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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rupp; Russell; Russische Litteratur 1885-90

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Rupp - Russische Litteratur.

der Jugend, sondern ihre gesamte Wachstumszeit hindurch ernährt. In der obersten Schicht (12-14 cm und mehr) wird der Boden rings um die Pfahlwurzel von feinen Fasern in großer Zahl durchzogen, tiefer aber, wo der Boden härter wird (bei Tiefkultur auf etwa 25 cm), entstehen stärkere, sich reichlich verzweigende Wurzeln, während die nur wenige Verzweigungen bildende Pfahlwurzel noch tiefer in den Boden dringt. Letztere versorgt die Pflanze mit Nahrung und Wasser, insbesondere dann, wenn durch Austrocken in den obern Bodenschichten die Bildung feiner Wurzeln zeitweilig unterbrochen ist. Zur Saat ist vor allem die für die vorliegenden Boden- und klimatischen Verhältnisse passende zuckerreichste Rübensorte zu wählen, und sind nur solche Rübenkerne zu nehmen, die sortenecht, mittlerer Größe (2-3 Früchte), nur 15-16 Proz. Wasser besitzen und rein sind sowie eine große Zahl von Keimpflänzchen von der Gewichtseinheit liefern. Den richtigen Zeitpunkt der Ernte sucht man in Fabrikwirtschaften durch wiederholte Polarisationen des Saftes festzustellen; derselbe ist gekommen, wenn sich der Zuckergehalt nicht mehr vermehrt. Bei der Auswahl der Samenrüben wird gleichfalls durch Polarisation der Zuckergehalt des Saftes (bei Eliterüben 14 Proz.) bestimmt. Bei der billigern Samenzucht aus Stecklingsrüben wird der Same, welcher von Rüben gewonnen wurde, deren Saft im Frühjahr mindestens 12 Proz. Zuckergehalt zeigt, eng auf 25-31 cm gedrillt, die jungen Pflanzen werden nur sehr wenig verdünnt und die auf diese Art erhaltenen kleinen, 10-13 cm langen Rüben (Stecklinge) von 200-300 g Gewicht sorgfältig über Winter aufbewahrt und im zweiten Vegetationsjahr auf einer größern Fläche wie gewöhnlich als Samenträger benutzt. Mit den Stecklingsrüben von einem Hektar können 8-10 Hektar Samenrüben gepflanzt werden. Vgl. Knauer, Der Rübenbau (6. Aufl., Berl. 1886); Derselbe, Der Rübensamen (das. 1885); Werner, Der praktische Zuckerrübenbauer (Bonn 1888); Kiehl, Einige Beobachtungen beim Anbau von Zuckerrüben auf Herrschaft Reindörfel, Kreis Münsterberg (2. Aufl., Reindörfel 1891); Hodek, Die Fortschritte der Rüben- und Rübensamenkultur (2. Aufl., Prag 1890); Briem, Die Zuckerrübe (Wien 1889).

Rupp, Julius August Leopold, protestant. Theolog, geb. 13. Aug. 1809 zu Königsberg, studierte daselbst Theologie und Philosophie, habilitierte sich 1830 an der philosophischen Fakultät und war zugleich am Altstädtischen Gymnasium als Oberlehrer thätig. Als solcher veröffentlichte er einige gymnasial-pädagogische Schriften und die kirchengeschichtliche Monographie »Gregors, des Bischofs von Nyssa, Leben und Meinungen« (Leipz. 1834). 1842 zum Garnisonprediger an der Schloßkirche zu Königsberg ernannt, hielt er 15. Okt. d. J. und dann wieder 18. Jan. 1844 in der Königlich deutschen Gesellschaft Vorträge über den christlichen Staat und über Theodor v. Hippel, welche ihm Verweise von seiten des Konsistoriums, aber auch die Führerstelle in der Opposition eintrugen, die sich gegen die von dem Generalsuperintendenten Sartorius geleiteten Herrschaftsbestrebungen der Orthodoxie gebildet hatte. Ein Programm dieser Richtung war seine Schrift »Der Symbolzwang und die protestantische Gewissens- und Lehrfreiheit« (Königsb. 1843); dazu zwei Sammlungen: »Christliche Predigten« (das. 1843 u. 1845). Im J. 1844 half R. das »Christliche Volksblatt« gründen, dessen erstem Hefte der separat erschienene Aufsatz »Was muß die bevorstehende Provinzialsynode thun?« (Königsb. 1844) entnommen war, welcher der Beteiligung des Laienelements das Wort redete. Bald darauf wurde R. wegen einer gegen das Symbolum Athanasianum oder vielmehr gegen dessen Eingangsworte »Quicunque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem« gerichteten Predigt: »Der christliche Glaube ist der Glaube der Mündigen« (Königsb. 1845), vom Konsistorium abgesetzt. Wiewohl vermögenslos, verheiratet und Vater von sechs Kindern, that er nichts, um dieses Geschick abzuändern oder zu lindern. Bereits hatte die deutsch-reformierte Gemeinde in Königsberg R. zu ihrem Prediger erwählt. Aber der König versagte die Bestätigung. So kam es 16. Jan. 1846 in Königsberg zur Bildung einer sogen. Freien Gemeinde, die in R. ihren Prediger fand. Als im gleichen Jahre die Generalversammlung des Gustav-Adolf-Vereins in Berlin tagte und R. auf derselben als Vorstandsmitglied des Hauptvereins der Provinz Preußen und Abgeordneter desselben erschien, wurde er, als der evangelischen Kirche nicht mehr angehörig, zurückgewiesen. Dem heftigen Kampfe, welcher sich infolge dieses Beschlusses innerhalb jenes Vereins selbst erhob, machte R. durch freiwilligen Rücktritt aus dem Vorstand ein Ende. In diese Zeit fallen seine Schriften: »Die Symbole oder Gottes Wort?« (Leipz. 1846), »Offener Brief an das Konsistorium zu Königsberg« (das. 1846), »Das Verfahren des Königsberger Konsistoriums gegen den Divisionsprediger Dr. J. R. ^[Julius Rupp]« (Wolfenbüttel 1846), »Erbauungsbuch für freie evangelische Gemeinen« (Königsb. 1846-47, 3 Tle.), »Offener Brief an Behnsch« (Leipz. 1847), »Königsberg, der Gustav-Adolf-Verein und die evangelische Kirche« (Altenb. 1847) und die Gründung der Zeitschrift »Die freie evangelische Kirche« (das. 1847). Das Jahr 1848 befreite ihn vorübergehend von Verhängung weiterer Strafen für »unerlaubte Amtshandlungen«, wofür seine Thätigkeit als Prediger der Freien Gemeinde behördlicherseits angesehen wurde. Aber schon 1850 und wieder 1854 wurde er mit 2 Monaten, 1852 mit 6 Wochen Gefängnis bestraft. Die Venia legendi entzog ihm ein Ministerialreskript 1851. Zweimal (1849 und 1862) hat er seine Vaterstadt als Abgeordneter im Ständehaus vertreten. Seit 1863 zog er sich vom öffentlichen Leben zurück, um nur noch der Freien Gemeinde und der litterarischen Thätigkeit zu leben. Es erschienen: »Christliche Predigten« (Königsb. 1849); »Von der Freiheit«, Vorträge (das. 1856); ferner die Zeitschrift »Königsberger Sonntagspost« (das. 1856-62) und »Der Verfassungsfreund« (das. 1863). Aus diesen Organen sowie aus den Zeitschriften »Religiöse Reform« (bis 1876) und »Reformblätter« (1880-84) sind noch manche Artikel, in welchen R. zu Zeiterscheinungen Stellung nahm, separat erschienen. Er starb 11. Juli 1884. »Predigten aus den letzten Jahren seines Lebens« sind nachträglich (Leipz. 1890) herausgegeben worden.

Russell, 4) Francis Charles Hastings R., neunter Herzog von Bedford, starb 14. Jan. 1891 in London.

Russische Litteratur 1885-90. Die schriftstellerische Gesamtproduktion Rußlands belief sich für den Zeitraum 1887-89, für welchen statistische Daten vorliegen, auf 17,179 Schriften in russischer Sprache, hierunter: Belletristik, Poesie und Litteraturgeschichte 2652, geistlichen Inhalts 2256, Medizin 1363, Geschichte und Geographie 1342, Mathematik und Naturkunde 548, Landwirtschaft 488, Rechtskunde 485, Technik 484, Volkswirtschaft 463, Päda-^[folgende Seite]