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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nopalgewächse; Nordamerikanische Litteratur 1885-90

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Nopalgewächse - Nordamerikanische Litteratur.

tenden Rohre, das oben eine 1,30 m weite Öffnung hatte, in welcher ein Marinereflektor angebracht war; durch die entgegengesetzte, sich am Erdboden befindliche Öffnung wurde alles, was oben der Luftzug hineinzog in eine verdeckte Grube geschleudert; von zwei Lokomobilen erzeugte eine das elektrische Licht, während die andre den Exhaustor betrieb. Entgegen der bisherigen Annahme ergab sich, daß nicht nur Männchen, sondern in gleicher Anzahl Weibchen angeflogen kamen. Die Zahl der in einer günstigen Nacht vertilgten Schmetterlinge wurde bis zu 200,000 geschätzt. Es ließ sich jedoch trotz aller Vertilgungsmaßregeln während der Flugzeit der N. keine Abnahme derselben nachweisen; das Auftreten des Schmetterlings wurde außer aus zahlreichen Wäldern Oberbayerns auch aus Niederbayern, Schwaben, Mittelfranken, vom Bodensee und einigen Punkten Württembergs, Österreichs und Norddeutschlands gemeldet. Nach der Eiablage fanden sich die Eier in beträchtlicher Höhe des Stammes, meist zwischen 15-20 m. Die Eiernester enthielten 50-150 Stück; auch in den Gipfeln fanden sich Eier, in denen sehr alter Bäume bis zu 2000 Stück. Außer den Vorschriften für die Vertilgung zur Zeit des Raupenfraßes, der Puppenruhe und der Schwärmzeit des Schmetterlings im Frühjahr und Sommer 1890 hat die bayrische Forstdirektion Maßregeln vorgeschrieben, die während des Herbstes, Winters und Frühjahrs des folgenden Jahres zur Ausführung zu bringen sind. Demnach sollen außer dem Absuchen der Eier und der jungen Raupen, den sogen. Spiegeln, solche Bestände, deren Kahlfraß zu erwarten ist, bis spätestens Juni 1891 zum Abtrieb gelangen, in allen andern weniger befallenen Ständen sollen Raupenringe und Raupengräben angelegt werden. Die meiste Hilfe ist aber von natürlichen Feinden der N., besonders Schlupfwespen, Schmarotzerfliegen (Tachinen) und Schmarotzerpilzen zu erwarten, welche sich allerdings während des Jahrs 1890 noch nicht in genügender Zahl gezeigt haben.

Nopalgewächse, s. Sukkulenten.

Nordamerikanische Litteratur 1885-90. Auf dem Gebiete der Lyrik sind die Amerikaner in der Neuzeit überaus fruchtbar gewesen; doch wurde nur wenigen Dichtern ein wirklicher Erfolg zu teil. Der greise Walt Whitman, der viel angefeindet, neuerdings aber von der Kritik glimpflicher behandelte Verfasser der »Leaves of grass« (deutsch in Auswahl von K. Knortz und T. W. Rolleston, Zürich 1889) hat 1888 eine Gesamtausgabe seiner poetischen und prosaischen Schriften in einem Bande erscheinen lassen. Er ist unstreitig der amerikanischte aller Dichter, und seine radikale Gesinnung, die er auch konsequent im Leben bethätigt hat, dürfte schwerlich ihresgleichen in der Litteratur aller Völker finden. Auch Sidney Lanier, der besonders in den Südstaaten hoch verehrt wird, veranstaltete endlich eine Gesamtausgabe seiner Gedichte (1885); eine neue Ausgabe von William Cullen Bryants Gedichten veranstaltete Parke Goodwin (1886), der auch Bryants Tagebücher und Briefwechsel in 2 Bänden veröffentlichte. Emma Lazarus (»Poems«, 2 Bde., 1889) behandelt mit Vorliebe ernst und würdevoll jüdische Stoffe. »Before the curfew« (1885) betitelt sich das neueste poetische Werk des greisen Oliver Wendell Holmes, größtenteils aus Gelegenheitsgedichten bestehend, die jedoch den an dem Verfasser gewohnten Humor häufig vermissen lassen. James Russell Lowells von einem unwandelbaren Optimismus durchdrungene Gedichte »Heart's ease and rue« (1888) zeigen den Dichter noch in seiner alten Frische. Thomas B. Aldrich, bisher hauptsächlich durch anmutsvolle Erzählungen und einige reizende Lieder bekannt, hat sich nun auch in einem größern Epos aus der Zeit der Königin Elisabeth (»Wyndham Towers«, Bost. 1889), das sich durch leicht fließende, wohllautende Sprache, packende, gemütvolle Schilderungen und lebendige Handlung auszeichnet, versucht. Als eine tief fühlende, vom Ernste des Lebens ergriffene und melancholisch gestimmte Dichterin zeigt sich Rose Terry Cooke (»Poems«, 1888); zierliche, zarte Schöpfungen von ungleichem Werte sind die »New songs and lyrics« von Nora Perry (1887). Margaret J. ^[Junkin] Preston ließ 1887 die Gedichtsammlungen »Colonial ballads«, eine form- und sprachgewandte Bearbeitung alter Kolonialüberlieferungen (Pokahontas, John Smith, Die Puritaner, u. a.) und eine Sammlung religiöser Dichtungen: »For love's sake«, erscheinen. Nach jahrelangem Schweigen hat Elizabeth Akers, die durch ihr Lied »Rock me to sleep« allgemein bekannte Dichterin, wieder einmal von sich hören lassen (»The silent bridge, and other poems«, 1886). Während sich die vorhin erwähnte Südländerin Margaret Preston längst mit den Folgen des Bürgerkriegs ausgesöhnt hat, kann die Dichterin Annie Ketchum-Chambers (»Christmas carillons, and other poems«, 1888) immer noch nicht die Vernichtung der Konföderation verwinden und hofft jetzt noch auf die Wiederkehr der verschwundenen patriarchalischen Zustände des Südens. Neuerdings ist sie zum Katholizismus übergetreten. Sie behandelt mit einer gewissen Vorliebe klassische Themata; doch lassen ihre Gedichte kalt und entbehren vor allem der echt amerikanischen Gesinnung. Helen Jacksons »Sonnets and lyrics« (1887) sind gefühlvoll und ansprechend, doch etwas fatalistisch angehaucht. Stuart Sterne (Pseudonym für Marie Blöde) kann man mit Fug und Recht die amerikanische Betty Paoli nennen. Wie in ihren frühern Werken, so verleiht sie auch in »Beyond the shadows« (1888) dem Schmerze des Weibes, dessen Sehnsucht nach Liebe unbefriedigt geblieben, und dem die Entsagung schwer geworden ist, einen wehmütigen, tief gefühlten Ausdruck. Frau E. T. Corbetts »Rustic rhymes« (1885), humoristisch gefärbte Szenen aus dem amerikanischen Farmerleben, erinnern vielfach an Will. Carleton, ohne jedoch dessen Gemütstiefe zu erreichen. Harriet P. Spofford besang, allerdings in sehr trocknem Tone, in »Ballads about authors« (1887) Erlebnisse englischer Dichter. Zahlreiche gelungene Übersetzungen deutscher Lieder sind in J. Luela Smiths' ^[Jane Luella Dowd Smith] »Wind flowers« (1887) enthalten; ihre Originalgedichte sind meist frommen Charakters. Von den übrigen Dichterinnen der Gegenwart verdienen noch Erwähnung: Edith M. Thomas, Caroline Field, Alice Brotherton, Lizette W. Reese, Celia Thaxter. Gehaltlose Reimereien gibt Will. Carleton, der Dichter der gemütreichen Farmballaden, in den »City ballads« (1885); vorwiegend didaktisch sind George Raymonds »Sketches in song« (1887) und Horatio N. Powers' »Ten years of song« (1887). Der 1890 verstorbene Professor Frederic Hedge, der sich durch sein Wirken für deutsche Philosophie und Litteratur in Amerika hervorragende Dienste erworben hat, veröffentlichte im Verein mit Frau A. L. Wister »Metrical translations« (1888), sorgfältige Übertragungen deutscher Lieder, wie solche auch in Joseph H. Dubbs' »Home ballads« (1888) zu finden sind, während des Essayisten Thomas W. Higginson Gedichtsammlung »The afternoon landscape« (1889)