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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sachsen

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Sachsen (Königreich: Statistisches).

Proz.) und bleibt nur um ein Geringes hinter der von 1871-75 (1,92 Proz.) zurück. Auf die einzelnen Landesteile verteilt sich die Bevölkerung so:

Kreishauptmannsch. Einw. auf 1 qkm Zunahme Proz.

Dresden 950454 219 89896 10,45

Leipzig 869371 243 95335 12,32

Zwickau 1309998 283 119149 10,01

Bautzen 370690 150 14130 3,96

Zusammen: 3500513 233 318510 10,01

Drei Städte haben wie 1885 mehr als 100,000 Einw. (Leipzig und Vororte 293,525, nach Einverleibung weiterer Vororte 1. Jan. 1891: 353,272; Dresden 276,085, Chemnitz 139,955); zu den schon damals vorhandenen sechs Städten mit einer Bevölkerung von 20-50,000 Einw. sind Bautzen (21,517) und Reichenbach (21,498) hinzugetreten. Im J. 1888 fanden 30,327 Eheschließungen statt; es wurden geboren 145,697 (75,078 männliche, 70,619 weibliche); es starben 92,387, nämlich 48,750 männliche, 43,637 weibliche; 40,421 von den Gestorbenen gehörten dem Säuglingsalter an. Von 1881 bis mit 1886 schwankte die allgemeine Sterblichkeit zwischen 28 und 30 pro Mille; 1887 betrug sie 27,2, 1888: 26,4, 1889: 27 pro Mille. Die beobachtete Mindersterblichkeit gestattete auch der Altersrentenbank, ihre Rentensätze für die Versicherten vom 1. Mai 1888 an zu ermäßigen. Die Auswanderung, welche 1881 die Zahl von 9241 Köpfen erreicht hatte, ist bis 1889 auf 2367 zurückgegangen. Der prozentuale Anteil Sachsens an der deutschen Auswanderung belief sich 1889 auf 2,62.

Die Staatswaldungen umfaßten 1889: 174,610 Hektar. Die Gesamtverschlagung an Derbholz betrug 831,905 Festmeter. Vereinnahmt wurden überhaupt durch die Holznutzung 11,9 Mill. Mk., der Reinertrag betrug 8,221,430 Mk. Die Privatwaldungen bedeckten 4592 Hektar. Der Ernteertrag war 1889 folgender:

Hektar Doppelzentner

Weizen 50520 685920

Roggen 211943 2553609

Gerste 31667 141963

Hafer 185534 2844570

Buchweizen 3553 26287

Erbsen 2560 40311

Mengfrucht 11505 136352

Wicken 3920 40311

Kartoffeln 119004 11934319

Rüben 30031 5296625

Kraut 15674 2534523

Raps 21114 18456

Klee 88524 3081399 Heu

Wiesen 171897 5113543 Heu

Die fiskalischen Weinberge in der Hoflösnitz sind 1889 der Reblaus zum Opfer gefallen (vgl. Reblaus, S. 761). Der Rückgang der Schafzucht ergibt sich am deutlichsten aus dem der Wollmärkte zu Dresden, Bautzen und Kamenz; 1875 betrug die eingebrachte Wolle 250,118 kg, 1889: 51,273 kg.

Beim Erzbergbau waren 1888 nur noch 132 gangbare Gruben mit 7408 Beamten und Arbeitern vorhanden; die Produktion an Erzen hatte einen Wert von 5 Mill. Mk. Bei den fiskalischen Hüttenwerken zu Freiberg wurden 1888 eingekauft 400,333 metr. Ztr. Erze und Gekräze für 11,2 Mill. Mk., und 592 kg Gold, 93,077 kg Silber, 41,812 metr. Ztr. Bleiprodukte, 21,022 Kupfervitriol, 9037 Eisenvitriol, 10,585 Arsenikalien, 155,336 metr. Ztr. Schwefelsäure etc., zusammen für 16,6 Mill. Mk. verkauft. Kohlengruben waren 153 mit 21,387 Beamten und Arbeitern in Betrieb mit einer Produktion von 4,358,825 Ton. Steinkohlen (1889: 3,321,645), 839,968 T. Braunkohlen, 260 T. Anthracit im Gesamtwert von 39 Mill. Mk. Fabrikanlagen gab es 1889: 12,963, davon mit Dampfbetrieb 4750, feststehende Dampfkessel und Dampfmaschinen 7420, beschäftigte Arbeiter 340,498. Bierbrauereien bestanden 1889 in Städten 223, auf dem Lande 553, darunter 23 Aktienbrauereien mit einem Kapital von 19,1 Mill. Mk. Erzeugt wurden 3,896,767 hl Bier. Von den 627 Branntweinbrennereien waren 1889: 592 in Betrieb. Nach der Statistik im Reichsversicherungsamt entfielen 1887 auf das Königreich S. von der

Betriebe Arbeiter

Textilindustrie 40,9 Proz. 24,9 Proz.

Eisen- und Stahlindustrie 8,4 - 8,6 -

Bergbau 6,6 - 7,5

Brauindustrie 7,1 - 7,8

Seit 1871 waren in S. zeitweilig 632 Mill. Mk. in 382 Aktienunternehmungen angelegt, die sich jedoch bis 1. Okt. 1884 auf 226 Gesellschaften mit 354,6 Mill. Mk. Aktienkapital verminderten.

Verkehr. Die Länge der Staatsstraßen betrug Ende 1888: 3709 km, die Bahnlänge der Staatseisenbahnen Ende 1890: 2510 km, die der Privatbahnen unter Staatsverwaltung 26,61 km. Unter allen deutschen Staaten hat S. das dichteste Eisenbahnnetz. Im J. 1889 kamen auf 100 qkm 16,2 km Eisenbahn (in Baden 9,29, in Preußen 6,90). Eine große Ausdehnung hat in S. das System der Sekundärbahnen gewonnen, denn von der Gesamtbetriebslänge sind 2302 km normalspurig und 199 (im ganzen Reiche 900) schmalspurig; 1731 sind in Vollbetrieb, 571 in Sekundärbetrieb. Auf den Bahnbau sind bis Ende 1889 im ganzen verwendet worden 708 Mill. Mk. Befördert wurden 1889: 31 Mill. Personen (gegen 1888 +7,48 Proz.) und 16,3 Mill. Ton. Güter (+9,30 Proz.). Die Gesamteinnahme betrug 85 Mill. Mk., die Ausgabe 49 Mill. Mk., der Überschuß 36 Mill. Mk. Das mittlere Anlagekapital hat sich mit 5,584 Proz. verzinst. An Elbfahrzeugen waren vorhanden 66 Dampfer und 560 Segel- und Schleppschiffe mit zusammen 3,014,703 Ztr. Tragfähigkeit. Postanstalten hatte S. 1889: 974, Telegraphenanstalten 650. Briefsendungen wurden aufgegeben 147,5 Mill., gingen ein 132,5 Mill., Pakete aufgegeben 12¾ Mill., gingen ein 10 Mill., beide ausschließlich der Wertsendungen. Telegramme wurden aufgegeben 1,437,122, kamen an 1,527,312.

Versicherungswesen. 1887 waren vorhanden: Gemeindekrankenversicherungskassen 586, Ortskrankenkassen 359, Betriebs- (Fabriks-) Krankenkassen 774, Baukrankenkassen 12, Innungskrankenkassen 45, eingeschriebene Hilfskassen 310, landesrechtliche 75, Knappschaftspensionskassen 29. Unfallversicherung der Arbeiter: Betriebe 27,843, versicherte Personen 494,778, verletzte 1554, entschädigungsberechtigte Hinterbliebene 456. Für S. ist eine einzige Alters- und Invaliditätsversicherungsanstalt errichtet. Gesamtbetrag der Versicherungen bei der Immobiliarversicherung: 3560,6 Mill. Mk. Für 1329 Brandschäden wurden 1888 vergütet 3,7 Mill. Mk. Die Mobiliarfeuerversicherung betrug 3278, 6 Mill. Mk., die Vergütung 3,5 Mill. Mk.

Sparkassen besaß S. 1888: 132 städtische und 79 ländliche. Die Einzahlungen betrugen 121 Mill. Mk. (gegen 114 Mill. im Vorjahr), die Rückzahlungen 105,6 Mill. (101,3 Mill.), das Einlegerguthaben am Jahresschluß 523 Mill. (491 Mill.). Seit dem Bestehen der Sparkassen wurden aus den Überschüssen derselben zu gemeinnützigen oder wohlthätigen Zwecken 26,9 Mill, Mk. verwendet.