Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Steindorff; Steinen; Steinholz; Steinkohlenteer; Stengel; Stephan; Stereochemīe

883

Steindorff - Stereochemie.

deln mit Stahlstiften bilden, haben ebensowenig Erfolg gehabt wie diejenigen nach Art der Storchschnabel konstruierten, und sind im allgemeinen seit Einführung der Preßluftwerkzeuge (s. Werkzeuge) wohl auch überflüssig geworden. Dagegen leisten die Sandstrahlgebläse zur Herstellung von Figuren gute Dienste, namentlich seitdem die Thatsache feststeht, daß feingekörntes, durch Abschrecken gehärtetes Gußeisen besonders wirksam auf hartem Gestein ist und statt Sand gegen die Oberfläche geschleudert letztere viel schneller bearbeitet. Vgl. Schwartze, Die Steinbearbeitungsmaschinen (Leipz. 1885).

Steindorff, Ernst, Geschichtsforscher, geb. 15. Juni 1839 zu Flensburg, studierte in Kiel, Göttingen und Berlin Geschichte, erlangte auf letzterer Universität 1863 mit der Dissertation »De ducatus, qui Billingorum dicitur, in Saxonia origine et progressu« (Berl. 1863) die philosophische Doktorwürde, habilitierte sich, nachdem er 1863-66 als Sekretär des Herzogs Friedrich von Augustenburg für dessen Sache in Schleswig-Holstein gewirkt hatte, 1866 als Dozent der Geschichte in Göttingen und ward 1873 außerordentlicher, 1883 ordentlicher Professor der Geschichte daselbst. Er schrieb: »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich III.« (Leipz. 1874-81, 2 Bde.).

Steinen, Karl von den, Forschungsreisender, übernahm im Frühjahr 1890 die Redaktion des »Ausland« und habilitierte sich im Herbst d. J. an der Universität Marburg für Völkerkunde.

Steinholz wird aus Sägespänen hergestellt, welche mit einem Bindemittel unter sehr hohem Druck zusammengepreßt werden. Als Bindemittel dient gebrannter, sehr fein gemahlener Magnesit. Der rohe Magnesit wird auf einem Desintegrator gepulvert, darauf gesiebt und in einer Maschine, welche halb aus einem Kollergang, halb aus einem Pochwerk besteht, unter Zusatz einer Flüssigkeit mit den Sägespänen auf das innigste zu einem dicken Teig gemischt. Die dadurch entstandene Masse gelangt in Rahmen von höchstens 1 qm Fläche in eine Vorpresse, um unter langsam gesteigertem Druck in homogene Platten verwandelt zu werden, die unter der Hauptpresse mit einem Druck von 1,5 Mill. kg die Härte erhalten, wozu 8 Stunden erforderlich sind. Endlich werden sie durch eine mit Druckwasser betriebene Ausstoßpresse aus den Formen gebracht und sind dann zur Verwendung fertig. Diese beruht auf dem Umstande, daß die Platten nicht nur feuerbeständig und politurfähig sind, sondern auch eine außerordentliche Festigkeit besitzen und kein Wasser aufnehmen. Die Bruchfestigkeit beträgt nämlich auf 1 qcm für Biegung 439, für Zug 251, für Druck 854 kg. Das spezifische Gewicht ist 1,553, der Härtegrad 6-7. Man benutzt dasselbe als Baumaterial zu Fußböden, Wandbekleidung, Dachdeckung sowie zu Vasen, Konsolen, Schalen in Nachahmungen von Marmor, Granit, da es sich in beliebige Formen pressen, nach dem Erhärten auf der Drehbank etc. bearbeiten läßt.

Steinkohlenteer, s. Kohlenwasserstoffe.

Stengel, 1) Karl, Freiherr von, Rechtslehrer, geb. 27. Juli 1840 zu Peulendorf bei Bamberg, studierte in München, trat 1866 daselbst in den Staatsdienst, wurde 1871 Landgerichtsrat in Mülhausen i. E., 1879 in Straßburg. Mehrere in den Jahren 1875-78 in Hirths »Annalen des Deutschen Reichs« veröffentlichte Abhandlungen (»Die Übertragung der Verwaltungsrechtsprechung an die ordentlichen Gerichte«, »Das öffentliche Recht und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Elsaß-Lothringen«, »Bodenkredit und Bodenkreditanstalten«) waren der Anlaß, daß er im Sommer 1881 auf den neugegründeten Lehrstuhl für Verwaltungsrecht an der Universität Breslau berufen und zum ordentlichen Professor in der juristischen Fakultät daselbst ernannt wurde. 1890 übernahm er die durch den Tod Joseph v. Helds erledigte Professur für öffentliches Recht an der Universität Würzburg. Unter seinen Schriften sind außer den genannten Abhandlungen hervorzuheben: »Die Organisation der preußischen Verwaltung nach den neuen Reformgesetzen« (Leipz. 1884); »Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts« (Stuttg. 1886); »Die deutschen Schutzgebiete, ihre rechtliche Stellung, Verfassung und Verwaltung« (Münch. 1889, 2 Hefte). In Verbindung mit andern gab er das »Wörterbuch des deutschen Verwaltungsrechts« (Freib. 1890, 2 Bde.) heraus.

2) Edmund, Philolog, geb. 5. April 1845 zu Halle a. S., studierte daselbst und in Bonn, wo er 1868 promovierte, und habilitierte sich, nachdem er Studienreisen nach Frankreich und England, später auch nach Italien unternommen hatte, 1870 an der Universität zu Basel und wurde 1873 als ordentlicher Professor der abendländischen Sprachen und Litteraturen an die Universität zu Marburg berufen. Außer seiner Dissertation: »Vokalismus des lateinischen Elements in den wichtigsten romanischen Dialekten von Graubünden und Tirol« (Bonn 1868) und zahlreichen Beiträgen zu Fachzeitschriften veröffentlichte er: »Codicem manuscriptum Digby 86 in Bibl. Bodleiana asservatum descripsit, excerpsit, illustravit« (Halle 1871); »Mitteilungen aus französischen Handschriften der Turiner Universitätsbibliothek« (das. 1873); »Li romans de Durmart le Galois« (Bd. 116 der Bibliothek des Stuttgarter Litterarischen Vereins, Tübing. 1873); »Die provenzalische Blumenlese der Chigiana« (Marb. 1878); »Das altfranzösische Rolandslied der Oxforder Handschrift in photographischer Wiedergabe und in diplomatischem Abdruck« (Heilbr. 1878); »Die beiden ältesten provenzalischen Grammatiken« (Marb. 1878); »Die ältesten Anleitungsschriften zur Erlernung der französischen Sprache« (in Bd. 1 der von Körting und Koschwitz herausgegebenen »Zeitschrift für neufranzösische Sprache und Litteratur«, Oppeln 1879); »Erinnerungsworte an Friedrich Diez nebst Briefen von ihm« (Marb. 1883); »Private und amtliche Beziehungen der Brüder Grimm zu Hessen« (das. 1886, 2 Bde.); »L'istoire de la destruction de Troye la grant par J. ^[Jacques] Milet« (autographische Vervielfältigung der Ausgabe von 1484, das. 1883); »Chronologisches Verzeichnis französischer Grammatiken vom Ende des 14. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts« (Oppeln 1890). Das von ihm herausgegebene Sammelwerk: »Ausgaben und Abhandlungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie« (Marb. 1881 ff., bis jetzt 88 Hefte) enthält an eignen Arbeiten Stengels in Heft 1 und 11 »Ausgabe der ältesten französischen Sprachdenkmäler mit einem Wortverzeichnisse« und in Heft 84: Ausgabe von »Galïens li restorés«. In weitern Kreisen ist S. bekannt durch die Anregung, welche er zu dem Inslebentreten der Neuphilologentage gegeben hat (1886), sowie durch sein Eintreten für die Realschulen und die Schulreform.

Stephan, 3) Báthori, König von Polen. Vgl. Zakrzewski, Stefan Batory (Krak. 1887).

Stereochemīe (griech.), Lehre von der geometrischen Isomerie, derjenige Teil der theoretischen Chemie, welcher die räumliche Lagerung der Atome in den Molekülen der chemischen Verbindungen in den Bereich seiner Untersuchung zieht. Sie ist hervorge-^[folgende Seite]