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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lentze; Lenz; Léonard; Leopold; Leszczynski

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Lentze - Leszczynski.

wurde seit 1823 in den österreichischen Militärbildungsanstalten erzogen, trat in die österreichische Armee und avancierte zum Feldzeugmeister. Seit seiner Pensionierung lebt er in Troppau. Er gehörte der ersten Kommission zur Prüfung der Schießbaumwolle an, beschäftigte sich seitdem mit der Verbesserung der Schießbaumwolle und fand, daß eine geregelte Verdichtung der Faser für Schießzwecke unerläßlich sei. 1853 schuf er ein Feldartilleriesystem für Ladungen mit Schießbaumwolle, doch kam dasselbe nicht zur Ausführung, weil damals der Übergang zu den gezogenen Geschützen unerläßlich schien. Für letztere wählte er die Konstruktion der sogen. Keilzüge und gelangte zu so günstigen Resultaten, daß 30 Feldbatterien in dieser Weise ausgerüstet wurden. Die definitive Einführung der Schießbaumwolle scheiterte an der durch Explosion von Schießbaumwollvorräten hervorgerufenen Furcht vor Selbstentzündung des Präparats. 1863 und 1864 wurde L. nach England und Frankreich berufen, um über die Eigenschaften der Schießbaumwolle Aufklärung zu geben.

Lentze, August, preuß. General, geb. 22. Juni 1832 als der Sohn des 1864 zu Neu-Ruppin verstorbenen Obersten z. D. Lentze, trat 1851 als Avantageur beim 26. Infanterieregiment in den Dienst und ward 7. Sept. 1852 zum Sekondleutnant befördert. Nachdem er von 1857 bis 1860 die allgemeine Kriegsschule (jetzige Kriegsakademie) besucht und in letzterm Jahre Premierleutnant geworden war, ward er 1861 zum topographischen Büreau des Großen Generalstabes kommandiert, im Herbst 1862 zum Lehrer an der Kriegsschule Engers ernannt und 18. Juni 1864 als Hauptmann in den Generalstab versetzt. Den Feldzug des Jahres 1866 machte er als Generalstabsoffizier beim Oberkommando der Mainarmee, den Krieg 1870/71, nachdem er 1869 zum Major befördert worden war, in gleicher Eigenschaft beim Stabe der 15. Infanteriedivision mit, welche an den Kämpfen der ersten Armee vor Metz und im Norden von Frankreich teilnahm. 1874 kehrte er als Bataillonskommandeur im 16. Infanterieregiment (Köln) in den Frontdienst zurück, ward aber schon 1876 als Chef des Generalstabes des 6. Armeekorps (Breslau) in den Generalstab zurückversetzt, wurde 1883 zum Generalmajor ernannt und erhielt 1884 das Kommando der 19. Infanteriebrigade (Posen). 1887 wurde er Generalleutnant u. Kommandeur der 16. Division (Trier), 24. März 1890 erfolgte seine Ernennung zum kommandierenden General des am 1. April des nämlichen Jahres neugebildeten 17. Armeekorps (Danzig). General L. ist der erste Bürgerliche, welcher das Kommando eines preußischen Armeekorps erhalten hat.

Lenz, 1) Reinhold, Dichter. Vgl. Froitzheim, L., Goethe und Cleophe Fibich von Straßburg (Straßb. 1889); Derselbe, L. und Goethe (Stuttg. 1890). Eine kritische Ausgabe seiner Gedichte veranstaltete K. Weinhold (Berl. 1890).

Léonard, Hubert, Violinspieler und Komponist, starb 6. Mai 1890 in Paris.

Leopold, 2) L. II., deutscher Kaiser. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Infanterieregiment Nr. 33 seinen Namen.

10) L. II., König der Belgier, feierte 10. Dez. 1890 sein 25jähriges Regierungsjubiläum. Doch wurde die Feier schon 21. Juli im Verein mit der 60jährigen Gedenkfeier der belgischen Unabhängigkeit abgehalten. L. vermachte kurz vorher den von ihm gegründeten Congostaat dem Königreich Belgien (s. d.). Einen schmerzlichen Verlust erlitt die königliche Familie durch den Tod des mutmaßlichen Thronerben, des Prinzen Balduin (23. Jan. 1891), Neffen Leopolds, um dessen Erziehung und Einführung in seine künftigen Pflichten der König sorgsam bemüht gewesen war. Vgl. Bertrand, L. II. et son règne (Brüssel 1890).

Leopold, Maximilian Joseph Maria Arnulf, Prinz von Bayern, geb. 9. Febr. 1846 als der zweite Sohn des Prinz-Regenten Luitpold zu München, diente 1861-64 als Leutnant in der Infanterie und von 1864 bis 1870 in der Artillerie. Den Feldzug des Jahres 1866 machte er als Oberleutnant im 3. reitenden Artillerieregiment, den Krieg von 1870/71 als Hauptmann und Batteriechef beim 1. Armeekorps unter General v. d. Tann mit. In ersterm Kriege erwarb er das Ritterkreuz des Militärverdienstordens, in letzterm wurden ihm für sein standhaftes Ausharren behufs Deckung des Rückzugs bayrischer Infanterie im Gefecht bei Villepion (1. Dez. 1870), in welchem er verwundet wurde, der Militär-Max-Joseph-Orden und das Eiserne Kreuz erster Klasse verliehen. Zum Zwecke seiner gründlichen Bekanntmachung mit dem Dienste aller Waffen erfolgte nach Friedensschluß seine Ernennung zum Oberstleutnant im 1. Kürassierregiment, dessen Kommandeur er 1873 ward. 1875 wurde er zum Generalmajor und Kommandeur der 1. Kavalleriebrigade, 1881 zum Generalleutnant und Kommandeur der 1. Division, 1887 zum General der Kavallerie und zum kommandierenden General des 1. Armeekorps (München) ernannt. Prinz L. ist seit 20. April 1873 mit der Erzherzogin Gisela, Tochter Kaiser Franz Josephs I., vermählt. Der Ehe entstammen zwei Töchter und ein Sohn (Prinz Georg, geb. 2. April 1880).

Leszczynski, Stanislaus Eduard Paul von, preuß. General der Infanterie, geb. 29. Nov. 1830 zu Stettin als der Sohn eines Offiziers, trat 1848 beim 20. Infanterieregiment in den Dienst, nahm mit demselben im nämlichen Jahre am Kriege gegen Dänemark und 1849 an den Kämpfen gegen die Aufständigen in Baden teil, ward 1849 Sekondleutnant, besuchte 1854-57 die allgemeine Kriegsschule, ward 1859 zum Premierleutnant ernannt und zum topographischen Büreau des Großen Generalstabes kommandiert. Im deutsch-dänischen Krieg 1864 erwarb er sich beim Sturm auf Düppel den Orden pour le mérite, machte den Krieg von 1866 als Hauptmann und Generalstabsoffizier der 12. Division im Verband der ersten Armee mit, war nach Beendigung des Krieges, inzwischen zum Major aufgerückt, zum Generalgouvernement des Königreichs Sachsen kommandiert. Im September 1867 trat er in badische Dienste, um bei der beabsichtigten vollständigen Einführung der preußischen Militärverhältnisse dem mit dem Kommando der dortigen Truppen betrauten, ebenfalls aus dem preußischen Heere ausgeschiedenen General v. Beyer zur Seite zu stehen. 1870 rückte er als Oberstleutnant und erster Generalstabsoffizier der badischen Felddivision in den Krieg, ward, als General v. Werder nach der Schlacht bei Wörth das Kommando des zur Einschließung von Straßburg bestimmten Korps übernahm, zu dessen Chef des Stabes ernannt und erwarb sich in dieser Stellung sowie als Generalstabschef des neugebildeten 14. Korps um die erfolgreiche Erfüllung der zu bewältigenden, ebenso wichtigen wie schwierigen Aufgabe bei Dijon und Belfort ein hervorragendes Verdienst. 1877 erhielt L. als Generalmajor das Kommando einer Gardeinfanteriebrigade,