleichmäßig gefärbt, sondern überall mit flockigen, äußerst unregelmäßig gebildeten Wolken bedeckt. Die Mitte der Äquatorialzone war durch ein lachsfarbenes Band bezeichnet, ihre Ränder waren glänzend weiß aus wolkenartigen Massen gebildet,