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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thurn und Taxis; Tiberias; Tide Predictor; Tiefsee-Untersuchung; Tiele; Tier

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Thurn und Taxis - Tier.

Thurn und Taxis. Die Erbprinzessin Helene von T., Tochter des Herzogs Max von Bayern und Schwester der Kaiserin von Österreich, eine einflußreiche Frau, welche seit dem Tode ihres Schwiegervaters für ihre minderjährigen Söhne lange Zeit die Angelegenheiten ihres Hauses geleitet hatte und eine Hauptstütze der Ultramontanen gewesen war, starb 16. Mai 1890 in Regensburg. Fürst Albert, Haupt des fürstlichen Hauses, vermählte sich 15. Juli 1890 in Pest mit der Erzherzogin Margarete von Österreich (geb. 6. Juli 1870), der zweiten Tochter des Erzherzogs Joseph und der Prinzessin Klotilde von Sachsen-Koburg.

Thurn und Taxis, Emerich, Prinz von, österreich. General, Sohn des Humanisten Fürsten Karl Anselm von T. (gest. 1844), geb. 12. April 1820 zu Prag, trat 1838 als Leutnant in das 8. Kürassierregiment, zeichnete sich in den Feldzügen 1848-49 in Italien, dann in Ungarn als Rittmeister und Eskadronskommandant aus, ward 1854 Oberst und Kommandant des 7. Ulanenregiments, 1859 Generalmajor und Brigadier, 1860 Kommandant des Zentralkavalleriekurses. Im Feldzug 1866 gegen Preußen befehligte er die 2. leichte Kavalleriedivision; nach Beendigung desselben Feldmarschallleutnant, schied er 1869 aus dem aktiven Dienst und wurde 3. Nov. 1875 zum Oberststallmeister des Kaisers und Kapitän der Leibgarde-Reitereskadron, 1. Nov. 1876 zum General der Kavallerie ernannt. T. ist lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und seit 1876 Inhaber des Husarenregiments Graf von Hadik Nr. 3.

Tiberias. Neuere Untersuchungen des Ingenieurs G. Schumacher machen es sehr wahrscheinlich, daß die von Herodes gegründete Stadt nicht genau an der Stelle des heutigen Tabarije, sondern südlich davon lag. Südwestlich der heutigen Stadt, aber noch nördlich von den warmen Bädern (heute Hammâm Ibrahîm Pâscha oder Hammâm Tabarije, wahrscheinlich das Hammath des Buches Josua) erhebt sich ein isolierter Berg etwa 175 m über den See (absolute Meereshöhe -30 m), dessen Oberfläche rings ummauert und mit Türmen versehen war; heute Kasr Bint el Melek (»Schloß der Königstochter«) genannt, diente er der Herodianischen Stadt zur Akropolis. Sein östlicher Abhang und die Ebene zwischen ihm und dem See ist heute mit Ruinen bedeckt und trug einst die Stadt T., welche durch Mauern mit der Burg in Verbindung stand und auch nach der Seeseite hin von solchen umgeben gewesen zu sein scheint. (Vgl. »Palestine exploration fund«, 1887.) Das nahe bei T. gelegene Emmaus oder Ammaus, welches in den Kriegszügen Vespasians eine Rolle spielt und bisher mit jenen Warmbädern südlich von T. gesucht wurde, verlegt Guthe jetzt nach dem Wâdi Amwâs oder Wâdi Abû el Amîs, 3 km nördlich von T. am Seeufer, wo gleichfalls warme Quellen sprudeln.

Tide Predictor (engl., spr. teid-pridíckter, »Gezeitansagen«), s. Ebbe und Flut, S. 215.

Tiefsee-Untersuchung (neue Apparate: Tiefseereuse etc.), s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Tiele, Cornelis Petrus, niederländ. Theolog, geb. 16. Dez. 1830 zu Leiden, studierte an der Hochschule und dem Seminar der Remonstranten zu Amsterdam, war 1856-72 Prediger in Rotterdam, 1873-77 Seminardirektor der Remonstranten zu Leiden und wirkt seitdem daselbst als Universitätsprofessor. Er schrieb: »De godsdienst van Zarathustra bij de Perzen« (1863); »Vergelijkende geschiedenis der Egyptische en Mesopotamische godsdiensten« (Amsterd. 1869-72; franz. von Collins, Par. 1880); »Geschiedenis von de godsdienst tot aan de heerschappij der wereldgodsdiensten« (das. 1876; franz. von Vernes, 2. Aufl. 1886; deutsch von Weber: »Kompendium der Religionsgeschichte«, 2. Aufl., Prenzlau 1887); »Babylonisch-assyrische Geschichte« (in deutscher Sprache, Gotha 1886-87, 2 Bde.); den umfangreichen Artikel »Religion« in der »Encyclopaedia Britannica«. Auch veröffentlichte er außer einer Anzahl von Vorträgen und Festreden einen Band Gedichte (2. Aufl., Harl. 1874) und drei Bände Predigten sowie zahlreiche Aufsätze in der von ihm mitbegründeten »Theologisch Tijdschrift«, deren Mitredakteur er noch jetzt ist.

Tier. Nachdem die Art und Weise der Färbung und Zeichnung im Tierreich lange Zeit als bedeutungslos und zufällig gegolten, ist besonders durch Eimer die in der Mannigfaltigkeit der Zeichnungen herrschende Gesetzmäßigkeit und ihre Bedeutung für die Stammesgeschichte der Tiere nachgewiesen worden. Eimer studierte zunächst die Varietäten der Mauereidechse, von denen eine gestreifte (striata), gefleckte (maculata), ungezeichnete, oben braungelbe, unten farblose (modesta) und grüne (elegans) Varietät unterschieden werden; die Übergänge, die sich finden, führen alle zur gestreiften Varietät, so daß die gestreifte als die Stammform aller andern anzusehen ist; hierfür spricht auch, daß die Jungen aller dieser Eidechsen mehr oder weniger gestreift sind. Aus der gestreiften Zeichnung entsteht die gefleckte in der Weise, daß sich die Streifen in Flecke auflösen, und indem sich die Flecke quer verbinden, entsteht Querstreifung, welche demnach die jüngste, letzt entstandene Form der Zeichnung ist. In der Umwandlung von einer Zeichnung in die andre schreitet das Männchen voran; unter gestreiften Formen beobachtet man namentlich bei alten Männchen eine Auflösung der Längsstreifen in Flecke, beim Weibchen dagegen zeigen sich die Eigenschaften der Stammform länger und deutlicher als beim Männchen. Mit zunehmendem Alter tritt eine neue Zeichnung zuerst am hintern Ende des Körpers auf, zieht sich von da nach vorn und wird hinten durch eine neu auftretende wieder verdrängt (Gesetz der wellenförmigen Entwickelung). Am besten läßt sich die allgemeine Gültigkeit dieses Gesetzes in der Zeichnung der Raubtiere verfolgen; neue Eigenschaften in der Zeichnung treten hier zuerst an den Seiten auf und ziehen sich nach dem Rücken hin, so daß die Mittellinie des Rückens die alten Eigenschaften am längsten bewahrt. Die Stammformen des Katzengeschlechts sind die Zibetkatzen (Viverra); von ihnen stehen am tiefsten die von Madagaskar; sie sind vollkommen längsgestreift und stellen wohl die Urzeichnung aller Raubtiere dar; bei andern Arten, z. B. der spanischen Ginsterkatze, haben sich die Streifen in Flecke aufgelöst; die afrikanische und asiatische Viverre zeigen bereits eine beginnende Querstreifung. Die gefleckten Katzenarten, wie Leopard, Panther, Jaguar etc., entstanden aus längsgestreiften dadurch, daß die Streifen der letztern sich in Flecke auflösten; der Tiger ist vollkommen quergestreift, er besitzt nächst dem Löwen die am weitesten vorgeschrittene Zeichnung; die Löwen sind erwachsen einfarbig, aber in der Jugend gezeichnet. Die Hauskatze hat auf dem Rücken Längsstreifen, an den Seiten Querstreifen, die vorn oft noch aus Flecken bestehen; die Wildkatze hat eine weiter entwickelte Zeichnung, indem die seitlichen Querstreifen weniger zahlreich und im Schwinden begriffen sind; es scheint demnach, daß die Hauskatze nicht von der Wildkatze