Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

618

Milch, vegetabile - Milne.

als menschliches Nahrungsmittel im frischen oder pasteurisierten Zustand (7-8 Pf. das Liter mit 0,35-0,5 Proz. Fett), gebräuchlicher die Erzeugung von Magerkäse, seltener von halbfetter Ware und die Verfütterung an Jungvieh und Schweine. Zu letzterm Zwecke hat man in neuerer Zeit Emulsionen von Magermilch mit Leinsamenöl, Margarin oder andern billigen Fetten in eignen Emulsionierungsapparaten versucht. Bei der dänischen Milchzentrifuge läßt sich nach Abnahme des Magermilchschälrohrs die Emulsionierung ohne weiteres vornehmen. Die mit Fett, besonders mit Oleomargarin emulsionierte Magermilch dient auch zur Herstellung von sogen. Kunstfettkäsen. In neuerer Zeit wird aus der Magermilch Kefir dargestellt.

Milch, vegetabile, nach Lahmanns Angaben hergestellte Emulsion aus Mandeln und Nüssen, welche als Zusatz zu Kuhmilch dienen und bewirken soll, daß der Käsestoff der Milch bei seiner Gerinnung im Magen infolge der bessern mechanischen Verteilung durch die Samensubstanz und das Öl der Samen in sehr feinen Flocken sich ausscheidet und mithin den Verdauungssäften zugänglicher wird. Stutzer will in der That eine bessere Verdauung des Käsestoffs unter Zusatz der Emulsion erzielt haben. Die »vegetabile« M. enthält 20,62 (25,88) Wasser, 12,00 (10,06) Stickstoffsubstanz, 34,72 (18,71) Fett, 31,03 (43,66) stickstofffreie Extraktstoffe, 1,62 (1,69) Asche.

Miles (spr. mails), Nelson A., amerikan. General, geb. 8. März 1839 in Wachusettsville (Massachusetts), trat im Oktober 1861 als Leutnant in das 22. Regiment der Freiwilligen von Massachusetts ein, zeichnete sich in Mac Clellans Halbinselfeldzug aus, wurde Generaladjutant einer Brigade, 1862 Oberst eines New Yorker Regiments, das er bei Fredericksburg und Chancellorsville befehligte, erhielt im letztern Gefecht eine schwere Wunde, rückte 1864 zum Brigadegeneral auf und diente mit Auszeichnung bis zum Falle Richmonds. Hierauf trat er in die Bundesarmee über und ward 1867 Generalmajor. Er that sich besonders in den Kriegen gegen die Indianer hervor und beendigte glücklich den Kampf gegen die Rothäute, der gegen Ende 1890 ausbrach.

Militärbrieftaubenwesen, s. Brieftauben.

Militärgerichtswesen. Auf Antrag des freisinnigen Abgeordneten Rickert beschloß der deutsche Reichstag eine Abänderung der Militärstrafgerichtsordnung dahin, daß verabschiedete Offiziere künftighin der Militärgerichtsbarkeit nicht mehr unterworfen sein sollten. Dieser Gesetzesvorschlag fand die Zustimmung des Bundesrats und erhielt durch Reichsgesetz vom 3. Mai 1890 die Gesetzeskraft, indem gleichzeitig die entgegenstehenden Bestimmungen der Strafgerichtsordnung für das preußische Heer vom 3. April 1845 und der bayrischen Militärstrafgerichtsordnung vom 29. April 1869 aufgehoben wurden.

Militärschießschule. Im Dezember 1890 erhielt die M. in Spandau die Bezeichnung Infanterieschießschule, die 1. April 1890 nach Jüterbog verlegte Artillerieschießschule ist gleichzeitig in eine Feld- und eine Fußartillerieschießschule unter dieser Bezeichnung getrennt worden.

Militärtelegraphie (Kriegstelegraphie). Die optische Telegraphie hat sich besonders in den Kolonialarmeen außerordentlich bewährt, so daß dieselbe zur Zeit auch in verschiedenen Landarmeen größere Bedeutung erlangt, weil man vielfach von der Ansicht ausgeht, daß im Falle des Versagens der elektrischen Telegraphie eine Verständigung mittels eines sorgfältig vorbereiteten und gut bedienten, bei Tag und Nacht wirkenden Signalsystems ermöglicht werden muß, z. B. zwischen eingeschlossenen Festungen, und daß auch in Gefechten die Truppenteile sich sowohl untereinander als mit der Oberleitung jederzeitig verständigen müssen, da das Strecken von elektrischen Kabeln vielfach auf Schwierigkeiten stoßen wird.

In Frankreich legt man besondern Wert auf die Ausbildung der Infanterie und Kavallerie im Signalwesen, welches besonders im Vorpostendienst auf Entfernungen von über 600 m zur Anwendung kommen soll. In Italien hat man die optische, aus Flaggen-, bez. Laternensignalen bestehenden Telegraphen auch bei größern Friedensübungen zur Verständigung der Truppenteile mit gutem Erfolg benutzt und zwar unter gleichzeitiger Verwendung von Raketen- und Knallsignalen. In Nordamerika ist die Verijsche Signalpistole eingeführt, welche bis auf Höhen von 100 m beim Herabfallen in verschiedenen Farben leuchtende und auf 25 km sichtbare Explosivgeschosse verfeuert. Außerdem sind die bei der Marine schon seit langer Zeit in Benutzung befindlichen, mittels einer Petroleumlampe oder mittels Magnesiumlichts bethätigten Lichtblitzapparate zu erwähnen, welche bis auf 50 km Entfernung wirken, und bei denen gleichfalls wie bei andern optischen Apparaten das Morsesystem zur Anwendung kommt.

Elektrische Telegraphie. In Deutschland ist durch die Errichtung einer 5. Kompanie beim Garde-Pionierbataillon für eine raschere Mobilmachung der Telegraphenabteilungen gesorgt worden. In Frankreich hat man 1889 das Telegraphenwesen durch die militärische Organisation der Staatstelegraphenverwaltung, durch gründlichere Vorbildung von Kavallerietelegraphisten, durch praktische Ausbildung der Feldtelegraphie in Algerien und durch Telegraphenschulen wesentlich vervollkommt; für Telegraphie-, Luftschiffer- und Brieftaubenwesen ist im Generalstab eine besondere Abteilung gebildet, jeder Kavalleriedivision ist eine aus 36 reitenden Telegraphisten bestehende Abteilung überwiesen. In Österreich sind 1889 die Eisenbahn- und Telegraphenkompanien verstärkt, desgleichen in Rußland, welches jetzt 17 Telegraphenparke sowie eine galvanische Kompanie besitzt, bei welcher sich auch die Luftschifferabteilung befindet. Jeder Park zählt im Frieden 4 Offiziere, 54 Mann und führt etwa 69 km Leitungsmaterial mit sich (Kriegsstärke im ganzen 4335 Köpfe). Italien zählt 6 Telegraphenkompanien, außerdem für den optischen und Signaldienst eine Spezialkompanie. Besondern Wert hat man überall auf Beschaffung leichter, widerstandsfähiger Telegraphenkabel gelegt, dagegen die Verwendung von Telegraphenstangen mit blankem Draht möglichst eingeschränkt. Das Gewicht für das Kilometer der neuartigen Kabel schwankt zwischen 22 und 37 kg, während für das Kilometer Vorpostenkabel (mit Hin- und Rückleitung) etwa 16 kg genügen.

Millésime (franz., spr. -sihm), nur von Münzen und Medaillen gebräuchlich, bedeutet die Jahreszahl oder das Jahr, in welchem die Münzen geprägt worden sind.

Millet, 3) Aimé, franz. Bildhauer (s. Bd. 17), starb 14. Jan. 1891 in Paris.

Milne, John, Geolog, machte in den 70er Jahren ausgedehnte Forschungsreisen nach Island, Neufundland, Arabien (1874 Begleiter Bekes), Rußland, Sibirien, der Mongolei, China und Japan. Hier erhielt er die Professur der Geologie an der Ingenieurschule in Tokio und entwickelte eine große Thätigkeit zur Belebung der seismologischen Beobachtungen in dem an Erdbeben so reichen Lande. Er gründete eine