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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Reichsbank, deutsche

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Reichsbank, deutsche (Kommunalsteuerpflicht, Statistik).

ger notiert zu werden als andre Bankaktien. Dadurch könnte der Kredit der Bank wesentlich beeinträchtigt werden. Die Aktionäre der französischen Bank hätten im letzten Jahre etwa 14½ Proz. für ihre Aktien bezogen, und die Aktien notieren 4000, d. h. das Vierfache des Wertes, zu dem sie ausgegeben wurden. Lege man bei uns die bisherigen Geschäftserfolge zu Grunde, so stelle sich nach der Novelle der vermutliche Gewinn der Aktionäre auf 5,86 Proz., wenn die Anteile zu pari, auf 4,50 Proz., wenn sie zu 130 gerechnet würden.

Bei einer Herabsetzung der Verzinsung kommt es ferner wesentlich darauf an, festzustellen, in was für Händen die Anteilsscheine sich befinden. Nach den Stammbüchern der Bank gibt es 7484 Anteilseigner. Davon sind Eigner eines Anteils (à 3000 Mk.) 3546, von zwei Anteilen 1276, von drei 649, zusammen 5471, fast drei Viertel der Gesamtzahl aller Anteilseigner. 1594 haben 4-10, 565: 11-30 und 154 haben mehr als 30 Anteile. Eigner mit einem oder zwei Anteilen sind fast ausnahmslos Privatpersonen, Beamte, kleine Händler, Pastoren, Witwen und Waisen etc., darunter Süddeutsche 855 mit einem, 155 mit zwei Anteilen. Die große Zahl von Besitzern kleiner Anteile erklärt sich daraus, daß bei der Ausgabe der letzten 20,000 Stück Aktien im J. 1875, entsprechend der Weisung des Reichskanzleramtes, im Hinblick auf die fünfzehnfache Überzeichnung die kleinern Subskribenten bevorzugt wurden. Die Erwartung einer gleich hohen Dividende, wie die preußische Bank sie gezahlt, beispielsweise in den letzten Jahren nicht unter 11 Proz., ging bekanntermaßen nicht in Erfüllung, wodurch bittere Enttäuschungen entstanden. Eine weitere Verkürzung der Dividende, als die Novelle bestimmt, hätte jedenfalls neuerdings erheblich zur Beunruhigung der Gemüter beigetragen.

Es wurde zu gunsten der Aktionäre endlich betont, daß die Reichsbank für das Reich große Lasten übernommen habe, daß sie verpflichtet sei, das Reichsguthaben, einen Haushalt von 1 Milliarde 400 Mill. Mk. unentgeltlich zu verwalten, daß sie ferner gegen ihre unmittelbaren Interessen den Verkehr mit den nötigen Münzen versorge. Allen an die Reichsregierung herantretenden derartigen Wünschen komme die Reichsbank ungesäumt entgegen, so namentlich auch in Fällen, wo eine plötzliche militärische Konzentration einen größern Geldbedarf hervorruft.

VI. Kommunalsteuerpflicht, Statistik.

Nach § 21 des Bankgesetzes ist die Reichsbank samt allen ihren Zweiganstalten im Reichsgebiet frei von staatlichen Einkommen- und Gewerbesteuern. Hingegen scheiterte die ebenfalls in Aussicht genommene Befreiung von den Gemeindesteuern an dem Widerstand der Interessenten. Allein es wurde in den Beratungen des Reichstags hervorgehoben, daß sehr häufig seitens der Bankverwaltung die Gründung einer Bankfiliale von der Kommunalsteuerfreiheit abhängig gemacht werde. Ja, es war manchen deutschen Städten an der Errichtung einer Bankfiliale so sehr gelegen, daß sie der Reichsbank ein »Haus von vortrefflicher Beschaffenheit« bauten und eigentümlich überließen. Die Reichsbank nahm dieses »Geschenk« mit um so größerer Bereitwilligkeit entgegen, als es im wesentlichen dem Reiche zu gute kommt (§ 41, Absatz 1a des Bankgesetzes) und als darin lediglich ein Ausdruck der wohlthätigen Wirksamkeit des Zentralinstituts zu finden ist. In der That hat denn auch die Reichsbank weitaus das größte Filialnetz unter allen europäischen Zettelbanken.

Zum Schluß fügen wir die wichtigsten statistischen Angaben über die bisherige Entwickelung der R. an.

Übersicht des Gewinnes der Reichsbank 1876-88.

Jahr Gewinn der Reichsbank In Prozenten des Grundkapitals Davon erhielten

die Anteilseigner der Reservefonds das Reich

Mill. Mark Mill. Mark in Proz. des Grundkapitals Mill. Mark Mill. Mark

1876 10,29 8,57 7,35 6⅛ 0,98 1,95

1877 10,77 8,98 7,55 6,29 1,07 2,15

1878 10,79 8,99 7,56 6,3 1,08 2,16

1879 6,92 5,77 6,00 5 0,32 0,61

1880 9,88 8,23 7,20 6 0,90 1,79

1881 11,90 9,91 8,00 6⅔ 1,30 2,60

1882 13,06 10,88 8,46 7,05 1,53 3,06

1883 10,66 8,88 7,50 6¼ 1,05 2,10

1884 10,64 8,87 7,50 6¼ 1,05 2,10

1885 10,61 8,84 7,49 6,24 1,04 2,08

1886 7,77 6,48 6,35 5,29 0,47 0,95

1887 10,51 8,76 7,44 6,2 1,02 2,04

1888 8,10 6,75 6,48 5,4 0,54 1,08

Zusammen: 131,90 - 9,49 - 12,34 2,47

Durchschnitt: 10,15 8,46 7,30 6,08 0,95 1,90

Nachstehend ist berechnet worden, wieviel die Dividende und der Anteil des Reichs in den Jahren 1876 bis einschließlich 1888 betragen haben würden, wenn Zuschreibungen an den Reservefonds nicht zu machen gewesen wären und statt der im § 24 des Bankgesetzes unter Ziffer 1 und 3 genannten Dividendensätze von 4½ und 8 Proz., solche von 3½ und 6 Prozent bestanden hätten.

Jahr Dividende Mill. Mark Prozent Anteil des Reichs Mill. Mark

1876 7,22 6,02 3,06

1877 7,34 6,12 3,43

1878 7,35 6,12 3,44

1879 5,56 4,64 1,36

1880 7,04 5,87 2,89

1881 7,62 6,35 4,27

1882 7,92 6,60 5,15

1883 7,32 6,10 3,35

1884 7,31 6,09 3,33

1885 7,30 6,08 3,31

1886 5,99 4,99 1,79

1887 7,28 6,06 3,23

1888 6,15 5,13 1,95

Zusammen: 91,40 - 40,51

Durchschnitt: 7,03 5,86 3,12

Zusammenstellung der im Jahre 1890 veröffentlichten Wochenübersichten¹ in Millionen Mark.

Datum Metallgeld Reichskassenscheine Wechsel Lombard Effekten Sonstige Aktiva Notenumlauf Sonstige täglich fällige Verbindl. Sonstige Passiva

Januar 31. 785,3 20,0 506,1 76,3 26,8 32,8 998,0 304,8 0,53

Februar 28. 822,5 20,0 485,4 106,1 1,9 42,4 916,6 414,0 0,33

März 31. 803,1 19,3 594,8 135,8 3,9 43,0 1051,6 401,3 1,20

April 30. 835,9 21,3 538,8 90,8 6,3 30,1 996,7 383,8 0,59

Mai 31. 870,1 23,7 484,0 87,2 5,8 33,3 940,5 415,9 0,53

Juni 30. 849,6 21,8 567,8 142,5 6,2 32,9 1084,5 389,1 1,61

Juli 31. 838,6 21,4 499,1 83,9 1,9 31,8 975,3 354,9 0,60

August 31. 797,6 20,6 530,5 67,3 19,2 27,9 976,1 336,6 0,47

September 30. 724,7 16,7 665,3 115,2 46,3 29,5 1131,7 315,0 0,37

Oktober 31. 718,8 16,8 612,7 90,4 29,2 36,9 1052,8 298,9 0,36

November 30. 763,9 18,7 598,0 78,8 9,3 32,6 969,9 376,7 0,21

Dezember 31. 758,7 16,2 613,6 146,1 37,7 31,8 1102,6 347,7 1,49

¹ Das Grundkapital (gleich 120 Mill. Mk.) und der Reservefonds (gleich 26 Mill. Mk.) blieben unverändert.