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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kontrollapparate

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Kontrollapparate (für Arbeiter).

angegeben worden. Der Apparat von Ruland in Aachen setzt voraus, daß jeder Arbeiter beim Eintritt in das Arbeitslokal eine mit Nummer versehene Marke in einen Einwurfkanal einlegen muß, und beruht darauf, daß die von den rechtzeitig kommenden Arbeitern eingelegten Marken in eine andre Abteilung eines verschlossenen Kastens fallen als diejenigen der zu spät kommenden Arbeiter. Am untern Ende des Einwurfkanals, der über der Scheidewand der beiden Kastenabteilungen A und B steht (Fig. 1), ist eine stehende Klappe k angebracht, welche bis zum Beginn der festgesetzten Arbeitszeit durch einen übergreifenden Sperrhaken s in solcher Stellung erhalten wird, daß die unter dem Einwurfkanal liegende Öffnung der Abteilung A für die rechtzeitig eingeworfenen Marken frei, die Öffnung der andern Abteilung B dagegen von der Klappe verdeckt wird, so daß alle bis dahin eingeworfenen Marken an der rechten Seite der Klappe k vorbei nach A gelangen. Sobald aber die festgesetzte Zeit erreicht ist, wird durch den Minutenzeiger einer Uhr ein elektrischer Kontakt hergestellt, und der dadurch geschlossene elektrische Strom erregt den Magneten m derart, daß er den Sperrhaken aushebt, so daß die Klappe k unter der Einwirkung des Gewichthebels g umkippt und sich gegen die andre Seite des Einwurfkanals lehnt. Jetzt ist die Öffnung zu A verdeckt und zu B frei, so daß die nun noch eingeworfenen Marken an der linken Seite von k entlang nach B gelangen.

Bei dem Apparat von J. Benk in Dresden erstreckt sich die Kontrolle auf mehrere Zeitpunkte, so daß man entweder mittels desselben innerhalb gewisser Grenzen feststellen kann, um wieviel ein Arbeiter zu spät kommt, oder mehrere Gruppen von Arbeitern kontrollieren kann, deren Arbeit zu verschiedenen Zeiten beginnt. Bei dem Benkschen Apparat fallen die Marken in eine nach der Zeit des Einwurfs sich entsprechend einstellende Abteilung eines Behälters. Innerhalb einer feststehenden, mit Einwurfschlitz versehenen Trommel dreht sich eine Trommel, welche in verschiedene Fächer geteilt ist. Diese Trommel wird durch einen Sperrhebel von je einem der festgesetzten Zeitpunkte bis zum nächsten festgehalten, so daß die währenddessen durch den Schlitz der äußern Trommel eingeworfenen Marken sämtlich in eine und dieselbe Abteilung der innern Trommel fallen. In dem Moment, wo der nächste Zeitabschnitt erreicht ist, wird der Sperrhebel von einem Uhrwerk auf einen Augenblick ausgelöst, so daß ein auf die Welle der innern Trommel mittels Schnur wirkendes Gewicht diese Trommel um eine Abteilung weiter drehen kann, worauf der Sperrhebel wieder einfällt. Derselbe Vorgang spielt sich nach Ablauf des folgenden Zeitabschnitts ab etc., bis alle Abteilungen der innern Trommel vor dem Einwurfschlitz der äußern vorbeigegangen sind.

John und J. Henry Leber in London erreichen eine ähnliche Art der Kontrolle auf etwas andre Art. Sie teilen einen länglichen Kasten in mehrere Abteilungen und bringen über jeder einen Einwurfschlitz an. Unter sämtlichen Schlitzen ist ein Schieber angebracht, der, von einem Uhrwerk bewegt, die Schlitze der Reihe nach zu bestimmten Zeiten schließt. R. Burk in Schwenningen benutzt zur Kontrolle der Arbeiter einen Registrierapparat, welcher die Zeitdauer der Anwesenheit der Arbeiter in der Fabrik aufzeichnet. Die hierbei verwendeten Marken werden nicht von den Arbeitern eingeworfen, sondern sind sämtlich an einer Nummerntafel a (Fig. 2) auf- und niederklappbar befestigt. Jede Marke h trägt eine Zahl, die Nummer eines Arbeiters, und wird niedergeklappt, wenn der betreffende Arbeiter kommt, hochgeklappt, wenn er geht; die Zahlen der Marken sind hinter der Marke mit andrer Farbe aufgedruckt, so daß sie erscheinen, wenn die Marken niedergeklappt werden, und man schon an der Nummerntafel sofort übersehen kann, wer von den Arbeitern da ist. Über jeder Marke ist ein Sperrhebel d angebracht, dessen hinterer Arm von einer Feder e aufwärts gedrückt wird, so daß der vordere, hakenförmige Arm die betreffende Marke festhält, wenn sie hochgeklappt wird. Die hintern Hebelarme sind durch Stangen s mit den Schreibhebeln f derart in Verbindung gebracht, daß diese auf den Schreibcylinder g niedergedrückt werden, wenn die betreffenden Hebel d nicht auf den obern Markenkanten aufruhen, also die Marken niedergeklappt sind, dagegen vom Schreibcylinder abgehoben werden, wenn die aufgeklappten Marken die vordern Sperrhebelenden hochhalten. Der Schreibcylinder g wird durch ein Uhrwerk langsam gedreht, es werden somit alle Schreibstifte, welche zu niedergeklappten Marken gehören, auf ihm eine Linie verzeichnen, bis sie durch Aufklappen der Marken abgehoben werden. An der Länge der einzelnen Linien kann man dann die Länge der Arbeitszeit des zu der betreffenden Marke gehörigen Arbeiters ablesen. Zu dem Ende ist der zur Aufnahme der Linien bestimmte Überzug des Schreibcylinders mit einer der Markenzahl entsprechenden Zahl von Parallellinien bedruckt, zwischen welchen die Schreibhebel ihre Linien auftragen. Ein quer zu diesen Linien gehendes Liniensystem gibt die Einteilung in Tage, Stunden und Stundenteile und bietet den Maßstab für die Zeit und Dauer der Eintragungen der Schreibhebel. Ist in einem vom Aufstellungsplatz des Apparates entfernt liegenden Raume, z. B. im Direktionszimmer, ein fortwährender Überblick über die Anwesenheit des Personals erwünscht, so kann dieser dadurch erreicht werden, daß die Marken h mit denjenigen einer in jenem Raume liegenden Nummerntafel auf elektrischem oder mechanischem Wege verbunden werden. Bei dem Apparat von A. Dey in Pollokshields (Schottland) wird der Anfang u. das Ende von Arbeitszeiten auf ein endloses Band aufgedruckt.

^[Abb.: Fig. 1. Arbeiterkontrollapparat von Ruland.]

^[Abb.: Fig. 2. Arbeiterkontrollapparat von Bürk.]