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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kordite; Korkstein; Körner; Körting; Korykische Höhle; Koser; Koskinen; Koupondifferenz; Krafft-Ebing

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Kordite - Krafft-Ebing.

mediterranen Trias, die Wengener, Cassianer, Raibler und Dachstein-Kaltschichten. Im westlichen Teile des Gebiets treten nur die ältern Glieder dieses Schichtenkomplexes auf, im O. dagegen sind die Gipfel aus geschichtetem Dachsteinkalk aufgebaut, ja es kommt stellenweise nahe dem Rande des Gebiets über dem Dachsteinkalk noch Jura vor. Diese Formationen, besonders die Wengener und Cassianer Schichten, treten wie die Buchensteiner in zwei Facies auf, als Sedimente und Stöcke. Erstere sind meist Mergel oder Schiefer, deren Versteinerungen auf größere Tiefe deuten als die der Buchensteiner Sedimente, ja man kann erkennen, daß die Tiefe während ihrer Ablagerung zugenommen hat. Die stockförmigen Kalk- und Dolomitmassen der Wengener und Cassianer Zone lassen keine Schichtung erkennen und wechsellagern an ihren Rändern mit dem Sediment. Sie sind also mit letzterm gleichzeitig entstanden. Da nun die aufeinander folgenden Sedimentlagen in immer tieferm Wasser gebildet wurden, so müssen auch diese Kalk- und Dolomitstöcke entstanden sein, während das Wasser an Tiefe zunahm, also während einer Periode positiver Strandverschiebung. Diese Kalk- und Dolomitstöcke stimmen im petrographischen Charakter mit rezenten Korallenriffen überein. Die trocken gelegten Riffe der Sinaihalbinsel lassen sich nur durch das genaue Studium ihrer Tierreste von gewissen triassischen Dolomiten unterscheiden. Die triassischen Dolomitstöcke von Südtirol, der Buchensteiner, Wengener und Cassianer Zone sind also Korallenriffreste, welche während einer Periode positiver Strandverschiebung gebildet wurden. Damit hat aber die obige Theorie der Bildung der Korallenriffe und K., welche von Lendenfeld aus der ältern Darwinschen Theorie entwickelt wurde, eine sehr wesentliche Stütze erhalten. Alle Beobachtungen über rezente und fossile Riffe stehen mit derselben im Einklang.

Kordite, eine Art rauchlosen Schießpulvers; s. Handfeuerwaffen, S. 399.

Korkstein, ein von der Firma Grünzweig u. Hartmann in Ludwigshafen Anfang der 80er Jahre erfundener und ihr patentierter Baustoff, bestehend aus einem Gemenge von bohnen- oder erbsengroß zerkleinerten Korkabfällen, Thon und Luftkalk, welches in geeignete Formen gepreßt und bei 120-150° getrocknet wird. Die Korksteine sind sehr porös, leicht (spez. Gew. 0,3), verhältnismäßig unverbrennlich und besitzen ein sehr geringes Wärmeleitungsvermögen. Ihr Aussehen ähnelt dem der rheinischen Schwemmsteine. Im Normalziegelformat (25:12:6,5 cm) wiegt ein K. 600 g, d. h. etwa den sechsten Teil eines Normalziegels; seine Druckfestigkeit ist im Mittel 2,8 kg für das Quadratzentimeter. Man fertigt aus Korksteinen leichte, der besondern Unterstützung nicht bedürftige Trennungswände, unbelastete Gewölbe und Zwischendecken sowohl zwischen Geschoßbalkenlagen als zwischen den Sparren von Dächern, die gleichzeitig Raumdecken sind und der Isolierung bedürfen. Auch zum Überpflastern kalter Fußböden werden sie mit Vorteil verwandt und überall da, wo es sich um Schutz gegen Feuchtigkeit oder Temperaturausgleich handelt, z. B. bei Kellerwänden, Fensterbrüstungen, Eiskellern.

Körner, 2) Karl Theodor, Dichter. Seine Biographie schrieb A. Kohut (Berl. 1890).

Körting, Heinrich, Litterarhistoriker, starb 19. Juli 1890 in Leipzig.

Korykische Höhle, im Altertum berühmte Lokalität an der Küste des Rauhen Kilikien, der Sage nach das Gefängnis des von Zeus besiegten Typhon, im Frühling 1890 von Th. Bent näher untersucht. Es ist eine ovale, durch die Thätigkeit des Wassers entstandene Depression, wie sie in Kleinasien unter dem Namen »duden« vielfach vorkommen, mit steilen Wänden, 270 m lang, im Durchschnitt 20 m breit, am nördlichen Ende 30 m, am südlichen 69 m tief in das Kalksteinplateau eingesenkt. Am südlichen Ende der Vertiefung betritt man die eigentliche Tropfsteinhöhle, die sich noch 60 m weit in die Erde hineinzieht. Hier ist noch ein Stück des antiken, mit polygonalen Steinen gepflasterten Weges erhalten. Am Eingang stand in alter, Zeit ein Tempel, an dessen Stelle später eine byzantinische Kirche trat. Der Boden der Depression bietet den Herden der nomadischen Jürüken reichliche Weide; sie nennen sie deshalb das Paradies. Etwa 90 m nördlich vom Nordende der Korykischen Höhle liegt eine zweite, das Fegefeuer genannt, viel kleiner, aber tiefer und von schrecklicherm Aussehen als jene, fast rund und wegen der zurückweichenden und mit Stalaktiten bedeckten Wände unzugänglich. Pomponius Mela erwähnt sie als Typhonia. Wahrscheinlich hängt sie unterirdisch mit der ersten zusammen. Etwa eine englische Meile entfernt fand Bent auf einem Hügel die Ruinen eines Tempels des Korykischen Zeus. Eine dritte Höhle oder Depression, der Korykischen sehr ähnlich, liegt 5 englische Meilen nordöstlich von derselben; sie war Inschriften zufolge dem olbischen Zeus heilig, ist fast kreisrund, 67 m tief, ¾ englische Meilen im Umfang. Ihre Wände waren mit Reliefs und Inschriften geschmückt, und in ihrer Mitte stand einst ein Tempel.

Koser, Reinhold, Geschichtsforscher, geb. 7. Febr. 1852 zu Schmarsow bei Prenzlau, studierte in Berlin, Wien und Halle Geschichte und Philologie, trat dann als Mitarbeiter bei der von der Berliner Akademie herausgegebenen Korrespondenz Friedrichs d. Gr. ein, habilitierte sich 1880 als Privatdozent der Geschichte an der Universität Berlin, ward 1882 Geheimer Staatsarchivar am Staatsarchiv, 1884 außerordentlicher Professor an der Universität und folgte 1891 einem Rufe als ordentlicher Professor der Geschichte nach Bonn. Er schrieb: »Friedrich d. Gr. als Kronprinz« (Stuttg. 1886); »König Friedrich d. Gr.« (das. 1890, Bd. 1) und gab heraus: »Preußische Staatsschriften aus der Regierungszeit Friedrichs II.« (Berl. 1877-85, Bd. 1 u. 2); Band 1-10 der »Politischen Korrespondenz König Friedrichs d. Gr.« (das. 1879 ff.); »Unterhaltungen Friedrichs d. Gr. mit H. de Catt« (Leipz. 1884); »Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte« (das. 1888 ff.).

Koskinen, Yrjö, finn. Historiker, geb. 10. Dez. 1830 in Wasa, hieß eigentlich Zacharias Forsman und nahm jenen Namen 1852 als Pseudonym, 1884, nachdem er geadelt worden, als wirklichen Namen an. Er studierte erst in Helsingfors, arbeitete 1860-1861 in den Archiven von Stockholm und Paris, ward 1863 Professor in Helsingfors und ist seit 1885 Chef des finnischen Kultusdepartements und Senator. Er schrieb in finnischer Sprache: »Der Keulenkrieg« (2. Aufl. 1877); »Geschichte des finnischen Volkes« (2. Aufl. 1881-82; deutsch, Leipz. 1873); »Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters« (1865-67) u. a.

Koupondifferenz (Valutadifferenz), der Unterschied zwischen den usancemäßigen Zinsen, welche bis zur Abtrennung eines Zinskoupons oder Dividendenscheins zu berechnen sind, und dem Betrag, welcher nach der Abtrennung wirklich ausgezahlt wird.

Krafft-Ebing, Richard, Freiherr von, Mediziner, folgte 1889 einem Ruf als Professor der Psychiatrie und Nervenkrankheiten an die Universität Wien.