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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nienburger Präzipitat - Nonne.

lage dieses Hauptgedankens veröffentlichte N. später noch seine beiden großen Werke: »Religions filosofi« (1869) und »Natur og Aand« (»Natur und Geist«, 1873). Wie in seiner akademischen Wirksamkeit zu Kopenhagen, erntete er auch als Gast an der Universität zu Christiania großen Beifall durch seine Vorlesungen über »Hindringer og Betingelser for det aandelige Liv i Nutiden« (»Hemmnisse und Bedingungen des geistigen Lebens der Gegenwart«, 1868). Er starb 30. Sept. 1884 in Kopenhagen.

2) Frederik, dän. Kirchenhistoriker, geb. 1846 zu Aalborg, studierte, angeregt durch die persönliche Bekanntschaft mit Kierkegaard, der dort Superintendent war, Theologie, bereiste darauf Deutschland und die Schweiz, wo insbesondere Tischendorf und der Züricher Heinr. Lang Einfluß auf ihn gewannen, und war dann einige Jahre lang Prediger an der Erlöserkirche in Kopenhagen. Sein kirchengeschichtliches Werk: »Romerkirken i det XIX. Hundredaar« (1876-81), das auch in der deutschen Übersetzung von Michelsen (»Das innere Leben der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert«, Karlsruhe 1882) Anerkennung fand, verschaffte ihm einen Lehrstuhl an der Universität Kopenhagen. Außerdem veröffentlichte er, abgesehen von kleinern Schriften: »Tertullians Ethik« (1879); »Freimaurerei und Christentum« (auch deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1884); das noch nicht vollendete ausführliche »Handbuch der Kirchengeschichte« (1884 ff.); »Grundtvigs religiöse Entwickelung« (1889).

Nienburger Präzipitat, s. Thomasschlackenmehl.

Nierenkrankheit, Brightsche, s. Innere Medizin, S. 444.

Nierentuberkulose, s. Chirurgenkongreß, S. 157.

Nigra, Constantino, Graf, ital. Staatsmann, wurde 4. Dez. 1890 zum Senator des Königreichs ernannt.

Nikephorus, 2) N. II., Phokas. Vgl. Schlumberger, Un empereur byzantin au X. siècle: Nicéphore Phocas (Par. 1890).

Nikolaus, 10) N. Nikolajewitsch, Großfürst von Rußland, wurde von seiner 1882 erfolgten Entmündigung nach einigen Jahren durch den Zaren wieder befreit und 1890 mit der Leitung der Ostseemanöver beauftragt, verfiel aber während derselben einem unheilbaren Gehirnleiden.

Nischenblätter, s. Epiphyten, S. 250.

Nishnij Nowgorod. Der Wert der zur Messe herangeführten Waren ist im J. 1889 um einige Millionen geringer gewesen als in den beiden Vorjahren; er betrug 187 Mill. Rubel, wovon für ca. 177½ Mill. Rub. verkauft wurden. Nach den Herkunftsländern verteilte sich die Zufuhr so:

^[Liste]

aus Rußland 151,8 Mill. Rubel

vom europ. Ausland (Kolonialwaren) 2,4 Mill. Rubel

aus China (Thee) (Kolonialwaren) 18,0 Mill. Rubel

aus Bochara, Taschkent und Chiwa 5,7 Mill. Rubel

aus Persien 2,7 Mill. Rubel

aus dem Kaukasus 0,9 Mill. Rubel

Von der russischen Zufuhr entfielen aus Baumwollwaren 27 Mill. Rub., auf unedle Metalle und Fabrikate daraus 23 Mill., auf Wolle (90,000 Doppelzentner) und Wollwaren 17 Mill., auf Rauchwaren 8,8 Mill., auf Tabak und Zigarren 7,9 Mill., auf Leder und Lederwaren 7,9 Mill. Rub.

Niveaufläche, s. Erde, S. 254.

Niveausphäroid, s. Erde, S. 254.

Noel, Roden (mit seinem vollen Namen: Honourable Roden Beckeley Wriothesley N.), engl. Schriftsteller, geb. 27. Aug. 1834 zu Burgeß Hill in der Grafschaft Sussex als Sohn des Grafen von Gainsborough, besuchte die Universität Cambridge, machte viele Reisen im Orient und in Europa, nahm in der Folge an öffentlichen Angelegenheiten als milder Anhänger der Demokratie Anteil, so daß er vor einigen Jahren zum linken Flügel der Armee des Liberalismus gezählt werden konnte. Zur Zeit der Unruhen in Syrien veröffentlichte er sein Reisewerk »Syrian travels« (1861), in dem er für die Drusen Partei nahm. Es folgten die Dichtungen: »Behind the veil, and other poems« (1863), »Beatrice« (1868), »The red flag« (1872), »Livingstone« (1874), »The House of Ravensburg« (1877), »The Little Child's Monument« (1881), »Songs of the heights and deeps« (1885), in denen er sich durchweg als ein von subjektiven Empfinden erfüllter Dichter erweist, der für die Schönheiten der Natur dieselbe Teilnahme zeigt wie für die Leiden der Bedrückten und Sorgenvollen. Mit wenig Glück behandelte er die Faustsage (»The modern Faust«, 1888), als Ästhetiker versuchte er sich in den »Essays on poetry and poets« (1886) und als Litterarhistoriker in dem »Life of Lord Byron«, in dem er sich als Bewunderer des Vielverketzerten erweist.

Nolet de Brauwere van Steeland, Johann Karl Hubert, vläm. Dichter, starb 21. Juni 1888 in Vilvorde (Brabant).

Nona, s. Grippe, S. 379.

Nonne. Die Nonnenraupe ist im Frühjahr 1890 in hohem Grade schädigend in Staats- und Privatforsten Oberbayerns aufgetreten. Am schwersten betroffen wurden die 3-4 Stunden östlich und südlich von München gelegenen staatlichen Fichtenwaldungen des Ebersberger Forstes und der Bezirke Forstenried, Perlach, Grünwald, Hofolding sowie das städtische Forstgebiet Kasten. Die Ansteckung erfolgte mutmaßlich von den nördlich von München gelegenen Föhrenwaldungen in der Nähe Schleißheims aus, in welchen sich die N. ständig findet, ohne je größern Schaden anzurichten. Unter den 1888 vom elektrischen Lichte des großen Marinereflektors bei der Kunstgewerbeausstellung herbeigelockten Schmetterlingen befanden sich auch zahlreiche Nonnen, welche möglicherweise vom Winde in die südlich gelegenen Wälder getrieben wurden und hier ihre Eier ablegten. Durch reiche Vermehrung entstand der tief schädigende Raupenfraß von 1890. Der Ebersberger Forst wurde kahl gefressen, wobei zahllose Raupen sich gegenseitig aushungerten, und mußte abgetrieben werden; auch die andern erwähnten Forste wurden fast völlig kahl gefressen. Die mit Eifer getroffenen umfassenden Vertilgungsmaßregeln gegen den Schädling bestanden zunächst, da von einem Sammeln der Raupen kein Erfolg mehr zu erwarten war, in Verbrennung der Rinde und Äste der in thunlichster Eile geschlagenen Bäume sowie der Bodendecke und des Strauchwerkes in den stärkst infizierten Wäldern, sodann in möglichst ausgedehnter Vertilgung der unterdessen ausgeschlüpften und in wolkenartigen Scharen überall in der Nähe Münchens schwärmenden und selbst die Straßen der Stadt Nachts erfüllenden Schmetterlinge. Es wurde zu diesem Zwecke besonders versucht, die Schmetterlinge durch Licht anzulocken und zu töten. Als Lichtquellen wurden benutzt elektrisches Licht, offene Strohfeuer und von Gautsch erfundene Zinkfackeln (Gautschsche Nonnenlichter), welch letztere sich gut bewährten. Der großartigste Versuch zur Vertilgung des Schmetterlings wurde mit einem Exhaustor ausgeführt. Die Vorrichtung bestand in einem von einem Gerüst umgebenen 32 m hohen und 70 cm im Durchmesser hal-^[folgende Seite]