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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pfeil; Pferdebahnen; Pferdezucht

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Pfeil - Pferdezucht.

bloße Steinschüttung. Der Zweck der ganzen Anlage war nicht eine fortifikatorische Umwallung (denn die ganze Militärmacht der zu schützenden Provinz hätte nicht einmal zur Besetzung der Kastelle ausgereicht), sondern nur Sicherung der Grenze gegen Räuber und Schmuggler.

Pfeil, Heinrich, Männergesangskomponist und Schriftsteller, geb. 18. Dez. 1835 zu Leipzig, wo er lebt; gab daselbst von 1862 bis 1887 die Gesangvereinszeitung »Die Sängerhalle« heraus und veröffentlichte viele Männerchöre, von denen mehrere (»Still ruht der See«, »Mein Himmel auf der Erde«, »Fahr' wohl, du schöner Maientraum« etc.) allgemein gesungen werden, Von seinen Schriften sind zu nennen: »Gute Kinder, brave Menschen«, »Deutsche Sagen«, »Musikgeschichten«, »Weihnachtsmärchen und Christfestgeschichten«, »Aus meiner Liedermappe«, Gedichte.

Pferdebahnen, s. Straßenbahn.

Pferdezucht (Gestüte). In Preußen bezieht sich die P. hauptsächlich auf die Erzielung eines tüchtigen Militärpferdes. Dieselbe wird vorzugsweise in der Provinz Ostpreußen betrieben und hat sich auf der Grundlage des Gestüts Trakehnen aufgebaut. Dieses Staatsgestüt, am gleichnamigen Bahnhof und 14 km östlich von Gumbinnen gelegen, im J. 1725 begründet, ist das größte Preußens und enthält auf einem 4150 Hektar mit 12 Vorwerken umfassenden Areal 350 Mutterstuten des Reit- und Wagenschlags, die zu Anfang von orientalischen, später von englischen Halb- und Vollbluthengsten herangezüchtet sind, so daß das Gestüt als ein edles Halbblutgestüt zu bezeichnen ist. Aus Trakehnen wurde das veredelte Blut durch die später angelegten Landgestüte über die ganze Provinz Ostpreußen geleitet und fand hier teils in größern Gestüten, teils in der bäuerlichen Hauszucht einen geeigneten Nährboden, so daß zur Zeit von den jährlich für die Armee gebrauchten 7000 Pferden über 5000 allein in Ostpreußen erkauft, außerdem viele Luxus- und Zuchtpferde ausgeführt werden können. Das Brandzeichen des Gestüts Trakehnen, das auf der rechten Hinterbacke aufgedrückt wird, ist eine Elchschaufel von nebenstehender Form (Fig. 1). Die von den Beschälern der ostpreußischen Landgestüte gefallenen Füllen erhalten als Brandzeichen eine runde Krone (Fig. 2), während die in dem neu angelegten Stutbuch verzeichneten Stuten durch eine doppelte Elchschaufel auf der linken Hinterbacke gekennzeichnet werden.

Von den ausgedehnten Privatgestüten Ostpreußens, die mehr oder weniger mit Trakehner Blut arbeiten, sind vorzugsweise zu nennen: v. Simpson (Georgenburg), v. Neumann (Szirgupönen und Weedern), Brandes (Althof-Insterburg), Brämer (Doristhal), Käswurm (Puspern), v. Saucken (Julienfelde), Janson (Krusinnen), Graf Dohna (Schlobitten) etc. Das nächstgrößte Staatszuchtgestüt ist Graditz, mit seinen zwei Vorwerken in der Elbaue bei Torgau gelegen; es besitzt etatmäßig 150 Mutterstuten der Halbblutzucht und 40 der Vollblutzucht, die auf einem Areal von 1354 Hektar gehalten werden. Bei den hohen Preisen, die für Vollblutstuten ausgegeben werden können, und bei der unbeschränkten Benutzung aller möglichen Vollbluthengste muß dieses Gestüt naturgemäß vorzügliches Material besitzen, obschon einzelne für dasselbe erworbene Zuchthengste nicht gerade glücklich ausgewählt worden sind. Das Brandzeichen für die Produkte des Hauptgestüts Graditz sind zwei gekreuzte Pfeile, von einer Schlange um- wunden (Fig. 3). Das dritte staatliche Zuchtgestüt (Hauptgestüt) ist Beberbeck mit dem Vorwerk Sababurg, in der Provinz Hessen, an der Eisenbahnstation Hofgeismar belegen und ein Areal von 828 Hektar umfassend. Früher kurfürstliches Leibgestüt, wurde dasselbe 1876 dazu bestimmt, das aufgelöste Friedrich Wilhelm-Gestüt bei Neustadt a. d. Dosse aufzunehmen, dessen Brandzeichen, einen von einer Schlange umwundenen Pfeil, es gleichzeitig adoptierte (Fig. 4). Das Gestüt beherbergt 100 edle Halbblutmutterstuten und benutzt vorzugsweise englische Vollbluthengste, zunächst noch nicht mit durchschlagendem Erfolg. Landgestüte (Beschälerdepots) besitzt Preußen 16, von denen 3 auf die Provinz Ostpreußen, 2 auf Posen, 2 auf Schlesien und je 1 auf Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau und die Rheinprovinz entfallen, und die einen Gesamtbestand von 2300-2400 Hengsten enthalten.

Österreich besitzt derzeit nur ein einziges Staatsgestüt, Radautz, in der Bukowina gelegen, das aber alle möglichen, sehr verschiedenen Schläge züchtet: englisches Blut, Normänner (Noniusstamm), Orientalen, Norfolks, Lippizzaner und endlich auch die kleinen Huzzulen, äußerst sichere Gebirgspferde. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem R (Fig. 5), während für die verschiedenen Rassen noch besondere Rassenbrände (Fig. 6-8) in Gebrauch sind. Zu den Rassenbränden kommen dann noch die Vaterbrände, die aus dem Anfangsbuchstaben des Vaternamens bestehen. Das zur Zeit eingegangene Gestüt Piber in Steiermark soll wieder eingerichtet werden. Staatshengstedepots unterhält Österreich zu Drokowyze, Klosterbruck, Prag, Stadl und Graz.

Ungarn besitzt vier Staatsgestüte: Mezehögyes, Bábolna, Kisbér und Fogaras. Das größte davon

^[Abb.: Fig. 1-4 Preußische Gestütsbrandzeichen: Trakehnen, Ostpreußen, Graditz, Beberbeck.]

^[Abb.: Fig. 5-8 Österreichische Gestütsbrandzeichen etc.: Radautz, Rassenbrände von Radautz.]

^[Abb.: Fig. 9-12 Ungarische Gestütsbrandzeichen: Mezehögyes, Babolna, Kisber, Fogaras.]

^[Abb.: Fig. 13-17 Ungarische Rassenbrände: Conversano, Favory, Maestoso, Napolitano, Pluto.]