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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Reed; Referenzellipsoid; Regnart; Regulator

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Reed - Regulator.

dung. Diese Fragen sind besonders in verschiedenen Aufsätzen von Kohler in der erwähnten Zeitschrift und in den Werken von Post (»Der Ursprung des Rechts«, Oldenb. 1876; »Die Anfänge des Staats- und Rechtsleben«, das. 1878; »Bausteine für eine allgemeine R.«, das. 1880, 2 Bde., und andre Werke) behandelt. Reichen Zuwachs an Material hat die vergleichende R. in den letzten Jahren erhalten, besonders durch die Übersetzung der altirischen Brehon Laws, einer Reihe indischer Gesetzbücher (in den »Sacred books of the East«), wichtiger islamitischer, birmanischer und chinesischer Rechtsbücher, und durch die Auffindung der umfangreichen Inschrift von Gortyn auf Kreta (1884), welche die älteste größere Gesetzsammlung Europas enthält.

Reed (spr. rihd), Thomas Brackett, amerikan. Staatsmann, geb. 18. Okt. 1839 zu Portland im Staat Maine, studierte anfänglich Theologie, um sich für ein kongregationalistisches Pfarramt in seiner Vaterstadt vorzubereiten, und wurde, wie es in Maine Sitte ist, während seiner Studienzeit von der Kirche finanziell unterstützt, vermochte sich aber mit der herrschenden Orthodoxie nicht zu befreunden, zahlte das genossene Stipendium zurück und wandte sich der Jurisprudenz zu, versah von 1864 bis 1865 die Stelle eines Hilfszahlmeisters in der Bundesmarine, wurde 1865 zur Advokatur zugelassen und ließ sich als Rechtsanwalt in Portland nieder, war 1868-1869 Mitglied des Staatsrepräsentantenhauses und 1870 des Staatssenats, 1870-72 Generalfiskal des Staates Maine, 1874-77 Stadtsyndikus von Portland, wurde als Mitglied der republikanischen Partei in den 45.-51. Kongreß gewählt und bekleidete vom 2. Dez. 1889 bis zum 4. März 1891 das Amt eines Sprechers des Repräsentantenhauses. In letzterer Eigenschaft schaltete er mit diktatorischer Willkür und beherrschte seine Partei mit einer Rücksichtslosigkeit und Mißachtung der Meinungen andrer, daß man sich nicht selten gegen ihn auflehnte, allein es gelang seiner außerordentlichen Thatkraft stets, sich in seiner Macht zu behaupten und mit Unterdrückung der Minorität das Repräsentantenhaus zum willenlosen Werkzeuge seiner zielbewußten und entschlossenen Politik zu machen. Er trägt daher die Hauptverantwortlichkeit für die Gesetzgebung des 51. Kongresses und für die zerschmetternde Niederlage seiner Partei bei den Neuwahlen zum Kongreß am 4. Nov. 1890. Zwar ist er wiedergewählt worden, aber mit seinem gebietenden Einfluß ist es vorbei, da der nächste Sprecher selbstverständlich ein Demokrat sein wird. R. zählt unter den republikanischen Kandidaten für die nächste Präsidentschaftsnomination. Auch als politischer Schriftsteller hat er sich bewährt und zahlreiche Beiträge zu amerikanischen Zeitschriften, namentlich zur »North American Review«, geliefert.

Referenzellipsoid, s. Erde, S. 254.

Regnart, Jakob, Komponist des 16. Jahrhunderts, geboren in Flandern, kam als Sängerknabe an den Hof des Kaisers Ferdinand I. nach Wien, trat unter dessen Nachfolger Maximilian II. 1564 als Tenorist in die kaiserliche Kapelle, wurde 1573 Lehrer der Chorknaben, 1579 Unterkapellmeister, war als solcher 1580 in Prag, seit 1582 Kapellmeister des Erzherzogs Ferdinand in Innsbruck, nach dessen Tod wieder kaiserlicher Vizekapellmeister in Prag, wo er um 1600 starb. Mehr als seine kirchlichen Gesänge (Messen, Motetten etc.) fanden seine Sammlungen mehrstimmiger deutscher Lieder Anklang und weite Verbreitung, besonders die dreistimmigen Lieder nach Art der »Neapolitanen oder welschen Villanellen« (67 Tricinien, bis 1611 in 10 Auflagen erschienen), ein eigentümliches Gemisch von Kunst- und Volksgesang, das fast einer Persiflierung des deutschen Volksgesangs ähnlich sieht. Vgl. »Monatshefte für Musikgeschichte«, 1880, S. 88 ff.

Regulator. Zur Regulierung der Dampfmaschinen und ähnlicher Kraftmaschinen mittels direkter Übertragung haben sich allein die sogen. pseudoastatischen Regulatoren als geeignet erwiesen, welche einen gewissen geringen Grad von Ungleichförmigkeit haben. Diese wirken in folgender Weise: Ist eine Dampfmaschine in normaler Weise belastet, d. h. treibt sie eine gewisse Anzahl Arbeitsmaschinen, deren Arbeitswiderstand der mittlern Leistung der Kraftmaschine entspricht, so hat die Maschine eine bestimmte mittlere Geschwindigkeit, welcher entsprechend die Regulatorkugeln eine mittlere Stellung einnehmen. Wird nun eine der Arbeitsmaschinen ausgerückt, so wird der Arbeitswiderstand geringer, was zur Folge hat, daß die Dampfmaschine zur Herstellung eines neuen Beharrungszustandes anfängt, schneller zu laufen. Wäre ein R. nicht vorhanden, so würde der Beharrungszustand erst wieder eintreten, wenn die Geschwindigkeit der Kraftmaschine und zugleich der von ihr betriebenen Arbeitsmaschinen eine bedeutende Steigerung erfahren hat, durch welche einerseits, da die Druckverhältnisse in der Dampfmaschine bestehen bleiben, sowohl eine unerwünschte Erhöhung der Maschinenleistung herbeigeführt und anderseits die Qualität der von den Arbeitsmaschinen gelieferten Produkte in schädlicher Weise verändert werden würde. Die Aufgabe des pseudoastatischen Regulators ist es nun, schon bei ganz geringer Geschwindigkeitsvermehrung die Schwungkugeln in solchem Maße steigen zu lassen, daß dadurch entweder durch Drosselung oder durch Veränderung des Expansionsgrades die Druckverhältnisse in der Dampfmaschine genügend geändert werden, um die Leistung derselben dem verringerten Arbeitswiderstand anzupassen. Die Maschine läuft dann bei erhobenen Schwungkugeln dauernd etwas schneller als bei normalem Gange. Bei einer Vermehrung des Arbeitswiderstandes muß natürlich das Umgekehrte stattfinden, d. h. die Schwungkugeln müssen sich senken und dabei eine Erhöhung des mittlern Dampfdruckes herbeiführen, die Geschwindigkeit der Maschine ist, solange der größere Arbeitswiderstand bestehen bleibt, ein wenig geringer. Die Geschwindigkeit wächst also mit abnehmender Leistung und nimmt ab mit gesteigerter Leistung. Man kann nun aber die Geschwindigkeit in jedem Falle wieder auf das normale Maß dadurch zurückbringen, daß man das Belastungsgewicht des Regulators in entsprechender Weise verändert, und zwar bei erhöhter Geschwindigkeit verringert, bei verminderter Geschwindigkeit vergrößert. Der R. rotiert dann bei erhobenen oder gesenkten Schwungkugeln mit derselben Anzahl von Umdrehungen wie in normaler mittlerer Stellung. Man kann also beim steigenden R. durch Entlastung, beim sinkenden durch Belastung die normale Umlaufszahl des Regulators und somit der Dampfmaschine und der davon betriebenen Arbeitsmaschinen wiederherstellen. Diese Ent-, bez. Belastung darf aber nicht gleichzeitig mit der Auf-, bez. Abwärtsbewegung des Regulators stattfinden, weil dann der R. den für den Moment der Regulierung erforderlichen Ungleichförmigkeitsgrad verlieren, d. h. vollkommen astatisch werden würde, die Gewichtsveränderung darf vielmehr erst stattfinden, wenn eine Veränderung der Regulatorstellung schon eingetreten ist. Von F. Knüttel und der Berliner Aktiengesellschaft für Eisengießerei